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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Augen gesehen?« Sie wirft einen ängstlichen Blick zur Tür. »Ist er dir nachgekommen?«
    »Wahrscheinlich. Weißt du, wo der Hinterausgang ist?«
    »Wollen wir nicht lieber alles, was wir finden, vor die Tür schieben, Tische, Stühle und so, damit er nicht rein kann? Wir können natürlich auch wie die Blöden durch die Stadt rennen, aber vielleicht ist er viel schneller als wir. Vielleicht schaffen wir es nicht bis zur Kiste. Was ist, wenn er uns einholt?«
    Tio muss nicht weiter überzeugt werden und hat schon damit angefangen, Tische und Stühle Richtung Tür zu schieben.
    Ayse kommt hinter der Theke hervor und packt eine Tischkante. »Ich kann so ein Ding nicht alleine heben.«
    Sie haben gerade ein paar Möbel zu einem wackligen Berg vor der Türöffnung gestapelt, da taucht ein Kopf über dem aufeinandergeschichteten Krempel auf.
    »Da ist er!«, schreit Ayse gellend.
    Der Junge ist außergewöhnlich stark. Er hat keinerlei Probleme mit der Sperre und schiebt alles mit einer Armbewegung zur Seite.
    Ayse dreht sich um. Der Hinterausgang ist nun ihre einzige Chance, und sie zieht Tio am Ärmel mit. Der ist nicht darauf gefasst, stolpert über ein Stuhlbein, fällt der Länge nach hin und schlägt sich das Kinn auf.
    Ayse bleibt stehen. Sie kann nicht alleine davonlaufen und ihren Freund hier liegen lassen. Sie greift nach einem Stuhl und hält ihn abwehrend vor sich. Drohend stößt sie ein paar Mal mit den Stuhlbeinen in Richtung Hugo, der noch einen Schritt näher kommt und sie grinsend betrachtet.
    »Jetzt komm schon!«, schreit Ayse.
    »Ich werd mich hüten«, sagt Hugo.
    Verwundert lässt Ayse den Stuhl ein Stückchen sinken, und diesen Augenblick der Unsicherheit nutzt Hugo, um ihn ihr aus der Hand zu reißen. Er schleudert ihn von sich, und der Stuhl kracht donnernd gegen die Theke.
    Nun stehen sie sich gegenüber.
    Tio versucht, wieder auf die Beine zu kommen, sieht aber aus den Augenwinkeln, wie der Junge eine drohende Bewegung in seine Richtung macht.
    »Hugo?« Ayse blickt dem fremden Jungen direkt in die Augen. »Du bist doch Hugo? Du bist der Freund von Micky. Sie sucht dich, weißt du das eigentlich? Sie macht sich große Sorgen wegen dir.«
    Der Junge kichert, doch das Lachen wird zu einem heiseren Stöhnen.
    Langsam, vorsichtig steht Tio auf. »Sie hat dich überhaupt nicht im Stich gelassen«, sagt er leise. »Es ist aus Versehen passiert. Du musst versuchen, sie zu finden, damit ihr zusammen nach Hause könnt.«
    »Nach Hause?«, wiederholt der Junge. »Nach Hause!« Er sieht plötzlich wütend aus, als wären diese beiden seine Widersacher, die ihm den Weg nach Hause versperren.
    »Oder zu Babatunde«, sagt Ayse mit fester Stimme. »Er wird dir helfen, das weiß ich genau.«
    Hugo blick sie überrascht an. »Ja, zu …« Er kratzt sich am Kinn. »Zu Babatunde?«
    »Du findest ihn auf dem Kai, wenn du rückwärts über die Treppe nach Sandbach gehst. Warte da auf den Markttag, dann taucht er von alleine auf«, sagt Tio.
    Hugo murmelt etwas Unverständliches. Schüttelt den Kopf, nickt. Er scheint nicht zu wissen, was er tun soll. Doch dann schlurft er leise vor sich hin murmelnd an ihnen vorbei zum Hinterausgang.
    Ayse schaudert. »Ich will nach Hause. Hierhin komme ich niemals, wirklich niemals wieder zurück.«
    Tio ist einer Meinung mit ihr. Er hat jetzt langsam auch genug. Da sieht er auf einem Tisch beim Fenster ein paar Zettel und einen Bleistift liegen. Daneben steht ein leeres Glas. Überrascht geht er hin und wirft einen schnellen Blick auf die Handschrift, in der der Zettel bekritzelt ist, dann zeigt er ihn Ayse. »Das ist von Micky. Sie ist hier auch irgendwo.«
    »Na, dann hoffe ich, dass sie bald ihrem Freund begegnet und ihn zu Buba bringt«, sagt Ayse und nimmt ihm den Zettel aus der Hand. »Lieber Hugo«, liest sie laut, »ich bin auf der Suche nach dir und will dir helfen. Versuch doch, nicht länger böse auf mich zu sein. Ich konnte nichts dafür, dass es so gelaufen ist. Komm bitte mit nach Hause! Wenn Du diese Nachricht findest, wartest du dann hier auf mich?« Ayse dreht den Zettel um. »Auf der Rückseite steht noch mehr: ›Wer eine fremde Welt betritt, kriegt anderes, doch auch dasselbe mit.‹ Das kommt mir vor wie ein Vers, der noch nicht ganz fertig ist.«
    Tio nickt. »Micky hat sich mit Bubas Versen beschäftigt. Sie meint, dass man selbst wissen muss, ob man sie fertig macht oder nicht. Sie hat das nicht für einen Auftrag gehalten.«
    »Wir müssen den Brief

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