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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Spitzenhöschen sehen, der wird ausgeladen, da sind meine Kiste und ich am Start, da hilft mir ein gewinnendes Wesen nichts. Nur angemessene Beleuchtung.
    Ich blicke mir dumpf im Spiegel entgegen. Diese Plauze finde noch nicht einmal ich schön, wer sollte sie also liebevoll umarmen? Mein Busen sah mit 16 auch schon mal besser aus. Mein Busen weiß das und sieht betreten zu Boden. Weiter geht’s, schonungslos, Hose runter. Abzüglich der winterlich bedingten rosa-gräulich-quarkfarbenen Hautbeschaffenheit sehe ich zwei traurige Beine, die tapfer mit beiden Füßen auf der Erde stehen. Sie mussten schon viel (er)tragen, vielleicht sind sie deshalb so stämmig? Die Beulen an den Seiten, seien wir ehrlich, die Beulen am ganzen Bein, schwabbeln lustig, als ich zusammendrücke und wieder loslasse. Gut, das macht nun auch eigentlich keiner und unter dieser Festbeleuchtung würde ich auch keinen lassen.
    Mein Hintern hüpft mir fröhlich ins Auge, als ich verdreht vorm Spiegel stehe und ihn missgünstig begutachte. Er orientiert sich auch langsam nach unten. Ich seh’ so hässlich aus.
    Daran liegt’s also. Ich bin nämlich schlau und witzig und kenne mich (zumindest oberflächlich) mit total vielen Dingen gut aus. Ich kann charmant sein, mit mir kann man saufen oder schick essen gehen, wandern oder in die Oper, ich geh Fußball gucken oder zeitgenössische Kunst, ich mag Musik und Konzerte und auch ein Wochenende auf der Couch liegen und gar nichts tun. Ich bin so viel!
    Auf jeden Fall so viel Bauch! Ich dachte immer, ich kann durch die anderen Werte bestechen, aber mir schwimmen die Felle davon. Ich habe nämlich den Eindruck, dass all die schlanken Häschen, denen ich gerne Charakter, Intelligenz und Ausdrucksfähigkeit abspreche, nachziehen. Kommt es mir nur so vor oder lesen die jetzt auch hin und wieder mal ein Buch? Werden die schlauer, schlagfertiger und witziger, und mir bleibt nur noch, auf einen »fat admirer« zu warten, der mich langsam auf einem verstärkten Bett mit Süßspeisen auf 300 Kilo mästet?
    Muss ich wirklich, um mich zu lieben und um geliebt zu werden, an mir arbeiten? Kann ich erwarten, dass jemand das liebt, was ich nicht mag? Ich habe festgestellt, dass mein viel beschworener Charakter und seine Interessen mich bei der Partnersuche nicht weiterbringen. Also gehe ich das Großprojekt mal von einer anderen Seite an, stelle mich Fettleibigkeit und Einsiedlertum und freue mich auf das neue Motto: SPORT!
    Ran an den Speck
    Mittwoch, 03. Februar um 21:28 Uhr
    Nachdem ich nun also weiß, woran mein Misserfolg bisher liegt (zu dick), muss ich, das diktierte mir mein klarer Kopf heute Morgen, etwas an mir ändern. Jahre nach dem Schulsport und Monate nach dem letzten vergeblichen Versuch, auf dem Hometrainer meiner Mutter eine gute Figur zu machen, werde ich also meinem halbwegs gesunden Geist einen gesunden Körper zuteilwerden lassen.
    Nun denn. Der Entschluss ist gefasst (und direkt erfasst mich eine leichte Panikwelle), ich werde Sport treiben. Das sollte aber bitte nicht mit Bällen, zu engen Outfits oder der Anschaffung einer kostspieligen Grundausstattung verbunden sein. Außerdem muss ich dran denken, dass mein potenzieller neuer Freund demnächst mit mir gemeinsam diese Sportart trainieren wird, da fallen Reiten und Eiskunstlauf schon mal raus.
    Nach langen Mühen und der Erkenntnis, dass es keinen Sport gibt, der nicht anstrengend und schweißtreibend ist, finde ich im Internet die Seite eines Fitnessstudios. Ich weiß, dies ist der einfachste Weg, und Hochsee-Fischen, Kiten oder Snowboarden klingen viel interessanter. Egal, dieses Studio verfügt als Einziges über eine spektakuläre Saunalandschaft im orientalischen Stil. Saunen, so haben meine Recherchen ergeben, ist neben schlafen die einzige Tätigkeit, die ohne jede körperliche Anstrengung Kalorien verbrennt. Ich melde mich postwendend zu einem Probetraining an. Morgen Nachmittag um halb vier. Ich bin bereit.
    D-Day
    Donnerstag, 04. Februar um 21:39 Uhr
    Mit Sport bin ich seit dem Ende meiner Schulzeit und den damit verbundenen Erinnerungen an Turnbeutelmief, vorgetäuschten Menstruationsbeschwerden und Cooper-Test bisher genau zweieinhalb Mal in Berührung gekommen. Ein Mal, als ich zwei volle Wochen lang im Februar 2002 krank auf der Couch lag und mir die kompletten Olympischen Winterspiele von Salt Lake City ansah. Auch Curling. Ein weiteres Mal, als ich mir in einem Anfall körperlicher Schwäche und geistiger Umnachtung ein paar

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