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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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stürzt er die beiden Gläser Wasser hinunter und kippt den Kaffee hinterher.
    » Brauchst du sonst noch irgendetwas?«
    Ohne mich anzusehen, schüttelt er den Kopf.
    » Wo bist du gewesen?«
    » Zu Hause in meinem Zimmer. Ich habe bis sechzig gezählt und bin zurückgekommen. Also? Was sagst du?« Unsicher hebt er den Blick und sieht mich an.
    Mir fallen die vielen leeren Wasserflaschen und Kaffeebecher ein, die in seinem Zimmer herumstanden. » Wozu brauchst du das Wasser und den Kaffee?«
    » Das Teleportieren hat eine dehydrierende Wirkung, deswegen das Wasser, und das Koffein hilft gegen die Migräneattacken. Wenn ich irgendwo hinreise, habe ich eigentlich gar keine Beschwerden. Aber die Rückkehr macht mir zum Teil extrem zu schaffen.«
    » Wie damals abends im Park.«
    » Genau.«
    » Okay, du kannst also verschwinden und wieder auftauchen. Ist das alles?«
    » Du sagst das, als wäre ich ein drittklassiger Zauberkünstler.« Er lacht. » Reicht dir das denn noch nicht?«
    » Doch natürlich.« Ich räuspere mich nervös. » Ich dachte nur, weil du…«
    » Das war ein Witz.« Er wird wieder ernst. » Meine Fähigkeiten gehen noch ein bisschen weiter.«
    » Inwiefern?«
    » Na ja, ich habe noch ein paar ›Tricks auf Lager‹, wie du es vorhin genannt hast.«
    » Du kannst dich also nicht nur in Luft auflösen, sondern auch…?«
    Er zögert. » Vielleicht ist es besser, wenn ich dir nicht alles auf einmal erzähle. Ich belasse es für heute dabei, dir zu erklären, wie ich dich gestern aus eurem Laden weggebracht habe, einverstanden?«
    » Warum? Hast du etwa Angst, dass ich die ganze Wahrheit nicht verkraften könnte?« Ich spüre, wie sich mein Puls beschleunigt, und frage mich, ob ich mir nicht vielleicht tatsächlich zu viel zumute.
    » Nein, wenn das jemand verkraften kann, dann du. Ich glaube, so gut kenne ich dich mittlerweile. Aber es ist trotzdem eine ziemliche Menge an Informationen, und um die zu verarbeiten, brauchst du Zeit.« Er sieht mich kurz an, als würde er mit Protest rechnen. » Vertrau mir, Anna. Es ist besser, wenn wir das in ganz kleinen Babyschritten machen, okay?«
    Ich nicke, hole einmal tief Luft und schaue ihn dann auffordernd an. » Ich bin so weit. Leg los.«
    ***
    Bennetts Blick schweift einen Moment lang zum Küchenfenster hinaus in den schneegrauen Himmel, bevor er mich wieder ansieht und zu erzählen beginnt. » Als ich ungefähr zehn war, habe ich eines Abends vor dem Einschlafen noch in einem Buch über Sagen des klassischen Altertums geblättert. Ich stand damals total auf Götter und Helden. Während ich die Geschichten las, dachte ich mir, wie cool es doch wäre, wenn ich mich allein durch die Kraft meiner Gedanken ins antike Griechenland teleportieren könnte. So etwas hatte ich mal in einem Film gesehen. Und wie man eben als Junge in dem Alter ist, habe ich mich in meinem Star-Wars-Schlafanzug im Bett aufgesetzt, die Augen geschlossen, mir vorgestellt, wie es damals in Griechenland wohl ausgesehen hat, und eine Jahreszahl vor mich hin geflüstert. Natürlich ist rein gar nichts passiert. Aber weil mir das Spiel irgendwie Spaß gemacht hat, habe ich mir ein einfacheres Ziel ausgesucht und an die Schulbücherei gedacht, wo ich mir das Sagenbuch ausgeliehen hatte. Ich schloss also wieder die Augen, stellte mir die Bücherei vor und konzentrierte mich, so fest ich konnte. Es wurde kühl im Zimmer– viel kühler als vorher–, und als ich die Augen aufschlug, stand ich in einem großen Raum voller Bücherregale. Es war dunkel und ich war ganz allein. Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, dass ich ziemlich panisch geworden und sofort zum Ausgang gerannt bin, der aber natürlich abgeschlossen war. Irgendwann habe ich mich halbwegs beruhigt und mir überlegt, dass ich eigentlich auf dieselbe Art wieder von dort wegkommen müsste, wie ich hergekommen war. Also kniff ich die Augen zu und dachte intensiv an mein Zimmer, und im nächsten Moment saß ich wieder zu Hause in meinem Bett.« Er greift nach dem Becher und trinkt einen Schluck Kaffee.
    » Du hast dich also tatsächlich mit der Kraft deiner Gedanken in eure Schule… gebeamt?«, hake ich nach.
    Er nickt. » Genau. Im Laufe der nächsten Wochen habe ich es noch ein paarmal ausprobiert und mich immer an Orte teleportiert, die nicht zu weit von unserem Haus entfernt waren– in den Park, ins Kino, in den Supermarkt. Ich bin nie länger als eine Minute geblieben. Nach einer Weile habe ich begonnen, mich mit Leuten zu

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