Zwischen Vernunft und purem Verlangen
Mutter wundervoll.
Logan driftete wieder in die dunkle Welt ab. Zum zweiten Mal an diesem Tag.
„Wenn sie der Meinung ist, ich wäre zu weit gegangen, erinnert sie mich liebend gerne daran, wie mein Vater war – und wie sehr ich ihm ähnele.“ Logan hielt Evies Blick fest. Evangeline in ihrer dunkelblauen Robe, die ihren makellosen Teint und die sexy Figur perfekt zur Geltung brachte. Diesen Körper hatte er vor wenigen Stunden mit Küssen bedeckt. Sein Verlangen, es wieder zu tun, grenzte an Besessenheit. „Bin ich zu weit gegangen, Evangeline?“
„Nein.“ Sie ballte die Hand, in der sie noch immer den Ring hielt, zur Faust. „Du nicht, Logan.“
Bevor er diese kryptische Bemerkung analysieren konnte, hatte Evie schon weit ausgeholt und schleuderte den Ring in eine Hecke am anderen Ende des Gartens.
Betretenes Schweigen folgte.
„Guter Wurf“, murmelte Max schließlich.
„Es war ein Geschenk an mich“, stieß Evie hervor. „Und ich habe damit gemacht, was ich wollte. Niemand braucht so eine Gedächtnisstütze. Niemand!“
Fassungslos starrte Logan sie an. Er fühlte sich wehrlos ausgeliefert. Etwas Wildes, Gefährliches passierte zwischen ihnen. Seine Mutter hatte recht: Mit Gefühlen kam er nicht gut zurecht. Manchmal überwältigten sie ihn und gerieten außer Kontrolle.
„Entschuldigt mich“, sagte er leise, bevor er etwas Unverzeihliches tun konnte, wie Evie an sich zu ziehen, mit ihr zu verschwinden und sie nie mehr loszulassen. „Entschuldigt mich, ich muss los.“
Evie wurde das Herz schwer, als sie ihm nachsah. „Ich habe alles falsch gemacht“, flüsterte sie Max traurig zu.
„Nein.“ Fürsorglich zog Max sie an sich und drehte sie herum, damit sie nicht mit ansehen musste, wie Logan in der Dunkelheit verschwand. „Was du getan hast, war genau richtig. Logan ist einfach zu empfindlich. Er sucht immer das Weite, wenn er in dieser Stimmung ist.“
Am liebsten wäre Evie jetzt auch gegangen. Nicht um Logan nachzulaufen. Das kam nicht infrage. Sie hätte ja gar nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen. Wie sollte sie Wunden heilen, die ihm vor so langer Zeit zugefügt worden waren? Wenn sie bis jetzt nicht geheilt waren, würde das sowieso nie passieren.
„Können wir uns auch verabschieden, Max?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Ich kann nicht mehr.“ Das Gefühlschaos, die schwierigen Situationen, die sie meistern musste, die Hilflosigkeit, die sie angesichts des unterschwelligen Schmerzes in dieser Familie empfand, das alles wurde ihr zu viel. „Ich möchte nach oben gehen, packen und ein Taxi rufen.“
„Wo willst du denn hin?“ Max, dessen Augen eigentlich immer belustigt blitzten, schaute sie besorgt an.
„Zurück nach Sydney. Nur weg von hier. Ich will nach Hause.“
5. KAPITEL
Für Evie hatte es schon Schlimmeres gegeben, als Logan an jenem Samstagabend ziehen zu sehen. Viel schlimmer war es, in der darauffolgenden Woche nicht den Verstand zu verlieren. Besonders, wenn Max ihr immer wieder frustrierte Seitenblicke zuwarf und wenn sie ständig an Logan denken musste, statt sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ob sie ihn je wiedersehen würde?
Überhaupt hätte sie alles viel gelassener angehen müssen.
Vielleicht hätte sie Logan so zum Bleiben bewegen können.
„Was ist denn?“ Ungeduldig sah sie auf, als Max an diesem Morgen zum zehnten Mal (mindestens!) ohne Vorwarnung in ihrem Büro aufkreuzte.
„Du bist ganz schön gereizt.“
„Leck mich!“
„Da steh ich nicht so darauf“, sagte Max gelassen und legte ein Blatt Papier auf die Bauzeichnungen auf Evies Schreibtisch. „Mein Bruder wäre da der richtige Ansprechpartner für dich.“
Da hatte er allerdings recht. „Ich arbeite.“ Ungehalten griff sie nach dem Blatt und hielt es Max hin. „Das kannst du erledigen.“
„Lies es!“
Da er sowieso nicht nachgeben würde, zog Evie den Arm zurück und überflog das Dokument. Ein Kontoauszug. Aber nicht vom Firmenkonto, sondern allem Anschein nach von Max’ Privatkonto. Mit einem Zahlungseingang vom Vortag in Höhe von zehn Millionen Dollar.
„Aus dem Treuhandfonds?“
„Nein, von Logan.“
Evie stockte der Atem. „Zu welchen Konditionen?“
„Drei Prozent unter dem marktüblichen Zinssatz.“
„Nobel.“
„Du bist einverstanden?“, fragte Max.
„Und du?“
„Er hat mir meine Scheinverlobte ausgespannt und meinen Businessplan durchkreuzt“, sagte Max trocken. „Dafür kann er ruhig bezahlen.“
„Ein Hoch auf die
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