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Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)

Titel: Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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bemüht. Ich war diejenige, die ihn weggestoßen hat. Meine Mom hat mich aufgezogen, während sie aufs College ging, studiert und gearbeitet hat. Sie hat immer versucht, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Dafür bewundere ich sie unheimlich. Ich glaube nicht, dass sie je darüber nachgedacht hat, mich abzuschieben.
    »Warum ziehst du dich an wie –«
    »Wie ein Trottel?«
    »Na ja. Ja.«
    »Meine Tante besteht darauf, dass ich mich konservativ kleide. Denkt wahrscheinlich, wenn ich wie ein böser Junge rumlaufe, dann bin ich auch einer.«
    »Bist du ein böser Junge, Nathan?«
    Er sieht auf den Boden und zuckt mit den Schultern. »War ich zumindest mal. Man fliegt nicht innerhalb von sieben Jahren aus dreizehn Pflegefamilien, weil man ein Musterknabe ist.«
    »Und jetzt?«
    »Ich denke, ich bin immer noch ganz schön abgefuckt.« Er sieht mich an. »Ich hätte dich nicht vor allen in der Cafeteria küssen dürfen. Und … ich muss gestehen, dass … ich wusste, dass dein Freund heute Abend auf der Party sein würde, und ich habe mich insgeheim darüber gefreut, dass er das mit unserem Kuss herausgekriegt hat. Ich weiß, ich habe dir wehgetan, Amy.«
    Die Wahrheit ist, dass ich mir selbst wehgetan habe. Meine Unsicherheit und Gefühlsverwirrung war größer als das, was ich die ganze Zeit tief in meinem Herzen wusste. Nach außen hin mache ich einen auf taff, dabei bin ich eigentlich schwach. Genau wie Nathan.
    Ich hake mich bei ihm unter und frage: »Habt ihr Eis im Haus?«
    »Glaub schon. Vanille vielleicht.«
    »Passt.«
    »Du willst mit zu mir kommen?«, fragt er völlig überrumpelt.
    »Ja, machen Freunde das nicht so?«
    »Ich muss zugeben, dass ich schon ziemlich lang keine Freunde mehr hatte. Keine Ahnung, ob ich überhaupt weiß, wie das geht.«
    »Was ist mit Bicky?«, frage ich, als wir in den Lift steigen und in den vierzigsten Stock hinauffahren.
    »Sie ist auch ein Pflegekind. Ich habe sie letzten Sommer in einem Heim in Freeport kennengelernt.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    Er holt tief Luft. »Auf Entzug. Sie ist da in eine ziemlich üble Sache hineingeraten und ist völlig am Ende. Jeden Samstag bringe ich ihr Blumen, doch sie lassen mich nicht zu ihr. Meine Briefe und so bekommt sie aber.«
    Wow, und ich dachte, mein Familien- und Liebesleben wäre schwierig. Ich verspüre den Drang, meine Mom und meinen Dad zu umarmen und ihnen dafür zu danken, dass sie es mit mir aushalten.
    Als wir vor Nathans Wohnungstür stehen, sieht er mich an. »Sag mal, könntest du dich vielleicht umziehen? Dein Shirt ist am Ärmel total vollgerotzt. Als Freund will ich ehrlich zu dir sein.«
    Ich sehe hinunter auf mein verschmiertes Shirt. Es ist grotesk. »Bin gleich wieder da«, sage ich und trotte hinüber zu meinem Apartment.
    Ich ziehe ein neues Oberteil an und gehe zurück zu den Keeners. Wir lümmeln uns in Nathans Zimmer auf sein Bett und ziehen uns eine große Packung Eis rein.
    Ich sehe Nathan an. Wenn man seine bescheuerten Klamotten mal außer Acht lässt, kann man erkennen, dass er möglicherweise ziemlich cool sein könnte. Mit VIEL Hilfe.
    »Was schaust du so?«, fragt er und mustert mich mit seinen strahlend grünen Augen.
    »Ich habe gerade überlegt, dass es doch Schwachsinn ist, sich anders anzuziehen, nur weil deine Tante und dein Onkel das wollen. Du solltest du selbst sein. Wenn sie dich rausschmeißen, weil du so bist, wie du bist, dann … bin ich sicher, dass du bei mir und meinem Dad wohnen könntest.«
    »Und wir wären dann wie Bruder und Schwester?«
    »Genau«, sage ich total ernst und meine es auch so. »Wie Geschwister. Und Freunde … gute Freunde.« Ich schiebe mir einen Löffel Vanilleeis in den Mund.
    Seine grünen Augen werden plötzlich feucht.
    »Nathan, weinst du?«
    Eine einsame Träne läuft über seine Wange. »Ja.« Er sieht nach unten und wischt sie hastig weg. »Ich hatte schon lange keine Geschwister mehr, Amy.«
    Ich umarme ihn. Ich bin mir ziemlich sicher, das ist seine erste geschwisterliche Umarmung seit vielen Jahren.
    »Spielst du wirklich Gitarre?«, frage ich ihn mit einem Blick auf den schwarzen Lederkoffer auf dem Boden, um die Stimmung etwas zu heben.
    »Hab mal in einer Band gespielt. Ist aber irgendwie schwierig, wenn man so oft umzieht wie ich.«
    Ich hole die Gitarre und halte sie ihm hin. »Spiel mir was vor.«
    »Was denn?«
    »Einen Song. Für mich.«
    »Soll ich mir selbst einen ausdenken?«
    »Wenn du kannst.«
    »Okay … mal sehen. Er heißt ›My

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