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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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in die Höhle zurück und nahm sich vor, am nächsten Morgen noch mehr Holz zu sammeln.
Doch als sie erwachte, heulte draußen ein neuer Schneesturm, und der Einschlupf war völlig zugeschneit. Ayla rang nach Luft. Sie war eingesperrt. Gefangen. Und wieder packte sie die Angst. Lebendig begraben! Wie hoch der Schnee wohl war? Sie nahm eine n langen Ast und bohrte damit zwischen den Zweigen der Haselnußbüsche nach oben. Schnee kam in die Höhle, doch es dauerte nicht lange, und Ayla verspürte einen Luftzug. Als sie durch das Loch spähte, sah sie Schneeflocken im scharfen Wind waagerecht dahintreiben. Den Ast ließ sie in dem Loch stecken und setzte sich wieder an ihr Feuer.
Ein Glücksfall war es gewesen, dass sie auf den Gedanken gekommen war, die Höhe der Verwehung zu messen. Denn durch das Loch, das vom Ast offengehalten wurde, konnte Luft in die Höhle gelangen. Wie schnell hätte es geschehen können, dass sie des Morgens nicht mehr erwacht wäre.
Das Mädchen merkte bald, dass ein so großes Feuer gar nicht nötig war, um die Höhle warmzuhalten. Der Schnee wies die Kälte ab.
Ob draußen Tag oder Nacht war, war nur an dem schwachen Lichtfleck auszumachen, der, wenn es draußen hell war, oben am Eingang matt glänzte. Und sobald dieser Fleck verschwand, schlug Ayla eine Kerbe in ihren Stock.
Vom Schnee in die Höhle verbannt, waren auch Finger, Hände und Füße gehindert, sich nutzbringend regen zu können. Es gab nichts zu tun für sie. Oft saß Ayla dann lange unbewegt am Feuer und starrte in die Flammen, sah zu, wie sie ein Holz nach dem anderen verzehrten und nur ein Häufchen Asche zurückließen. Hatte auch das Feuer einen Geist? Wohin wanderte er, wenn das Feuer starb? Creb hatte gesagt, wenn ein Mann oder eine Frau starb, dann wanderte der Geist in das Jenseitige. Ayla faßte sich an die Stirn. Bin ich schon dort? fragte sie sich. Nichts ist anders; nur eins amer ist es. Vielleicht ist mein Geist an einem anderen Ort. Wie soll ich das denn wissen? Auch fühle ich es nicht. Mein Geist ist bei Creb und Iza und Uba, denke ich. Aber ich bin verflucht. Ich muß tot sein.
    Aber warum hat mein Totem mir das Zeichen gegeben, wenn es wusste, dass ich verflucht werden würde? Kann es sein, dass mein Herz mich betrogen hat? Kann es sein, dass der sonderbare Stein kein Zeichen meines Totems war? Ich glaubte, mein Totem wollte mich prüfen. Vielleicht ist auch dies eine Prüfung. Oder hat es mich verlassen? Aber warum hat es mich gewählt, wenn es mich dann verläßt?
    Ayla blickte zur Decke. Vielleicht hat mein Schutzgeist mich gar nicht verlassen. Vielleicht ist er für mich in die Welt der Geister hinübergegangen. Vielleicht kämpft er für mich gegen die bösen Geister. Vielleicht sandte mein Totem mich hierher, damit ich warten soll, bis es gesiegt hat. Könnte es sein, dass mein Totem mich noch immer beschützt? Aber wenn ich nicht tot bin, was bin ich dann? Ayla senkte den Kopf und sah in die Flammen. Allein bin ich, dachte sie bekümmert, so schrecklich allein.
    Aylas Augen kehrten sich wieder in die Wirklichkeit. Das Feuer war ziemlich heruntergebrannt. Ich will noch etwas nachschieben, dachte sie. Auch bin ich hungrig. Ayla holte ein Stück Holz und warf es in die Glut. Dann ging sie zu ihrem Luftloch und spähte hinaus. Es dunkelt, stellte sie fest. Ich muß wieder eine Kerbe schlagen. Wird dieser Schneesturm denn niemals aufhören? Sie nahm den Stock zur Hand und fügte ihm eine neue Narbe zu und legte dann ihre Finger in die Kerben; erst die eine Hand, dann die andere, dann wieder die erste. Und so fuhr sie fort, bis sie alle Kerben einmal zugedeckt hatte. Der heutige Tag, den ich hier auf meinem Kerbholz habe, war mein letzter. Ich kann jetzt zurückkehren, frohlockte es in dem Mädchen. Aber wie soll ich bei diesem Schneesturm aus der Höhle kommen? Ein zweites Mal ging Ayla zum Luftloch. Nur mit Mühe konnte sie in der rasch dichter werdenden Finsternis den dichten, vom Sturm gepeitschten Flockenschleier ausmachen. Verzagt schüttelte sie den Kopf und setzte sich wieder ans Feuer.
    Als sie am nächsten Tag erwachte, war ihr erster Gang zum Luftloch. Der Sturm tobte noch immer mit unverminderter Gewalt. Wird er denn nie aufhören, flehte sie. Oh, wie gern wollte sie zurück. Was würde aus ihr werden, wenn Brun den Fluch für immer verhängt hätte? Was würde aus ihr werden, wenn sie niemals zur Höhle zurückkehren könnte? Und wenn sie nicht jetzt schon tot sei, so wurde sie dann mit

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