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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ihnen übernommen? Sie müssen sie kennen — eine dicke Frau und ein kleiner Mann mit weißen Haaren. Sie hatten auch eine Tochter — wie hieß sie doch? — Haben Sie diese Kneipe nicht von ihnen gekauft?«
    Die Frau lachte zynisch bei dem Gedanken, man könnte annehmen, sie hätten soviel Geld. »Das hier gehört einer Gesellschaft. Ich und Mr. Stark bewirtschaften es nur. Ich kann Ihnen wirklich nichts über Brewers oder Stewers oder so sagen«, meinte sie und entfernte sich aus dem Schankraum, als ob sie übelnähme, daß man eine Leistung von ihr verlangte, die nicht in ihrem Kontrakt stand. Nicht viel später, als Oliver mit Heather von einer Tennispartie nach Hause fuhr und Appetit auf einen »drink« hatte, ging er mit ihr in eine muffige, kleine Gastwirtschaft an der Hauptstraße nicht weit von Shrewsbury. Sie läuteten die Glocke in der Wirtsstube, und es erschien ein untersetztes, kurzgelocktes, rothaariges Mädchen mit einem gewöhnlichen, durch ein breites Lächeln verschönten Gesicht, beweglich auf seinen festen Beinen, das sich überrascht an der Tür festhielt und sagte: »Ist das möglich?«
    »Was denn?« fragte Heather.
    »Oliver North«, sagte das Mädchen erstaunt. »Sie sehen, ich habe Sie nicht vergessen.« Heather hob die Augenbrauen.
    Oliver zerbrach sich verzweifelt den Kopf. »Mein Gott!« sagte er plötzlich. »Mary! Mary Brewer aus der >Schnitzeljagd<. Sie brachten doch immer das Ingwerbier. Wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt?« Er wußte, daß Mrs. Brewer ihm darüber erzählt hatte und daß er sich eigentlich hätte erinnern müssen. Mary, noch immer von Olivers Anblick benommen, eines Olivers in weißen Flanellhosen und mit einem gestreiften Seidenschal in seinem offenstehenden Hemd, berichtete in der gleichen ungezwungenen Art, mit der sie ihm damals vom Gatter aus ihre Bemerkungen zugeworfen hatte. Er forderte sie zu einem Gläschen auf, sie ging etwas Trinkbares holen und kam mit Mrs. Brewer wieder, die offenbar noch das gleiche Haarnetz trug. Ja, erzählte sie ihnen, während Mary daneben stand und bewundernd zu Oliver aufsah, Mary sei nun eine staatlich anerkannte Krankenpflegerin und ginge ihren Eltern zur Hand, wenn sie in den Ferien zu Hause war; hatte ihre Hebammenausbildung hinter sich und wollte nächsten Monat hier als Gemeindeschwester anfangen. Oh, sie verstand ihre Arbeit. Hatte sie nicht Mr. Brewer gut und sauber gepflegt, als er vorige Woche seine Hand an einem kaputten Faßreifen verwundet hatte?
    Heather, die schon damals ein Snob war, sagte auf der Weiterfahrt: »Ich hätte dich gar nicht für so volksverbunden gehalten, Ollie.«
    »Brewers und ich? Busenfreunde — ich werde ihren Ausschank zu meinem Anlegehafen ernennen«, sagte er und vergaß sofort alles wieder, bis Mary fünf Jahre später auf einem Rad mit einem runden Hut und einem langen, blauen Rock wieder erschien, um ihn an Schwester Sandersons erstem Ausgehtag zu waschen. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Ihr Beruf war schwer, aber er befriedigte ihre überspannten, idealistischen Neigungen, und da sie ihren Beruf liebte, überanstrengte er sie nicht. Ihre Arbeitsfähigkeit war unbegrenzt, und für Oliver hätte sie sich überhaupt zu Tode gearbeitet. Anfangs fiel ihm diese Ergebenheit gar nicht auf; erst nachdem Heather ihn ergötzt darauf aufmerksam gemacht hatte, wurde er sich dessen einigermaßen verblüfft bewußt. Das erklärte selbstverständlich ihre unnatürliche Art ihm gegenüber, die sich seiner Mutter und seinen Schwestern gegenüber sofort löste. Sie konnte mit ihnen lachen und scherzen oder sie kommandieren und aus dem Zimmer schicken, mit der Sicherheit, die ihr aus beruflicher Erfahrung und zehnjährigem Umgang mit allen möglichen Menschen erwachsen war. Oliver gegenüber war sie immer unsicher. Sie war übertrieben höflich, entschuldigte sich überschwenglich, wenn sie ihm weh getan hatte, und lachte zu laut über die schwachen Witze, mit denen er die verkrampfte Stimmung zwischen ihnen aufzulockern versuchte. Dieses halbstündige Zusammensein zweimal am Tage bedeutete ihr eine köstliche Qual. Sie fühlte sich gleichzeitig im siebenten Himmel und in der tiefsten Hölle. Die Zeit schien ihr zu kurz, und doch war es eine Erlösung, wenn sie sich von dem schrecklichen Zustand erholen konnte, immer das Falsche zu tun und zu sagen. Während sie mit verschwommenen Augen auf ihrem Rad den Pfad zwischen den Pferdekoppeln entlangfuhr, bewegte sie alles, was Oliver gesagt

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