Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
Vom Netzwerk:
erscheint über dem Rand der Felsklippe. » Mehr als okay. Die Aussicht ist atemberaubend. Ich komme gleich runter. Kannst du ein Stück aus dem Weg gehen?«
    Ich trete ein paar Schritte zurück und im nächsten Moment klatschen ein paar Meter vor mir zwei weiße Seile auf die Erde. Kurz darauf rutscht Bennett an einem davon nach unten und stößt sich dabei immer wieder von der Felswand ab. Als er gelandet ist, dreht er sich strahlend zu mir um. » Und, bist du bereit?«
    » Ehrlich gesagt– nein.«
    » Es sieht schwieriger aus, als es ist, du wirst sehen«, versucht er mich zu beruhigen, greift in meinen Rucksack und reicht mir ein Paar Schuhe. » Hier, zieh die an.«
    Die Schuhe sind rot, laufen vorne spitz zu und haben eine sehr dünne Gummisohle. Sie sehen brandneu aus. » Hast du die etwa extra für mich gekauft?«
    » Ein kleines Geschenk.«
    » Aber woher wusstest du, welche Größe ich brauche?«
    Er zuckt nur mit den Achseln, greift wieder in den Rucksack, holt ein zweites Geschirr aus Stoffriemen heraus und befestigt einen kleinen Stoffsack daran. » Da ist dein Magnesium drin.«
    » Magnesium?« Ich setze mich auf den Boden, um die Elfenschuhe anzuziehen. Sie passen wie angegossen.
    » Damit du auf dem glatten Fels einen besseren Halt hast«, erklärt er und hält mir das Geschirr so hin, dass ich hineinsteigen kann. Anschließend zieht er die Gurte fest und bückt sich nach einem Ende des Seils. Dann stellt er sich vor mich, schlingt beide Arme um meine Taille und nestelt hinten an meinem Gürtel herum. Als er fertig ist– viel zu schnell für meinen Geschmack, ich hätte gern noch etwas länger so nah mit ihm zusammengestanden–, tritt er einen Schritt zurück und nickt zufrieden.
    Ich schaue skeptisch an der Felswand hoch. » Da komme ich niemals rauf. Nicht mit allem Magnesium dieser Welt.«
    » Hey, wo bleibt dein sportlicher Ehrgeiz. Du musst nur genau das machen, was ich mache.« Er greift nach dem anderen Ende des Seils und fädelt es in ein komisch aussehendes kleines Teil aus Metall ein. » Das ist ein Sicherungsgerät, das automatisch das Seil blockiert, falls einer von uns stürzt.«
    » Was? Dieses winzige Ding?« Ich muss trotz– oder vielleicht gerade wegen– meiner Angst lachen.
    » Hab einfach Vertrauen in die Ausrüstung und in mich, dann kann dir nichts passieren.« Er führt mich zu einem Teil des Felsens, in dem besonders viele Vorsprünge und Spalten sind, wodurch der Aufstieg selbst für eine blutige Anfängerin wie mich zum Kinderspiel wird. Behauptet er. Dann zeigt er mir, an welchen Stellen ich mich hochziehen und wo ich mich mit den Füßen abstützen kann.
    » Ich weiß nicht, Bennett«, sage ich widerstrebend.
    » Glaub mir, Anna, dir kann nichts passieren«, versichert er mir noch einmal und streicht mir lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    » Und was, wenn du dich plötzlich in Luft auflöst, während ich gerade in der Steilwand hänge…«
    » Das wird nicht geschehen.«
    » Aber du musst zugeben, dass der Gedanke nicht so abwegig ist.«
    Er schüttelt bloß lachend den Kopf.
    » Du bist echt schrecklich, weißt du das?«, stöhne ich und verreibe etwas von dem Magnesiumpulver in den Händen.
    » Wir wären nicht hier, wenn ich nicht genau wüsste, dass du das schaffst«, macht Bennett mir Mut und fängt dann an, mir das kleine Einmaleins des Kletterns zu erklären. » Es gibt einen festen Ablauf und Kletterkommandos, an die sich jeder halten muss. Sind alle notwendigen Handgriffe vorgenommen und es kann losgehen, sagt man: ›Kletterbereit‹.«
    » ›Kletterbereit‹«, seufze ich.
    » Sehr gut. Darauf sagt der Sichernde – also ich – : ›Gesichert‹ und du sagst: ›Ich gehe‹.«
    » ›Ich gehe‹«, wiederhole ich gehorsam, obwohl ich mir dabei ziemlich bescheuert vorkomme. Bennett fasst mich an den Schultern und dreht mich zum Felsen.
    » Los!«, ertönt es hinter mir.
    Vorsichtig schiebe ich meinen rechten Fuß in einen Spalt, den er mir gezeigt hat, taste nach einer Felsnase und ziehe mich daran hoch. Weil meine Hüfte jetzt in einem merkwürdigen Winkel absteht, suche ich mit dem linken Fuß einen anderen Halt und ziehe mich noch ein Stück weiter hoch.
    » Ich wusste es– du bist ein Naturtalent!«
    Konzentriert lasse ich meine Finger über den Fels gleiten, bis ich einen weiteren Vorsprung ertastet habe, und schiebe den rechten Fuß in eine etwas höher gelegene Spalte. So arbeite ich mich Zentimeter für Zentimeter aufwärts und stelle

Weitere Kostenlose Bücher