Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
kann es nicht glauben, dachte sie, ich kann es nicht glauben. Ist es denn wirklich geschehen? Du hast einen Na men, mein Sohn? Brun hat dich angenommen? Und ich träume auch nicht? Plötzlich sah sie den wundersam geformten funkelnden Stein vor sich, den sie an der kleinen Höhle gefunden hatte. Es ist ein Zeichen gewesen. Ein Zeichen des großen Höhlenlöwen.
"Durc", hörte sie Iza sagen und blickte auf. Das Gesicht der Frau strahlte.
"Durc", sagte Uba und fügte mit rascher Bewegung hinzu:
"Ich bin so froh." "Durc", das klang höhnisch. Ayla sah auf und erkannte Broud, der sich eben abwandte. Die seltsamen Gedanken fielen ihr ein, die ihr durch den Kopf gegangen waren, als sie in der kleinen Höhle gesessen hatte; die junge Frau begann zu zittern.
Das stumme Ringen zwischen Brun und Broud hatte sie in ihrer glücklichen Erregung nicht bemerkt. Der junge Mann war drauf und dran gewesen, dem jüngsten Clan-Glied eine Anerkennung zu verweigern. Erst ein scharfer Befehl aus Bruns Augen hatte den jungen Jäger dazu gebracht, sich zu beugen. Ayla sah ihm nach, als er mit geballten Fäusten und stürmischem Schritt sich davonmachte.
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"Iza! Iza! Schnell! Schau dir Durc an!" Ayla packte die Medizinfrau am Arm und zog sie rasch zum Eingang der Höhle. "Was ist?" wollte die Frau wissen, während sie hinter Ayla herrannte. "Ist ihm etwas geschehen?"
"Nein, nein. Schau doch!" Voller Stolz wies Ayla auf das Kind, als sie Crebs Wohnkreis erreichten. "Er hält seinen Kopf hoch." Der Kleine lag auf dem Bauch und sah aus großen ernsten Augen zu den beiden Frauen auf. Sein Kopf wackelte hin und her von der Anstrengung und fiel schließlich auf die weiche Pelzdecke zurück.
"Wenn er es schon so früh fertig bringt, dann wird er den Kopf gewißlich aufrecht halten können, wenn er groß ist", wandte sich Ayla mit halb fragender, halb flehender Gebärde an Iza.
„Freu dich noch nicht", gab Iza zurück. "Aber es ist ein gutes Zeichen.“
Creb humpelte in die Höhle. Sein Auge zeigte die große Leere, die es stets hatte, wenn er ganz in sich selbst versunken war.
"Creb!" rief Ayla und lief ihm entgegen. Beinahe erschrocken blickte der Mog-ur auf. "Durc hat seinen Kopf hoch gehalten. Iza hat es gesehen." Die Medizinfrau bestätigte es freudig.
"Hrrm", knurrte Creb. "Wenn er nun so kräftig wird, dann ist es wohl an der Zeit", bedeutete er.
"An der Zeit?"
"Ich habe mich mit den Geistern zusammengetan. Ich glaube, wir sollten die Totemfeier für ihn halten. Er ist noch ein wenig jung, aber die Zeichen, die mir gegeben wurden, kann ich nicht übersehen. Sein Totem hat sich mir offenbart. Es wird gut sein, wenn wir nicht länger warten. Es muß getan werden, ehe wir zum Miething des Groß-Clans aufbrechen. Unheil kann über ihn kommen, wenn er fortzieht und sein Totem kein Heim hat."
Als Crebs Blick auf die Medizinfrau fiel, brachte ihn das auf einen anderen Gedanken. "Iza", wandte er sich fragend an sie, "hast du ausreichend Wurzeln für die Feier? Ich weiß nicht, wie viele Clans sich einfinden werden. Trage Sorge, dass du ausreichend Wurzeln bei dir hast."
"Ich werde nicht mit euch ziehen, Creb", bedeutete ihm Iza enttäuscht. "So weit kann ich nicht laufen. Ich muß hierbleiben."
Nein, dachte er, Iza kann wirklich nicht mit uns ziehen. Wo habe ich auch nur meine Augen gehabt. Sie ist zu schwach. Wie mager sie ist und fast ganz weiß. Schon als das letzte Mal die Blätter fielen, schien es, als würde sie uns verlassen. Wie all das sie wohl wieder auf die Beine gebracht hat? Was aber wird aus der Feier? Nur die Frauen von Izas Stamm kennen das Geheimnis des Zaubertranks. Uba ist zu jung. Es muß eine Frau sein. Ayla! Ja, Ayla. Iza kann sie darin unterweisen, ehe wir aurbrechen. Es ist wirklich an der Zeit, dass sie zur Medizinfrau erhoben wird.
Creb musterte die junge Frau, als diese sich bückte, um ihr Kind hochzuheben. Und plötzlich sah er sie mit kühlerem Blick als vorher. Werden die Leute der Nachbar-Clans sie auch annehmen? Er versuchte, Ayla so zu sehen, wie sie die Nachbarn sehen würden. Das sonnenhelle Haar hing ihr lose um das flache Gesicht, seitlich hinter die Ohren gestrichen, so dass die gewölbte Stirn deutlich hervortrat. Ihr Körper war der einer Frau, doch groß und schlank, und ihre Beine standen hoch und gerade, und wenn sie aufrecht ging, überragte sie ihn um einiges.
Sie sieht nicht aus wie die Frauen des Clans, dachte er. Alle werden sie anstarren, die meisten, fürchte ich, mit Mißtrauen.
Mag
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