Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
zurück. Es war genug. Viel mehr konnte er vom Sohn seiner Gefährtin nicht hinnehmen. Die Männer waren bestürzt und hatten die Köpfe eingezogen.
Ein offener Zwist zwischen dem Clan-Führer und dem, der ihm nachfolgen sollte, war beunruhigend und ließ das schlimmste befürchten. Broud hatte seine Grenzen überschritten, gewiß, doch sie waren an seine Ausbrüche gewöhnt. Brun war es, der Beklommenheit in den Männern auslöste; nie zuvor hatten sie den Clan-Führer so ungehalten gesehen. Und nie zuvor hatte er so offen angezweifelt, dass Broud ihm als ClanFührer folgen würde.
Einen ewigkeitwährenden Augenblick lang verkeilten sich die Blicke der beiden Männer. Dann senkte Broud die Lider. Nun, da die drohende Schande abgewendet war, ruhte Brun wieder fest in sich selbst. Er war der Clan-Führer und nicht bereit, diesen Platz zu räumen, solange es ging.
Broud kämpfte Ohnmacht und bittere Wut nieder und schluckte schwer. Er gibt ihr immer noch sein Wohlwollen, dachte er grimmig. Wie kann er das nur tun? Ich bin der Sohn seiner Gefährtin, und sie ist nur eine häßliche Frau. Als er nach einer Weile wusste, dass seine Hände eine ruhige Rede führen konnt en, meldete er sich.
"Es schmerzt mich", hob er an, "dem Clan-Führer meine Meinung so unklar dargelegt zu haben, dass es ihn verwirrte. Mir liegen die Männer am Herzen, die ich eines Tages rühren soll, wenn du mich für fähig erachtest, sie zu führen. Aber wie kann ein Mann jagen, dessen Haupt wacklig auf seinem Hals sitzt?"
Scharf und zornig blickte Brun auf den jungen Mann. Das, was seine Hände sagten, paßte nicht zu dem, wie er den Körper hielt und das Gesicht verzog.
Brouds ausnehmend unterwürfige Haltung barg bitteren Hohn; und das reizte den Clan-Führer weit mehr als offenes Aufbegehren, denn Broud bemühte sich, seine Gefühle zu verbergen, und Brun spürte das. Doch der Erste im Clan schämte sich, dass er selbst aus der Haut gefahren war, und sah klar, dass dieses die abschätzigen Angriffe hervorgerufen hatte, mit denen Broud sein Urteilsvermögen in Frage stellte.
"Du hast uns klar genug gezeigt, wie du die Sache siehst, Broud", antwortete Brun hölzern. "Ich verschließe nicht meine Augen davor, dass das K ind für den Clan-Führer, der mir nachkommt, eine drückende Last sein wird. Dennoch liegt der Entscheid bei mir. Ich werde tun, was mir am besten dünkt zu tun. Ich habe nicht bedeutet, dass ich das Kind annehmen werde, Broud, und auch nicht, dass die Frau vom Fluch verschont sein wird. Meine Sorge gilt dem Clan, nicht dieser Frau oder ihrem Kind. Der Todesfluch kann alle in Gefahr bringen; verweilende böse Geister können Unheil stiften, um so mehr, als sie schon einmal in die Höhle gelassen wurden. In meinen Augen ist das Kind allzu mißgestaltet, um am Leben bleiben zu können. Aber das sieht Ayla nicht. Sie kann es nicht sehen. Es kann sein, dass ihr Wunsch, ein Kind zu haben, sie blind gemacht hat. Als sie zurückkehrte, flehte sie mich an, den Todesfluch über sie zu verhängen, wenn das Kind nicht angenommen wird. Ich habe euch zu Rate gezogen, weil ich wissen will, ob einem unter euch an dem Kind etwas aufgefallen ist, das mir entgangen sein könnte. Ich kann den Entscheid über den Todesfluch nicht leichten Herzens treffen."
Brouds ohnmächtige Wut legte sich ein wenig. Vielleicht ist es doch nicht so, dass Brun ihr mehr Wohlwollen gibt als mir, dachte er.
"Du hast recht, Brun", bereute er zerknirscht. "Der Clan Führer sollte die Gefahren ins Auge fassen, die dem Ganzen drohen. Ich bin dankbar, von einem so weitsichtigen ClanFührer lernen zu können."
Brun spürte, wie das angespannte Herz sich dehnte und wieder ruhiger schlug. Niemals hatte er auch nur im Ernst daran gedacht, Broud zu verstoßen. Er war ja der Sohn seiner Gefährtin, das Kind seines Herzens. Es ist nicht immer leicht, sich selbst zu zwingen, dachte er, sich seiner eigenen Gereiztheit erinnernd. Broud fällt es nur ein wenig schwerer als den meisten, aber er bessert sich.
"Ich freue mich, dass du es auch so siehst wie ich, Broud. Wenn du der Clan-Führer bist, ist es an dir, für Sicherheit und Wohl des Clans zu sorgen."
Damit ließ Brun den Sohn seiner Gefährtin nicht nur wissen, dass er ihn noch immer als Nachfolger betrachtete; er nahm vor allem den übrigen Jägern das unbehagliche Gefühl, die ClanFührung könnte zerfallen. Sie waren nun sicher, dass alles so geschehen würde, wie der Clan-Brauch es vorschrieb.
"Gerade das Clan-Wohl ist es, das
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