Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
Fitnessstudio unseres Wohnblocks, während ich mich schnurstracks an den Rechner setze.
Ich surfe im Internet. Keine Sorge, natürlich weiß ich, dass man im Chat keine persönlichen Daten verrät. Mein Dad arbeitet schließlich nicht umsonst als Berater im Ministerium für Innere Sicherheit. Er hat mich mit seinen Ausführungen zu den Gefahren des Internets so zu Tode gelangweilt, dass ich schon dachte, mir fallen gleich die Ohren ab.
Außerdem habe ich kein Interesse an Chatrooms, nee, ganz bestimmt nicht. Ich habe nur eins im Sinn: eine Frau für meinen Dad zu suchen. Also … wo bekomme ich die perfekte Partnerin für ihn her?
Ich surfe, bis ich schließlich fündig werde. Jippie!
Professionelles Jüdisches Single-Netzwerk.
Sogar mit Garantie: Bei uns werden Sie den idealen jüdischen Partner finden. Da wäre jeder Heiratsvermittler neidisch drauf.
Ich habe Anatevka gesehen – von daher sind das schon mal super Neuigkeiten.
Mein Herz rast, während ich die Homepage überfliege und die Voraussetzungen durchgehe, die man erfüllen muss, um dem PJSN beizutreten. Man muss Single sein. Sag bloß! Zwischen einundzwanzig und fünfundsiebzig Jahre alt. Bingo. Mein Dad ist sage und schreibe siebenunddreißig. Braucht einen College-Abschluss. Passt auch. Mein Dad hat sein Diplom an der University of Illinois gemacht. Muss über eine Kreditkarte verfügen, um die 59,99 Dollar Monatsbeitrag zu zahlen.
Okay, bei der Sache mit der Kreditkarte muss ich ein bisschen tricksen.
Meine Augen huschen zur Wohnungstür. Dads Portemonnaie liegt auf dem kleinen Sideboard, auf das wir immer die Post legen. Ich weiß, dass seine Kreditkarte da drin ist.
Ich schlendere zu seiner Geldbörse hinüber. Die Kreditkarte meiner Mom habe ich schon mal benutzt. Da natürlich mit ihrer Erlaubnis.
Es ist ja nichts dabei, wenn ich die Karte mal rausnehme. Nur einfach mal angucken. Langsam öffne ich seine Brieftasche. Japp, aus einem der Kartenfächer blitzt mich eine glänzende goldene Karte an. Ich ziehe sie heraus und werfe nervös einen Blick auf die Wohnungstür.
Mir bleiben noch mindestens dreißig Minuten, bis er zurückkommt. Ich lege das Portemonnaie auf das Sideboard zurück und setze mich mit seiner Kreditkarte in der Hand wieder an den Computer. Daran, dass es vermutlich verboten ist, die Kreditkarte eines anderen zu benutzen, verschwende ich keinen Gedanken – hier geht es schließlich darum, meinem Vater zu helfen.
In meinem Kopf erklingt mantraartig ein Singsang mit dem Text Seelenverwandte, Seelenverwandte, Seelenverwandte . Mein Dad kann ja nicht den Rest seiner Tage einsam und allein zubringen.
Ich klicke auf Registrieren , woraufhin der Computer mich mit einer Reihe von Fragen bombardiert. Ganz von allein tippen meine Finger die gewünschten Informationen ein.
Name: Ron Barak
Alter: 37
Haarfarbe: dunkelbraun
Augenfarbe: dunkelbraun
Kinder: eine reizende siebzehnjährige Tochter
Beruf: Sicherheitsberater
Bundesstaat: Illinois
Hobbys: Lesen, Wandern, Tennis, Baseball
Na gut, mit der Frage nach den Hobbys habe ich so meine Probleme. Um ehrlich zu sein, habe ich bei den aufgelisteten Hobbys ein wenig geschummelt. Dad hat keine Ahnung von Baseball. Das ist bei Israelis kein sonderlich beliebter Sport. Aber wenn man in Chicago wohnt, muss man entweder Baseball-, Basketball-, Hockey- oder Footballfan sein. In dieser Stadt dreht sich alles um Sport. Und dabei habe ich noch kein Wort über die Rivalität zwischen den Cubs und den Sox, zwischen der North Side und der South Side verloren.
Weiter mit der nächsten Frage: Beschreiben Sie sich mit zwei Worten.
Hm … welche zwei Wörter kommen gut bei den Frauen an? Ich entscheide mich für israelischer und Traumtyp und drücke auf Enter . Umgehend werde ich aufgefordert, ein Foto für sein Profil einzuscannen, und suche eins von unserer Israel-Reise aus.
Zuletzt muss ich noch meine Kreditkartennummer angeben – also seine Kreditkartennummer. Ich hämmere die Zahlen in die Tastatur, und schneller, als ihr »gestohlene Kreditkarte«sagen könnt, hat mein Dad sein eigenes Profil, eine PJSN -Mailadresse und ist bereit, seine Seelenverwandte kennenzulernen. Mannomann, bin ich vielleicht aufgeregt. Mein Dad ist Mitglied beim Professionellen Jüdischen Single-Netzwerk – jetzt können die Dates kommen.
Oh shit! Ich höre, wie die Tür aufgeht. Dabei halte ich noch immer die Kreditkarte meines Vaters in meiner kleinen heißen Hand. Tu was, schnell! , befehle ich mir.
Ich
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