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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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sich ein langer Schnitt, der genäht werden musste, und sein linker Arm steckt in einem Gipsverband.
    » Justin.« Behutsam lege ich Emmas Hand auf das Laken zurück und laufe auf ihn zu. » Wie geht es dir?«, frage ich leise und umarme ihn zaghaft, um ihm nicht wehzutun.
    » Ich habe Glück gehabt.« Justin greift nach meiner Hand. » Wie geht es ihr?«
    Ich schüttle nur den Kopf.
    Er sieht mich traurig an, dann wandert sein Blick zu Emma. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide den gleichen Gedanken haben. Er hat Glück gehabt. Emma nicht. Justin geht zum Bett und nimmt meinen Platz auf dem Stuhl ein. Er greift nach Emmas Hand, streichelt sie zärtlich mit dem Daumen und beugt sich zu ihr vor.
    » Eigentlich müsstest du jetzt zu Hause in deinem Zimmer sitzen und in deinem Tagebuch von dem tollen Date mit mir schwärmen«, sagt er lächelnd.
    Emmas Gesicht zeigt keinerlei Regung, doch das hält ihn nicht davon ab, weiter mit ihr zu sprechen. » Ich hatte mich so gut vorbereitet und mir extra ein paar Sachen angelesen, um dich ein bisschen mit meinem Wissen zu beeindrucken. Ich habe sogar ein paar Witze auswendig gelernt, mit denen ich dich zum Lachen bringen wollte. Glaub mir, du wärst mir für immer verfallen gewesen, und was ist jetzt? Ich meine, schau mich doch mal an…« Er sieht an sich herab. » Ich muss dich im Nachthemd besuchen, weil ich meinen coolsten Kapuzenpulli zerfetzt habe.«
    Er streichelt weiter lächelnd Emmas Hand und redet mit ihr, wie ich es hätte tun sollen, aber nicht konnte.
    » Sie hat nach einer CD gesucht.« Sein Blick ist immer noch auf sie geheftet, aber ich weiß, dass die Bemerkung an mich gerichtet war, also setze ich mich ihm gegenüber an ihr Bett und greife nach ihrer anderen Hand. Justin schüttelt bekümmert den Kopf, als er sich an den Unfall erinnert. » Wir haben über eine neue britische Band gesprochen, die wir beide gut finden, und sie hat mich gebeten, ihr das CD -Case zu geben, das auf dem Boden lag.«
    Vor meinem inneren Auge sehe ich das Case aus rosa Wildleder vor mir, das ich ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt habe, und mir wird plötzlich schlecht. Wenn ich bei ihr mitfahre, ordne ich alle CD s, die lose im Handschuhfach herumfliegen, immer in die Hüllen ein. Ich hätte ihr das verdammte Ding niemals schenken dürfen.
    » Sie hat die CD darin gesucht und…« Justins Stimme stockt.
    Ich nicke. Er muss den Satz nicht beenden. Unser Schweigen bestätigt, was ich ohnehin schon geahnt habe. Sie hat nicht aufgepasst– der Unfall war ihre Schuld. Er geschah in dem Moment, in dem sie mein Geschenk in der Hand hielt, und obwohl ich weiß, dass mich deswegen keine Schuld trifft, fühle ich mich hundeelend.
    Kurze Zeit später streckt eine Schwester den Kopf durch die Tür. » Es tut mir leid, aber ich muss euch jetzt leider bitten zu gehen.« Sie lächelt entschuldigend, bevor sie die Tür leise wieder schließt. Eigentlich hätten wir Emma gar nicht besuchen dürfen. Aber meine Mutter hat ihre Beziehungen spielen lassen und zumindest diese paar Minuten herausgehandelt.
    Ich drücke noch einmal Emmas Hand und streiche ihr zart über die unverletzte Wange. » Ich komme morgen wieder«, flüstere ich ihr ins Ohr und stehe auf.
    Justin streicht ihr die Haare aus dem Gesicht und küsst sie auf die Stirn. » Wir sehen uns morgen.« Als er aufsteht, sieht er sich in dem sterilen Raum um. » Ich bringe Musik mit. Vielleicht hilft das.«
    Im ersten Moment denke ich, er meint, die Musik könnte helfen, die Geräuschkulisse der Maschinen zu übertönen, aber dann sehe ich den Blick, mit dem er sie ansieht, und verstehe, dass er hofft, sie damit vielleicht von dem Ort zurückholen, an dem sie sich gerade befindet.
    ***
    Am Sonntag liegt Emma immer noch im Koma, aber zumindest ist der nüchterne Raum über Nacht ein bisschen freundlicher geworden. Überall stehen farbenfrohe Blumensträuße, die nackten weißen Wände sind mit Postkarten dekoriert und an der Decke schweben bunte mit Helium gefüllte Luftballons, auf denen in schwungvoller Schreibschrift Gute-Besserungs-Wünsche stehen. » Zehn Minuten«, mahnt die Schwester streng. » Nur bis ihre Eltern vom Mittagessen wiederkommen. Ich darf euch eigentlich gar nicht zu ihr lassen.« Sie sieht sich noch einmal um, als wolle sie sich vergewissern, dass uns niemand beobachtet hat, dann zieht sie den Vorhang des kleinen Fensters zum Flur zu und schließt die Tür.
    Justin hat die Nacht im Krankenhaus verbracht, aber

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