Zwischen Vernunft und purem Verlangen
nur, wenn dir das recht ist. Ich fahre dich, wohin du willst.“ Na toll, sie redete einen völligen Unsinn zusammen! „Wie gefällt es dir in Papua-Neuguinea?“
„Es ist schwülwarm, und die politische Lage ist unübersichtlich. Offenheit ist hier ein Fremdwort.“
Das ging ihr in diesem Moment auch nicht anders.
„Hast du Lust, mit mir zu Abend zu essen, während du in Sydney bist?“ Sie kniff die Augen zu. So, jetzt hatte sie sich aus der Deckung gewagt. „Ich weiß, wo man hier gut essen kann.“
Es war verflixt hart, einen Mann um ein Date zu bitten. Noch schlimmer war es, wenn dieser Mann überhaupt nicht reagierte.
„An dieser Stelle müsstest du jetzt Ja oder Nein sagen“, fügte sie leise hinzu.
„Ich lande Freitagnacht erst sehr spät in Sydney“, sagte Logan schließlich. „Am Flughafen steht ein Mietwagen für mich bereit.“
Das hätte sie sich ja denken können!
„Und auf die Besichtigung der Firma kann ich verzichten.“
Auch klar. „Warte mal kurz! Du willst sicher mit Max sprechen.“
„Am Sonnabend hätte ich Zeit zum Abendessen.“
„Wie bitte?“ Evie war schon auf halbem Weg zur Tür und glaubte, sich verhört zu haben.
„Abendessen“, wiederholte Logan. „Sonnabend. Irgendwo, wo es ruhig und zwanglos ist. Das könnte ich einrichten.“
„Wie wär’s mit dem Brennan’s in Darlinghurst? Das ist Bar und Steakhaus zugleich. Sehr entspannt.“
„Gut, dann treffen wir uns da um 18.00 Uhr. Ich muss Schluss machen, Evie. Ich stecke mitten in einer Besprechung.“
O je, sie hatte ihn bei der Arbeit gestört. Begeistert war er nicht gerade gewesen, von ihr zu hören. Aber immerhin wollte er mit ihr ausgehen. Warum auch immer.
„Okay, tschüß, Logan.“ Schnell beendete sie das Gespräch, bevor er ihr zuvorkommen konnte, und marschierte direkt zu ihrem Geschäftspartner, der sich ungebeten in ihr Privatleben eingemischt hatte, um ihm mitzuteilen, dass sie sich jetzt erst recht nicht auf die Arbeit konzentrieren konnte.
Das hatte Max nun davon!
Nervös versuchte Evie am Sonnabend zu verdrängen, dass sie Logan tatsächlich gefragt hatte, ob er mit ihr zusammen zu Abend essen wollte. Da sie sich beim Schwimmen immer wunderbar entspannte, fuhr sie mit einer ehemaligen Studienfreundin nach Coogee Beach und stürzte sich in die Wellen. Anschließend wanderten sie auf dem Klippenweg zum Bondi Beach, wo sie sich ein Eis gönnten, und nahmen dann den Bus zurück nach Hause. Immerhin musste sie nun nur noch drei Stunden totschlagen, bis sie sich mit Logan zum Abendessen traf. Sie stellte den Fernseher an und erledigte einen Korb Bügelwäsche, bevor sie die Wohnung aufräumte und putzte. Anschließend duschte sie ausgiebig und bemerkte im Spiegel den leichten Sonnenbrand, den sie sich am Strand geholt hatte. Immerhin wurde dadurch der Eindruck vermittelt, sie hätte das Wochenende genossen, statt die Stunden bis zum Wiedersehen mit Logan zu zählen.
Große Hoffnungen machte sie sich sowieso nicht auf ihn. Daher kleidete sie sich auch betont schlicht: abgetragene Jeans, weißes Baumwolltop und ein bunt gemusterter Seidenschal um die Hüften. Dazu eine schlichte blaue Glasperlenkette, ein halbes Dutzend schmale silberne Armreifen und eine Sonnenbrille. In diesem lässigen Aufzug betrat Evie um fünf Minuten vor sechs das Brennan’s. Wenn Logan sie versetzte, konnte sie sich mit gutem Essen und einem Drink trösten.
Doch Logan saß bereits an einem Ecktisch, vor sich ein halbvolles Bierglas. Er wirkte erschöpft, lächelte aber, als er sie entdeckte. Ein Lächeln zum Dahinschmelzen …
In Jeans und Arbeitsstiefeln sah sie ihn zum ersten Mal. Er trug ein schwarzes Hemd und schien alle Blicke auf sich zu ziehen. Logans sinnliche Ausstrahlung zog die Frauen eben an wie Licht die Motten.
Höflich erhob er sich, als sie näher kam, schüttelte ihr die Hand und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Unser erstes Date“, murmelte er. „Da muss man sich behutsam vortasten.“ Er wartete, bis Evie Platz genommen hatte, bevor er sich wieder setzte und ihr eine elegante viereckige Schachtel zuschob. „Statt Blumen oder Papiersonnenschirm.“
Behutsam öffnete sie die Schachtel und entdeckte einen hinreißenden Origamikolibri, der Nektar aus einer glockenförmigen Blüte trank.
„Oh, wie wunderschön!“, hauchte sie andächtig und beugte sich vor, um das exquisite Kunstwerk genauer zu betrachten. „Es wirkt richtig lebensecht. Diesen Schatz hast du aber nicht aus
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