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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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stehen wohl auch nur Babyfotos von euch herum?«
    Er nickt. » Ja, genau. Wir mussten alle neueren Fotos von uns verstecken, um sie nicht aufzuregen.«
    » Und was glaubt sie, wer du bist?«
    » Nach dem Tod von meinem Großvater wurde das Geld knapp und sie hat sich in dem großen Haus einsam gefühlt. Deswegen hat sie irgendwann angefangen, dieses Zimmer an Studenten von der Northwestern zu vermieten. Sie denkt wohl, ich wäre…« Er beendet den Satz nicht und es wird still im Zimmer.
    » Hast du immer noch so schlimme Migräne?«, breche ich schließlich das Schweigen. » Du siehst ganz blass und erschöpft aus.«
    Er zuckt in einer seltsam hilflosen Geste mit den Achseln und beantwortet meine Frage mit einer Gegenfrage. » Warum bist du eigentlich hier?«
    » Ehrlich gesagt, habe ich mir Sorgen um dich gemacht, nachdem du am Sonntag einfach so verschwunden warst, als ich mit dem Glas Wasser, das ich dir im Café gegenüber geholt habe, in den Park zurückgekommen bin.« Ich warte einen Moment, ob er etwas dazu sagt, aber er schweigt. » Du warst die ganze Woche nicht in der Schule und ich… keine Ahnung… ich wollte mich nur vergewissern, dass alles okay ist.« Ich stoße mich von der Tür ab und lege eine Hand auf den Knauf. » Wie ich sehe, lebst du noch. Mehr wollte ich gar nicht wissen, dann gehe ich jetzt mal lieber wieder.«
    » Warte. Am Sonntag im Park?« Er runzelt kurz die Stirn und nickt dann. » Ach ja, stimmt. Das hatte ich ganz vergessen.«
    Ich nehme die Hand vom Türknauf und starre ihn entgeistert an. Vergessen? Wie kann er das vergessen haben?
    » Bist du sicher, dass alles okay ist, Bennett?«
    » Ja, klar. Ich bin nur…« Er wirkt plötzlich beunruhigt, beinahe panisch. » Woher wusstet du überhaupt, wo ich wohne?«
    » Ich habe deine Adresse aus dem Sekretariat«, behaupte ich und weiche nervös seinem Blick aus. Dabei ist es noch nicht einmal gelogen, sondern eben nur nicht die ganze Wahrheit. Dass Emma mir dabei geholfen hat, muss ich ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
    » Und die haben einfach so meine Adresse herausgegeben?«
    » Also, na ja… nicht direkt. Sie stand auf einem Zettel, der auf einem Stapel Unterlagen klebte.«
    Auch das ist die Wahrheit.
    Er sieht mich verwirrt an und setzt zu einer Antwort an, als er auf einmal kreidebleich wird, schwankt und sich an der Wand festhalten muss, um nicht zusammenzubrechen.
    » Oh Gott, Bennett!« Ich greife nach seinem Arm. » Was hast du denn?«
    Er versucht etwas zu sagen, bekommt aber keinen Ton heraus und ringt mühsam nach Luft.
    » Ich hole deine Großmutter.« Entschlossen drehe ich mich um und will die Tür öffnen, aber er hält mich am Handgelenk zurück, wie er es auch an dem Abend im Park getan hat.
    » Nein! Auf gar keinen Fall!« Es klingt wie ein erstickter Schrei. » Ich meine…« Er lässt mich los und atmet einmal tief durch. » Das ist nicht nötig. Ich muss mich nur ein bisschen hinlegen.«
    » Bist du sicher?«
    » Ja.« Er öffnet die Tür. » Du musst gehen.« Er holt noch einmal tief Luft. » Sofort.«
    » Aber…«
    » Bitte, Anna.«
    Obwohl ich noch vor wenigen Minuten selbst gehen wollte, verschränke ich jetzt trotzig die Arme vor der Brust und rühre mich nicht von der Stelle. » Nein, Bennett. Ich werde dich in diesem Zustand bestimmt nicht allein lassen. Das mache ich nicht noch einmal.«
    Sein Blick wirkt plötzlich sehr entschlossen. » Entschuldige, Anna«, sagt er mit gepresster Stimme. » Aber das hier ist mein Zuhause und ich sage dir, dass du jetzt gehen musst. Los, geh schon!«
    Er schiebt mich in den Flur hinaus und knallt die Tür zu. Einen Moment stehe ich einfach nur fassungslos da, betrachte verstört die Tür und überlege, was ich tun soll. Ich hebe die Hand, um zu klopfen, lasse sie aber gleich wieder sinken. Dann drehe ich mich um und gehe langsam den Flur zur Treppe zurück und die Stufen hinunter.
    Während ich in der großen Diele meine Daunenjacke von der Garderobe nehme und anziehe, überlege ich, ob ich seine Großmutter bitten soll, nach ihm zu sehen, beschließe dann aber schweren Herzens, es nicht zu tun. Es ist schließlich seine Entscheidung und ich habe mich schon genug ungefragt in sein Leben eingemischt. Ich werfe einen Blick in die Küche und sage Maggie, dass es mich sehr gefreut hat, sie kennenzulernen und dass sie bitte sitzen bleiben soll, ich würde allein zur Tür finden.
    Dann gehe ich.

8
    » Oh, gut dass du schon da bist.« Genau wie das helle Läuten der

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