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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Mittler zwischen den Welten, der Ehrfurcht gebietende Beschützer der Erdlinge vor dem Bösen. Er war es, der mutig und selbstlos den Unsichtbaren entgegentrat, die weit furchtbarer waren als jedes reißende Tier, das man kannte, jenen Mächten, die den tapfersten Jäger in einen zitternden Feigling verwandeln konnten. Unter den Männern war keiner, der sich nicht sicherer fühlte in dem Wissen, dass er der Zauberer seines Clans war; keiner, der nicht irgendwann einmal in seinem Leben tiefe Furcht vor seiner Macht und seiner Zauberkraft gespürt hätte; und nur einer, Goov, der es wagen konnte, daran zu denken, eines Tages seinen Platz einzunehmen.
Der Mog- ur allein stand mächtiglich zwischen den Männern des Clans und dem schrecklichen Nichts, das nur zu ahnen war, und wurde durch den vertrauten Umgang mit dem Nichts, das nur er durchdenken konnte, zu einem Teil von ihm. Dies legte einen unheimlichen Schein um ihn, der auch zu strahlen schien, wenn er von seiner Zauberstätte in den Wohnkreis trat. Selbst dort, an seiner Feuerstätte, galt er den Clan-Leuten mehr als nur einer von ihnen. Er war der Mog- ur, der das Wissen hatte, das ihnen auf ewig verschlossen war.
Als der Zaubermann nun seinen Blick von einem zum anderen wandern ließ, war nicht einer unter ihnen, dem nicht plötzlich mit quälender Bangnis zu Kopfe kam, dass die Frau, die sie alle für sich schon zum Tode verurteilt hatten, an seiner Feuerstätte lebte. Sein Blick traf zuerst Brun und durchbohrte ihn. "Der Gefährte einer Frau darf für das Leben eines mißgestalteten Kindes sprechen. Ich bitte dich, Aylas Sohn das Leben zu lassen, und um seinetwillen bitte ich dich, auch ihr Leben zu verschonen."
All das, was Brun sich vor kurzem erst als Grund, die beiden am Leben zu lassen, zurechtgelegt hatte, schien plötzlich weit mehr Gewicht zu gewinnen; all das, was für ihren Tod sprach, schien unbedeutend. Fast hätte er allein aufgrund von Crebs Bitte seine Zustimmung gegeben. Doch er war der Clan-Führer. So leicht konnte er vor all seinen Jägern nicht rückfällig werden. Obwohl es ihn stark verlangte, der bezwingenden Kraft des mächtigen Zaubermannes nachzugeben, blieb er fest.
Als der Mog-ur den Ausdruck steinerner Entschlossenheit gewahrte, der dem Augenblick der Unschlüssigkeit folgte, schien er sich vor den Augen aller zu verwandeln. Jäh fiel alles Zauberhafte von ihm ab. Er wurde ein verkrüppelter alter Mann in einem Bärenfell, der sich auf seinem heilen Bein nur mühsam aufrecht hielt. Und als er redete, tat er es mit den gewöhnlichen Gebärden und den kurzen, knurrenden Lauten des täglichen Umgangs. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck der Entschlossenheit, und dennoch wirkte es seltsam verletzlich.
"Brun, seit dem Tag, an dem Ayla gefunden wurde, hat sie an meinem Feuer gelebt. Ihr werdet alle mit mir einig sein, dass Frauen und Kinder in dem Mann, dessen Feuer sie teilen, ein Vorbild sehen. So wie dieser Mann, glauben sie, müssen alle Männer sein. Und ich war Aylas Vorbild. An mir hat sich ihre Vorstellung, wie ein Mann sein muß, geformt. Ich bin mißgestaltet, Brun. Ist es so befremdlich, dass eine Frau, die am Feuer eines mißgeburtigen Mannes aufgewachsen ist, ihr eigenes Krüppelkind nicht als mißgestaltet sehen kann? Mir fehlen ein Auge und ein Arm. Die eine Seite meines Körpers ist verkümmert. Ich bin nur ein Zerrbild von einem Mann, aber Ayla hat mich immer als einen ganzen Mann gesehen. Der Körper ihres Sohnes ist wohlgebildet. Er hat zwei Augen, zwei heile Arme, zwei heile Beine. Wie sollte sie an ihm etwas Mißgebildetes erkennen?
Mir war es aufgegeben, sie zu unterweisen. Wenn sie fehlte, dann bin ich zu tadeln. Ich habe ihrer Eigenart, die sich dem Clan-Brauch stets entzog, nicht geachtet. Ich brachte sogar dich dazu, sie hinzunehmen, Brun. Ich bin der Mog-ur. Du vertraust darauf, dass ich dir die Wünsche der Geister übermittle, und du vertraust meinen Weisungen auch in anderen Dingen. Ich glaube nicht, dass wir falsch handelten. Manchmal war es schwer für Ayla, alles zu ertragen, und ich nahm an, sie wäre eine gute Frau geworden und hätte sich den Brauch des Clans zu eigen gemacht. Jetzt sehe ich, dass ich zu milde mit ihr war. Ich habe ihr nicht klar genug gemacht, was hier von ihr erwartet wird. Ich habe sie selten zurechtgewiesen, nie geschlagen und sie häufig ihre eigenen Wege gehen lassen. Jetzt muß sie durch mein Säumen sterben. Aber, Brun, ich konnte nicht härter zu ihr sein." Creb sah seinen

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