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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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aber Oliver rief sie zurück. Als sie in den Schein der Lampe trat, zerfiel das Familienbild in zwei sich mit den Blicken messende Schwestern und einen Oliver, der Schatten unter den Augen hatte und dessen Kopfkissen verrutscht waren, so daß sein Kopf herunterzufallen drohte.
    »Ich habe schon darauf gewartet, daß Sie kommen würden«, sagte er, »ich liege verdammt unbequem.«
    »Warum hast du mir nichts gesagt«, meinte Heather vorwurfsvoll. Violet sagte nichts. Es war eine feststehende Tatsache, daß sie in einem Krankenzimmer nicht gut zu gebrauchen war; sie wusch lieber Gläser ab, als daß sie ihren Bruder anfaßte. Einmal, als sie versehentlich hereingekommen war, während Elisabeth den Verband wechselte, hatte man sie aufgefordert, einen Blick auf das Bein zu werfen. Sie wußte, daß man sie für gefühllos gehalten hatte, als sie nach einem flüchtigen Blick wieder hinausgeeilt war, als ob sie sich nicht dafür interessierte; aber tatsächlich schämte sie sich zu zeigen, wie sehr sie der Anblick des Stumpfes mitgenommen hatte.
    Violet war noch immer sehr unsicher in Elisabeths Gegenwart, und der Anblick von Elisabeths sicheren Händen machte sie noch ungeschickter. Sie hätte sich gern mit ihr angefreundet, denn sie hatte keine wirklichen Freundinnen außer Evelyn und Joan Elliot, dem vierschrötigen Mädel mit den Hundehaaren aus der armseligen Hütte im Dorf, aber sie wußte nicht, wie sie es machen sollte. Sie hatte Elisabeth das Gut gezeigt, und Elisabeth, die doch offensichtlich ihr ganzes Leben lang in der Stadt gewohnt hatte und eine Färse für eine bestimmte Rasse von Kühen hielt, schien Gefallen daran zu finden und hatte sogar ein höfliches Interesse für eine Grastrockenanlage gezeigt, aus der man allerdings mit Violets Erklärungen in keiner Weise klug werden konnte. Oliver hatte gehört, wie sie Elisabeth das Reiten anbot.
    »Ich danke Ihnen sehr, aber ich fürchte, ich kann es nicht.«
    »Versuchen Sie’s doch, wenn Sie Lust haben«, hatte Violet hingeworfen. Elisabeth hatte geantwortet, daß es sehr nett von ihr wäre, vielen Dank, und dabei blieb es, bis Violet die richtigen Worte finden würde, es ihr nochmals anzubieten. Sie war sich nicht sicher, ob Elisabeth überhaupt gern Reitunterricht haben wollte, und wenn sie es richtig überlegte, war sie auch nicht sicher, ob sie Brownies Maul dabei riskieren wollte.
    Sie raffte sich auf, als Elisabeth am Bett erschien, wünschte Oliver murmelnd gute Nacht und verzog sich dann mit ihrem zerknitterten Kleid in den Hintergrund, um nachzusehen, ob etwas in der Keksbüchse zu finden wäre.
     
     
     
    Heather wollte auch gern freundschaftlich mit Elisabeth stehen. Sie begrüßte alles Neue. Aber es war so, wie sie zu Oliver sagte: »Sie ist so unnahbar. Man hat das Gefühl, wenn man etwas von der Gipsverkleidung, in der sie sich bewegt, abkratzte, könnte man vielleicht ein richtiges Mädel darunter finden, aber ehrlich gesagt, ich fange an zu zweifeln, ob überhaupt etwas dahintersteckt. Ich habe versucht, an sie heranzukommen, aber sie gibt ja ihre Zurückhaltung um keinen Millimeter auf.«
    »Nichts mit Jungmädchenklatsch?« fragte Oliver.
    »Klatsch? Sie kennt das Wort überhaupt nicht. Ich war in ihrem Zimmer und wollte wissen, wen ihre Fotos darstellten, aber sie blieb stumm wie eine Auster, als ob sie mich für aufdringlich hielte. Komisch. Die meisten Menschen erzählen jedem, der es hören will, von ihrer Verwandtschaft — besonders Pflegerinnen. Erinnerst du dich noch an Sandys Vetter Arthur von der Handelsmarine? Gott, was habe ich ausgehalten.«
    Sie griff nach ihrem Flickkorb, stand herum, fühlte sich überflüssig und beobachtete kritisch Elisabeth, wie sie die Kopfkissen auflockerte und die Bettdecke glattstrich. »Sie müssen uns für eine entsetzlich hilflose Familie halten«, sagte sie, »die sich nicht mal um den eigenen Bruder kümmern kann.«
    »Wie sollte sie auch«, sagte Elisabeth. »Akute Herzfälle »brauchen eine besonders sachgemäße Pflege. Eigentlich sollten sie überhaupt nur in Krankenhäusern gepflegt werden.«
    Es war das erstemal, seit sie auf Hinkley war, daß sie, wenn auch indirekt, eine Kritik übte. Oliver und Heather wechselten Blicke.
    »Das geht auf dich, mein Junge«, sagte Heather, und ihr geweihtes Kreuz schwang gegen sein Kinn, als sie ihn auf die Stirn küßte. Dann ging sie hinaus.
    »Ach du lieber Gott«, sagte Elisabeth, »hoffentlich findet mich Mrs. Sandy nicht zu grob. Ich meinte es gar

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