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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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seine Mutter gebeten, einen tragbaren CD -Player und einen Stapel CD s von zu Hause mitzubringen. Jetzt stellt er das Gerät auf den Nachttisch, stöpselt es in die Steckdosenleiste in der Wand und öffnet eine Hülle mit einer selbst gebrannten CD . Mir fällt auf, dass das Cover nicht mit Aquarellwirbeln bemalt ist. Er legt sie ein, drückt auf Play und das mhmmmm-sssszzzzrr-piep der Maschinen verklingt im Backbeat der Gitarrenakkorde. Ich setze mich ans Bett, betrachte Emmas Gesicht und wünsche mir, ich könnte so mit ihr sprechen, wie Justin es gestern getan hat. Aber auch heute bringe ich kein Wort über die Lippen.
    Justin spürt mein Unbehagen. » Willst du eine Weile mit ihr allein sein?«, fragt er.
    Ich schüttle den Kopf. Wenn ich mit Emma allein wäre, würde ich wahrscheinlich noch verzweifelter nach Worten ringen und erst recht nichts sagen können.
    Er setzt sich, greift nach Emmas Hand und wir sitzen einfach nur an ihrer Seite und sind für sie da. Irgendwann sind zwanzig Minuten vergangen, ohne dass die Schwester gekommen wäre, um uns zu bitten wieder zu gehen. Ich sehe zu, wie Emmas Brust sich hebt und senkt, und Justin blickt wie hypnotisiert auf die rot und grün leuchtenden Lämpchen an den Maschinen. Die Musik hilft, dieses Krankenhauszimmer etwas heimeliger wirken zu lassen, mehr aber auch nicht. Emma ist immer noch weit weg.
    Nach einer Weile kommen die Atkins aus der Cafeteria wieder. Justin ist zwar offiziell entlassen, aber seine Eltern sind immer noch unten und füllen Formulare für die Versicherung aus. Er sieht erschöpft aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen und könnte kaum noch die Augen offen halten.
    » Sollen wir ein bisschen frische Luft schnappen gehen?«, frage ich ihn. Er zögert kurz, nickt dann aber. Ich lasse meine Sachen bei Emma im Zimmer, damit ich nachher eine Ausrede habe, wiederzukommen.
    Sobald wir das Zimmer verlassen haben und draußen im Flur stehen, lehnt Justin sich gegen die Wand und vergräbt erschöpft das Gesicht in den Händen. » Was für eine Scheiße!« Er reibt sich die Stirn und vergisst dabei die Wundnähte. » Au, verdammt!«
    Ich greife nach seiner Hand und führe ihn zum Aufzug. » Du solltest nach Hause fahren, Justin, und dich richtig ausruhen. Du kannst jetzt sowieso nichts für sie tun. Komm morgen wieder, wenn du dich ein bisschen besser fühlst.« Ich wünschte, ich könnte sagen, dass Emma dann vielleicht auch schon nach Hause kann, aber wir wissen beide, dass sie hier so schnell nicht mehr rauskommen wird.
    Der Aufzug bringt uns ins Erdgeschoss, wo wir den Schildern folgen und in den Park hinausgehen. Aber der eisige Wind treibt uns bereits nach wenigen Minuten wieder ins Gebäude zurück, wo wir uns auf die Suche nach Justins Eltern machen, die jedoch immer noch auf die Entlassungspapiere warten. Also beschließen wir, uns so lange in die Cafeteria zu setzen.
    » Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, dass wir beide noch gar nicht darüber gesprochen hatten, dass du jetzt mit Emma zusammen bist…« Ich schüttle den Kopf, nehme einen Schluck von meinem wässerigen Kaffee und breche ein Stück von dem nicht mehr ganz frischen Donut ab, den wir uns teilen.
    Justin lächelt ein bisschen schuldbewusst und setzt zu einer Antwort an, zögert dann aber.
    » Was?«
    » Nichts.« Er beißt von dem Donut ab und sieht aus dem Fenster. » Es tut mir leid. Ich hätte dir von Emma und mir erzählen sollen. Glaub bitte nicht, dass ich das irgendwie vor dir geheim halten wollte, es war nur… Na ja, es hat sich irgendwie nie ein guter Moment ergeben. Ich meine, wir beide kennen uns schon unser ganzes Leben lang…« Er trinkt einen Schluck Kaffee aus seinem Styroporbecher und sieht mich dann zum ersten Mal direkt an. » Ich hätte mit dir darüber sprechen sollen.«
    » Stimmt, hättest du«, sage ich und lächle, damit er weiß, dass ich deswegen nicht sauer bin. » Aber das ist schon in Ordnung, ich habe es ja dann von Emma erfahren. Hey– du bist mein bester Freund und Emma ist meine beste Freundin. Ich finde es gut, dass ihr euch gegenseitig auch gut findet.«
    » Dann ist es also okay für dich, dass wir zusammen sind?«
    So ganz habe ich mich zwar immer noch nicht an den Gedanken gewöhnt, aber das ist im Moment wirklich das kleinste Problem. » Absolut«, sage ich und nicke bekräftigend.
    Eine Weile starren wir beide vor uns hin. Justin fährt mit dem Finger die Holzmaserung in der Kunststoffoberfläche des Tisches nach und ich schiebe

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