Zwölf um ein Bett
— dä — ä — danke Ihnen vielmals.« Es kam in einem triumphierenden Sturz heraus, und als sie applaudierten, sah er bescheiden an seiner Nase herunter. Rufen nach einer Rede von Violet folgte ein kehliges »Herzlichen Dank«, und dann sah man Kens Adamsapfel beim Schlucken hüpfen; seine Vorbereitung zu einer Rede.
Er sprach schnell und gut. »Meine Damen und Herren, ich glaube, es ist üblich, daß der Trauzeuge bei diesem Anlaß das Wohl auf die Brautjungfern ausbringt. Da aber keine da sind, weil meine Freunde Fred und Vi es vorzogen, sich in einer nicht zu förmlichen Art zu verbinden, möchte ich einen Toast ausbringen, auf den Sie, wie ich weiß, mit der größten Begeisterung trinken werden — auf die Schöpferin dieses wirklich zauberhaften Festes: unsere Gastgeberin — Mrs. North!«
Sie wurde vorgeschoben, wobei sie ihren Kopf schüttelte und protestierte. »Aber, nicht doch — aber nein, das ist sehr lieb von euch, und ich möchte nur sagen, wie wunderschön es für mich ist, euch alle hier in meinem Hause zur Hochzeit meiner lieben Violet zu sehen. Und ich hoffe, ihr werdet mich nicht für eine alte, sentimentale Närrin halten, wenn ich euch jetzt bitte, euch umzudrehen und auf das Wohl von jemandem zu trinken, den wir alle sehr liebhaben, von jemandem — mm-hm — , der nicht so viel Glück im Leben gehabt hat wie wir alle.« Sie hob ihr Glas. Oliver zitterte davor, daß sie in Tränen ausbrechen könnte. »Mein Sohn, Oliver!«
Er wünschte, er hätte sich unter der Bettdecke verkriechen können. Jeder ließ ihn mit großer Wärme hochleben, aber er hatte es nicht gern, den Frühling zu spielen, der ihre Gefühlsquellen zum Springen brachte. »Ich danke euch sehr«, sagte er. »Vi, wie wär’s, willst du nicht den Kuchen anschneiden?«
»Kannst du wetten«, sagte sie, ergriff das Tranchiermesser und stieß es in den Kuchen unter Assistenz von Fred, der das andere Ende ergriff. Sie wollte ihn ganz aufschneiden, aber ihre Mutter ließ sie nicht. »Wir müssen das ordentlich machen, Liebes. Laß Elisabeth ihn mit hinausnehmen und auf Platten schneiden. Wo steckt sie denn?« Elisabeth trat schnell aus dem Hintergrund vor, trug den Kuchen fort und erschien einige Minuten später mit Platten voll sauber geschnittener Scheiben, die sie rundherum anbot. Oliver hörte die Leute fragen, wer sie sei, und die Erklärung: »Das ist Olivers Krankenschwester«, und er konnte ihnen ansehen, wie sie es in ihrer angeregten Sektlaune für sehr romantisch hielten, daß er eine so hübsche Pflegerin hatte. Er sah, wie sie Mary Brewer Kuchen anbot, die in ihrem gelben Kleid und einem rehfarbenen Hut in einer Ecke stand. Auf dieser Hochzeit lernten sie sich zum erstenmal kennen, und als er sie einander vorstellte, hatte Oliver belustigt beobachtet, wie jede abschätzig die Bilanz der andern zog. Jetzt, wo es ihm besser ging, kam Mary Brewer nicht mehr, wenn Elisabeth fort war. Sie erkundigte sich augenscheinlich nach dem Patienten, denn Elisabeth zog die Augenbrauen hoch und blickte zu ihm hinüber, ehe sie mit scharfer Stimme etwas sagte. Mary hatte sich das kleinste Stück Kuchen genommen. »Möchten Sie nicht noch ein Stück nehmen«, fragte Elisabeth, »das Sie unter Ihr Kopfkissen legen können?« Unwillkürlich blickte Mary zu Oliver hinüber, und er sah hastig weg und begegnete dem starren Blick von Mrs. Ogilvie, die entschlossen durch die Menge auf ihn zusteuerte wie die »Penelope«, als sie ihren Weg durch das Minenfeld von Malta pflügte.
»Mein lieber Oliver«, sagte sie mit atemlosem Flüstern, »ich muß dir die außergewöhnlichsten Dinge erzählen. Ich war eben oben bei den >Elfen<« — sie liebte es, ihre Besuche auf diesem Ort so tönend zu umschreiben — , »und du kennst doch den Tisch am Ende des Korridors? Nun, vielleicht auch nicht; es sind ja Jahre her, seit du ‘raufgehen konntest, armer Liebling. Nun, jedenfalls steht dort ein Tisch mit komischen kleinen dekorativen Kleinigkeiten und Zierstücken deiner Mutter — Frauengeschmack, weißt du, von dem sie so viel besitzt.« Oliver wartete mit schwachem Herzen darauf, daß sie auf den Kern der Sache zu sprechen kam. »Nun, heute liegt die seltsamste Sammlung darauf herum, gerad’ wie in einem Trödelladen. Die Sachen wären mir gar nicht aufgefallen, aber als ich vorbeiging, sah ich zwischen all dem Gesichtskrem und Handschuhen und Nadelkissen und einigen Schmuckstücken — dies hier.« Sie hielt dramatisch einen Schal aus steifer,
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