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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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bringen, weil er gar nicht schlecht aussieht, dafür dass er einen rot-weiß gestreiften Kittel trägt und so ein komisches Hut-Schiffchen auf dem Kopf.
    Seine Miene bleibt unbeweglich. »Bärchenwurst is’ leider aus. Wurstgesicht kann ich anbieten.«
    Ich spiele mit. »Dann hätte ich gerne ein Wurstgesicht.«
    Und dann können wir beide nicht mehr an uns halten und müssen sehr herzlich lachen. Und Herr Frisch, der, wie ich später erfahren soll, Peter heißt, reicht mir erst eine Scheibe Wurstgesicht, dann eine Scheibe Serrano-Schinken, ein halbes Würstchen und noch viele andere Leckereien über die Theke, und er erzählt mir, dass er hier eigentlich Marktleiter ist und nur wegen einer Erkrankung der eingeteilten Wurstfachverkäuferin einspringen musste.
    Er ist lustig und charmant, und deswegen aktiviere ich mal wieder meine eingerosteten Flirttalente, nehme all meinen Mut zusammen und frage ihn, eine nächste Scheibe Wurstgesicht in den Mund schiebend, um, falls er blöd reagiert, so zu tun, als hätte ich was anderes gesagt: »Und wenn du Marktleiter bist, verkaufst du mir dann in Zukunft keine Wurstgesichter mehr?«
    Und er lächelt, schaut verlegen auf das Gehackte und sagt: »Wohl nicht, da hätte wohl auch meine Freundin was dagegen.«
    Jackpot! Ich lächle schief. Schlucke das letzte Stück Aufschnitt und meine Enttäuschung runter und mache mein schönstes Wurstgesicht. Dann trete ich den Rückzug an. Das Ganze ist mir so unangenehm, dass ich meinen Wagen in der Getränkeabteilung stehen lasse und mich unter der Absperrung der geschlossenen Kasse durchschiebe. Schnell weg hier. Eis gibt’s auch an der Tanke.
    FAZIT: Kein Interesse
    Zeig mir dein CD-Regal und ich sag dir, wer du bist.
    So in der Art habe ich mir das zu Beginn des Monats vorgestellt. Ich dachte mir, wenn ich gezielt dorthin gehe, wo andere, an denselben Dingen interessierte Menschen, na gut: Männer sind, knacke ich den Jackpot. Oder gewinne eine Waschmaschine. Zumindest aber einen Blumentopf.
    Ganz und gar blumentopflos schleiche ich mich nun von dannen. Ich habe versucht, an alte Verhaltensmuster anzuknüpfen und mich für Architektur zu interessieren. Das gelang mir leider gar nicht, ganz im Gegenteil, Architektur wurde zu meinem persönlichen Lieblingsfeind. Architektur ist – genau genommen – sogar schuld daran, dass das mit Niko und mir nicht geklappt hat! Na ja. Ein bisschen zumindest. Ich kann aber definitiv sagen, dass ich Architektur nie mochte, nicht mag und auch niemals mögen werde. So.
    Ich dachte, ich interessiere mich für Menschen, die sich fürs Theater interessieren. Dann wurde es Ernst. Und ich bemerkte, dass bloßes Interesse nicht ausreicht, um Sympathien zu schaffen. Dass Dinge, die andere Leute interessant finden, die Leute selbst nicht interessanter machen. Jedenfalls nicht für mich.
    Und essen? Ja, essen verbindet. Doch bei mir hat’s in diesem Monat ja leider nur bis zum REWE gereicht.
    Was ist mit meinen anderen Interessen? Ich habe, so stelle ich erschrocken fest, keine besonders kommunikations- oder gesellschaftsfördernden Vorlieben. Ich lese gerne. Und viel. Ich schaue gerne fern. Und ich esse mit Leidenschaft. Allerdings weniger gern in Gesellschaft, es geht nämlich nichts über eine 3-Liter-Packung Schokoladeneis am Abend. Da brauche ich keine Gesellschaft, da bin ich mir selbst genug. Vielleicht ist das letzte Motto ja auch deswegen gescheitert, weil ich zu wenige aktive Interessen habe, also zum Beispiel Kanu fahren oder Rommé spielen oder Sprachen lernen. Vielleicht bin ich einfach ein fauler, nasser Sack, der mal ein bisschen in Bewegung kommen muss.

Liegt’s an mir? Diese Frage kommt unweigerlich auf im Geschäft »Mädchen sucht Junge«. Nach trüben, gedankenreichen Bridget-Jones-Abenden auf der Couch, an denen man sich alleine betrunken und viel zu viele Elektrolyte in sich geschaufelt hat, stellt sich die selbstkritische Frau von heute mit einem Chipsrest im Mundwinkel vor den Spiegel und zieht ihr Oberteil hoch.
    Und da wird sie offensichtlich, die Wahrheit: Ich bin zu dick.
    Zu dick, um angesprochen zu werden, zumindest. Zu dick, um bei all der Konkurrenz der Schönen und Schlanken aufzufallen. Ja, ja, Sprüche wie »Das ist doch total egal, welche Figur eine Frau hat!« habe ich tausendmal gehört. Ich glaube auch, dass es egal ist, solange sie einen BMI unter 24 hat. Und »Der Charakter ist wichtig«? HAHAHA! Ja! Auch! Aber nicht nur! Meinen »Charakter« will keiner im

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