Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
beinernen Klangkörper bedienten, ein Zeichen gab. Beim nächsten gewaltigen Zusammenschlag brachen sie ab. Die Männer hielten in ihrem Tanz inne und blickten auf und waren verwundert, dort die Mog-urs zu sehen, wo eben noch alles leer gewesen war. Doch auch das plötzliche Erscheinen der Zauberer war Trug, und Ayla wusste jetzt, wie die Täuschung vollbracht wurde.
Der Mog- ur wartete, ließ Spannung sich aufbauen, bis er fast mit seinem Körper spürte, dass aller Aufmerksamkeit auf die mächtige Gestalt des Höhlenbären gerichtet war, der im Feuerschein zu glühen schien. Sein Zeichen war kaum wahrzunehmen, und er blickte mit Absicht in die andere Richtung, als er es gab. Doch es war das Zeichen, auf das Ayla gewartet hatte. Sie ließ ihren Umhang von den Schultern gleiten, füllte die Schale mit Wasser und umfaßte die Wurzeln in ihrer Hand fester. Noch einmal holte sie tief Atem, dann schritt sie langsam dem Einäugigen entgegen.
Ein Aufseufzen höchster Verwunderung ging durch den Kreis der Männer, als Ayla ins Licht trat. In ihren Umhang gekleidet, dessen lose fallende Falten und Taschen ihren Körper verhüllten, hatte sie ausgesehen wie eine der ihren. Ohne die Hülle des weit fallenden Gewandes jedoch zeigte sich, dass ihr Körper ganz anders war als die Körper der Clan-Frauen. Er war nicht rundlich und erdschwer wie bei diesen; er war schlank und schmal. Ihre Arme und Beine waren lang und gerade. Und nicht einmal die roten und schwarzen Kreise und Linien, die ihren nackten Leib bedeckten, konnten ihr Anderssein verbergen.
Noch seltsamer aber war ihr hoher Wuchs. Wenn sie, wie üblich, mit gekrümmtem Rücken und leicht vornübergebeugt dahinschlurfte oder zu Füßen eines Mannes hockte, war dies nicht weiter aufgefallen. Als sie jedoch den Zauberern gegenüberstand, war es offenkundig geworden: Ayla war weit höher gewachsen als selbst der größte Mann im Clan.
Mit einer fließenden Folge feingeführter Gesten rief der Große Mog- ur den Schutz des Großen Bären herab, der noch in ihrer Nähe weilte. Dann schob Ayla die harten, ausgedörrten Wurzeln in ihren Mund. Es fiel ihr schwer, sie zu kauen, da ihr die großen Zähne und die kräftigen Kiefer der Clan-Leute fehlten. So sehr Iza sie auch davor gewarnt hatte, die Säfte zu schlucken, die sich in ihrer Mundhöhle bildeten, sie konnte nicht verhindern, dass etwas davon in ihre Kehle geriet und geschluckt wurde. Auch wusste sie nicht, nach welche r Zeit die Wurzeln weich waren; aber sie hatte das Gefühl, als müßte sie kauen ohne Unterlaß. Als sie endlich die letzte Wurzel ausspie, fühlte sie sich leicht benommen. Sie rührte so lange, bis das Flüssige in der uralten heiligen Schale wäßrigweiß wurde; dann reichte sie die Schale Goov.
Die Gehilfen hatten dabei gestanden und gewartet, während sie die Wurzeln kaute. Jeder hielt ein Gefäß mit Daturasud in den Händen. Goov reichte die Schale mit der weißen Flüssigkeit an den Großen Mog- ur weiter, hob dann sein Gefäß vom Boden auf und übergab es Ayla auf die gleiche Weise, wie die anderen Gehilfen ihre Schalen den Medizinfrauen ihrer Clans reichten.
Es war ein gerechter Austausch. Der Große Mog-ur schlürfte aus der heiligen Schale. "Der Trank ist stark", bedeutete er Goov, so dass es niemand merkte. "Gib weniger."
Goov nickte, nahm die Schale und ging mit ihr hinüber zu dem Mog-ur, dem der zweite Rang zukam.
Ayla und die anderen Medizinfrauen trugen ihre Schalen zu den wartenden Frauen und reichten sie ihnen. Ayla schlürfte den letzten Rest aus ihrer Schale; doch schon spürte die junge Medizinfrau sich von einem befremdlichen Gefühl des Entferntseins überschwemmt, so als hätte sich ein Teil von ihr gelöst und sähe nun all dem, was ringsum vorging, aus der Entfernung zu. Einige der älteren Medizinfrauen griffen zu den schüsseiförmigen Holztrommeln und begannen, den bemessenen Ton für den Tanz der Frauen zu schlagen. Wie gebannt starrte Ayla auf die wirbelnden Stöcke, während sie der klaren, genauen Schlagfolge lauschte. Die Medizinfrau von Norgs Clan schob ihr eine rundliche Holztrommel zu. Mit zaghafter Hand paßte sie den Schlägel der allgemeinen Schlagfolge an und ging nach einer Weile ganz in ihr auf.
So versunken war Ayla, dass sie nichts von dem bemerkte, was um sie herum vorging. Als sie einmal kurz aufblickte, waren die Männer fort, und die Frauen wanden und drehten sich und sprangen in einem wilden, rasenden Tanz. Schnell stellte sie die Trommel beiseite und

Weitere Kostenlose Bücher