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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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an, obwohl es lange her ist, seit sie es das letzte Mal auf meinen Rücken gezeichnet hat. Früher bin ich meistens sofort eingeschlafen, wenn sie es getan hat. » Justin ist zum Glück mit ein paar Kratzern davongekommen, aber der andere Wagen, der an dem Unfall beteiligt war, ist ungebremst in die Fahrerseite geprallt, sodass Emma die gesamte Wucht des Zusammenstoßes abbekommen hat. Die Reillys haben noch nicht mit Emmas Eltern gesprochen, weil sie bei ihr auf der Intensivstation sind. Zu dumm, dass die beiden nicht ins Northwestern Memorial eingeliefert worden sind, dort hätte ich als Mitarbeiterin Zugang zu allen Stationen, aber hier…« Sie schüttelt seufzend den Kopf. » Weißt du was? Ich gehe trotzdem mal nach oben und versuche etwas mehr herauszufinden.«
    Ich habe noch kein Wort gesagt, seit wir das Haus verlassen haben, aber jetzt finde ich meine Stimme wieder und stehe auf.  » Ich komme mit.«
    ***
    Emma sieht unglaublich schmal und zerbrechlich aus in dem mit sterilen weißen Laken bezogenen Krankenhausbett. Ihre Augen sind geschlossen. Ihr Gesicht ist angeschwollen, die Haut glänzt unnatürlich und ist von schwarzen Blutergüssen übersät. Über die linke Schläfe zieht sich eine Spur kleiner Schnittwunden, aus denen die Ärzte bereits die Glassplitter entfernt haben, wie mir ihre Eltern erklärt haben, um mich auf ihren Anblick vorzubereiten. Mir steigen trotzdem die Tränen in die Augen, als ich sie so daliegen sehe. Aus ihrer Nase ragt ein durchsichtiger Plastikschlauch, in den Venen auf ihren Handrücken stecken Infusionsnadeln, und sie ist durch Kabel mit diversen Maschinen verbunden, die rings um ihr Bett aufgebaut sind.
    Offenbar sind die äußerlichen Wunden jedoch nicht so schlimm, wie sie aussehen. Die inneren, unsichtbaren Verletzungen sind um ein Vielfaches bedrohlicher. Bei dem Zusammenprall ist ihre Milz gerissen und musste herausgenommen werden. Das Chirurgenteam hat über zwei Stunden gebraucht, um die Ursache für ihre inneren Blutungen herauszufinden. Außerdem hat sie einen leichten Schädelbruch erlitten. Die Ärzte gehen zwar davon aus, dass er von selbst heilen wird, doch sobald sich ihr Zustand wieder stabilisiert hat, muss ein MRT durchgeführt werden, um ganz sicherzugehen, dass sie keine bleibenden Hirnschäden davontragen wird. Darüber hinaus muss ihre linke Schulter rekonstruiert werden, die völlig zertrümmert ist, und sie hat drei gebrochene Rippen. Die » gute Nachricht«– so die Ärzte– sei, dass die Rippen zumindest nicht die Lunge durchstoßen hätten.
    Der andere Wagen knallte mit achtzig Stundenkilometern in die Fahrerseite, als sie die Mitte der Kreuzung erreicht hatten. Mrs Atkins hat gesagt, dass Emma ihn wahrscheinlich gar nicht kommen sah.
    Ich setze mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und greife nach ihrer weichen und perfekt manikürten Hand. Meine eigene ist rau und zerkratzt und unter den Nägeln klebt immer noch Kreidestaub und Dreck. Der Unfall ist gegen zwei Uhr nachmittags passiert. Während ich den Kopf an Bennetts Brust schmiegte, mit ihm lachte und ihn küsste, wurde meine beste Freundin lebensgefährlich verletzt mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren und dort notoperiert. Es dauerte sechs Stunden, bis ich davon erfuhr, noch eine, bis ich im Krankenhaus war und eine weitere, bis ich hier an ihrem Bett saß. Acht Stunden später.
    Das Summen und Piepen der vielen Maschinen in dem winzigen Raum macht mich wahnsinnig. Am liebsten würde ich sie alle abschalten, damit Emma die Ruhe bekommt, die sie braucht, um gesund zu werden. Aber dann wird mir klar, dass sie ohne diese Maschinen womöglich gar nicht mehr am Leben wäre, und nach einer Weile höre ich eine Art rhythmische Klangfolge aus dem Lärm heraus, die beinahe etwas Beruhigendes hat. Mhmmmm-pieeep-ssssszzzsch-pieeep-mhmmmmmmm.
    Stumm sitze ich da und lausche, den Blick auf meine im Koma liegende Freundin gerichtet, dem seltsamen Konzert der Apparaturen, während ich verzweifelt nach etwas suche, das ich ihr sagen könnte. Die Ärzte meinten, es wäre gut, wenn ich mit ihr sprechen könnte, ihr sagen würde, dass ich hier bin, auch wenn niemand weiß, ob überhaupt etwas zu ihr durchdringt. Aber ich bringe keinen Ton heraus.
    Irgendwann geht leise die Tür auf. Ich hebe den Kopf und sehe Justin in einem Krankenhausnachthemd vor mir. Er hat überall blaue Flecken und trägt neben diversen Verbänden und Pflastern eine starre, blaue Plastikmanschette um den Hals. Über seine Stirn zieht

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