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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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einfach gesehen haben–, die rechte bereitet mir mehr Schwierigkeiten. Das Korallenriff vor Cancún ist so berühmt, dass es unbedingt auf die Liste muss, allerdings zögere ich noch, andere bekannte Touristenziele wie Los Cabos, Acapulco oder Cozumel aufzunehmen. Weil diese Orte auf den Fotos in den Reiseführern aber wirklich atemberaubend schön aussehen, schreibe ich sie dann doch dazu, versehe sie jedoch mit einem kleinen Fragezeichen.
    Draußen prasseln inzwischen Hagelkörner vom Himmel und ein Ast der großen Eiche, die vor unserem Laden steht, schabt immer wieder quietschend über die Scheibe. Ich zucke zwar nicht mehr jedes Mal zusammen, wenn ich es höre, aber das Geräusch macht mich trotzdem nervös. Ich versuche den Eissturm zu ignorieren und schlendere im Geist in der Sonne Mexikos über die malerischen Märkte von Mazatlán und bewundere die Töpferware.
    Als wenig später ein lautes Krachen ertönt, stehe ich doch auf und gehe um das Regal herum zum Schaufenster. Der Ast ist abgebrochen und baumelt jetzt schlaff über dem Gehsteig. Plötzlich zucke ich erschrocken zusammen. Ich habe wieder etwas gehört, doch diesmal kam es nicht von draußen, sondern aus dem Büro, und es ist nicht das Tosen des Sturms, sondern eine Stimme. Ich lausche mit angehaltenem Atem.
    Mein Herz rast. Auf Zehenspitzen husche ich zur Kasse, greife nach dem Telefon, das auf der Theke steht, und tippe hastig die Notrufnummer der Polizei ein, ohne auch nur eine Sekunde die Tür zum Büro aus den Augen zu lassen. Das Freizeichen ertönt, aber niemand meldet sich, und ich werde immer nervöser.
    Im nächsten Moment reißt ein mit Wollmütze und einem dicken Schal vermummter Mann die Tür auf. Die Glöckchen werden so heftig gegen das Glas geschleudert, dass ihr sonst so fröhliches Klingeln zu einem unangenehmen Scheppern wird, trotzdem bin ich unendlich erleichtert, nicht mehr allein zu sein. » Hallo! Sie schickt der Himmel.«
    Er sieht an mir vorbei in den Laden und wirft dann einen Blick über die Schulter auf die Straße. Als ich ihn gerade bitten will, mit mir zusammen ins Büro zu gehen und nachzusehen, ob jemand dort ist, zieht er die Tür so fest hinter sich zu, dass die Glöckchen wieder gegen das Glas knallen. Dann schiebt er mit einem Ruck den Riegel vor.
    » Geld her!« Seine Stimme ist durch den dicken Schal hindurch kaum zu verstehen, aber meine Aufmerksamkeit ist ohnehin auf das blitzende Messer gerichtet, das er aus seiner Jeans gezogen hat. » Beeilung!«
    Meine Knie werden so weich, dass ich Angst habe, zu Boden zu sacken. » Hier.« Ich zeige mit zitterndem Finger auf die Kasse, die nicht abgesperrt ist. Der Typ ist mit einem Satz hinter mir, zieht mich an sich und drückt mir das Messer an die Kehle. » Wo ist der Tresor«, brüllt er und verstärkt seinen Griff.
    » Hinten. Hinten im Büro.« Ich bringe die Worte nur mit großer Mühe heraus, weil mein Hals wie zugeschnürt ist. Aber ich weiß genau, was ich sagen muss. Mein Vater hat mir vorsorglich eingeschärft, wie ich mich bei einem Überfall verhalten soll, als ich anfing, im Laden zu arbeiten. » Die Kombination ist 9– 15– 33. Wir haben keine Alarmanlage und ich werde nicht die Polizei rufen. Nehmen Sie das Geld und gehen Sie.«
    In der Kasse liegen etwa fünfzig Dollar, im Tresor sind es um die tausend.
    Der Mann zieht mich um die Kasse herum, öffnet die Schublade und lässt mich einen Moment los, während er den Inhalt in eine Plastiktüte stopft. Dann packt er mich wieder und schiebt mich in Richtung der Bürotür. Ich versuche, nicht an den kalten Stahl der Klinge an meiner Kehle und seine schweren Atemzüge in meinem Ohr zu denken. » Na los, beweg dich!«
    Mir wird schlecht.
    So schlecht, dass alles um mich herum verschwimmt und ich das Gefühl habe, zu halluzinieren. Ungläubig kneife ich die Augen zusammen. Ist da gerade jemand schnell hinter eines der Regale gehuscht? Da– schon wieder. Zwischen den Bücherregalen erhasche ich einen Blick auf einen dunklen Haarschopf, der sich durch den Gang bewegt. Ich will den Kopf drehen, um besser sehen zu können, aber dann spüre ich die Klinge und erstarre. Vor dem Büro lässt der Mann das Messer sinken, reißt die Tür auf und schubst mich mit solcher Wucht in den Raum, dass ich vor dem Tresor auf die Knie falle.
    » Aufmachen!«, befiehlt er. Ich drehe das Ziffernrad nach rechts, nach links und dann wieder nach rechts und ziehe am Griff. Die schwere Tür schwingt auf und der Mann stößt mich

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