Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
für Umschläge gegen die Stiche und Bisse von Mücken und Fliegen?" erinnerte sich Ayla.
"Ja", stimmte Iza zu, "aber da befeuchtest du die Haut von aussen mit dem Sud. Damit er deinem Totem Kraft gibt, mußt du ihn aber trinken. Und noch etwas mußt du zu dir nehmen, wenn dein Totem kämpft: Salbeiwurzel, getrocknet oder frisch. Koche sie und trinke den Aufguß. Jeden Tag einen Becher."
"Ist das die Pflanze mit den gezähnten Blättern, die auch gegen die Schmerzen in Crebs Gliedern hilft?"
"Ja. Es gibt noch eine, jedoch habe ic h sie nie gebraucht. Das Geheimnis stammt von einer anderen Medizinfrau. Es gibt eine Yamswurzel - anders als die, die hier im Umland wachsen. Später will ich dir zeigen, wie du sie erkennen kannst, jetzt aber will ich dir erklären, wie du sie zu einem Mittel machst. Du schneidest sie in Stücke, kochst sie auf und zerstampfst das Ganze zu einem dicken Brei. Den läßt du trocknen und zerstößt ihn fein. Jeden Tag, an dem die Geister nicht kämpfen, nimmst du etwas davon, eine kleine Schale Feinzerstoßenes mit Wasser angerührt."
Creb trat in die Höhle und sah die beiden Frauen am Feuer sitzen, sich mit lebhaften Händen unterhaltend. Sofort hatte sein Auge erkannt, dass Ayla sich verändert hatte. Sie hat es überwunden, dachte er, während er zu seinem Wohnkreis humpelte.
"Iza!" knurrte er. "Soll ich verhungern?" fragte seine Hand, die erst auf den Mund und dann auf den Bauch deutete.
Iza sprang auf, doch Creb achtete nicht darauf. Er war so froh und erleichtert, Ayla wieder munter und regsam zu sehen. Als er sich auf seiner Matte niederließ, kam Uba in die Höhle gelaufen.
"Ich habe Hunger", bedeutete das kleine Mädchen.
"Du bist immer hungrig, Uba." Aylas Gesicht strahlte, als sie die Kleine hochhob und durch die Luft schwang, was sie schon lange nicht mehr getan hatte.
Als sie gegessen hatten, kroch Uba zu Creb auf den Schoß. Ayla summte leise vor sich hin, während sie Iza beim Aufräumen half. Creb seufzte zufrieden. Jungen braucht der Clan, dachte er, aber mein Herz ist mehr den Mädchen zugewandt. Sie brauchen nicht ständig tapfer und stark zu sein. Fast wünschte ich, Ayla wäre noch nicht Frau.
Besonnt von einer wunderbar wärmenden Vorfreude erwachte Ayla am nächsten Morgen. Ich werde ein Kind haben, jubelte es in ihr; sie umschlang ihre Brüste ganz fest mit beiden Armen und wühlte sich noch ein wenig tiefer in ihr Fell und schloß die Augen. Ich laufe schnell zum Bach hinunter, ging es ihr plötzlich durch den Kopf, und wasche mir das Haar. Mit einem Sprung war sie auf den Beinen, doch schon drehte sich ihr alles, und Übelkeit spülte wellengleich über sie hin. Ich muß etwas essen, dachte sie, wenn ich ein heiles Kind haben möchte.
Ayla konnte den Frühverzehr nicht bei sich halten; nachdem sie aber eine Weile auf gewesen war, aß sie nochmals etwas und fühlte sich wohler. Frohen Mutes lief sie aus der Höhle und schritt zum Bach hinunter.
"Ayla!" Höhnisch und mit aufragendem Geschlecht vertrat ihr Broud den Weg.
Die junge Frau starrte ihn entgeistert an. Ihn hatte sie ganz vergessen gehabt. Aber von nun an konnte er ihr damit nichts mehr beweisen. Die schützende Schale um ihr Herz hatte sich wieder geschlossen, und es würde ihm nicht mehr möglich sein, sie noch einmal aufzubrechen, selbst wenn er noch so heftig in sie dringe. Still kniete Ayla hin und bot ihm dar, was er begehrte.
Broud fühlte sich betrogen und um seine Lust gebracht. Nicht eine einzige Regung zeigte dieser Häßling. Alles, was ihn früher erregt hatte, ihr glühender Haß, ihre ohnmächtige Wut und die wilde Abwehr ihrer Lenden, war verflogen. Sie tat, als wäre Broud nicht da, als spürte sie ihn nicht. Und in der Tat empfand sie wirklich nichts; Broud konnte sie nicht mehr erschüttern, mochte er sie schlagen, stoßen, kneifen oder ihr Gewalt antun, gelassen nahm sie alles hin.
Schnell war Brouds Lendenlust erlosche n, die gelodert hatte, als er sich nehmen musste, was ihm darzubieten war, und nun zusammensank, als es ihm wie ein Lästiges geboten wurde.
Oga war erleichtert, dass ihr Gefährte seine unerfindliche Begierde nach Ayla aufgegeben hatte. Sie war nicht eifersüchtig gewesen, wozu auch kein Anlaß war. Broud war ihr Gefährte, und er hatte ihr durch nichts gezeigt, dass er sie verstoßen wollte. Die Männer konnten sich die Frauen nehmen, wie sie wollten. Unbegreiflich war ihr nur, warum er es mit Ayla hatte machen müssen, die doch, das war genau zu sehen gewesen, sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher