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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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über ihre Vorstellung hinaus und glitt in eine Zeit hinein, wo vielleicht doch noch eine neue Wandlung gekommen wäre. Dann aber war ihr Geist klar, und sie spähte hinter einer Säule hervor auf die zehn Männer, die im Kreis in einer Grotte hockten.
Der Große Mog-ur blickte sie an, und sie sah in seinem tief braunen Auge den Schmerz wieder, den sie empfunden hatte. Er hatte neue Wege in ihren Geist geschlagen, Wege, die es ihr erlaubt hatten vorauszublicken; doch in seinen eigenen Geist konnte er keine neuen Wege schlagen. Und während sie über das Jetzt hinausgeblickt hatte, war ihm nur eine Ahnung des Zukünftigen gekommen, einer Zukunft, die ihr gehören würde, aber nicht ihm. Und das ließ ihn erzittern vor Furcht.
Gegenständliches denken konnte Creb nur in höchst beschränktem Maße. Und mit großer Anstrengung gelang es ihm, bis knapp über zwanzig zu zählen. Die Fähigkeit vorauszublicken, war ihm nicht gegeben. Sein Geist, das spürte er, war weit machtvoller als der ihre. Doch seine Möglichkeit, ihn zu gebrauchen, war von anderer Art. Er konnte in seine und Aylas Anfänge zurückkehren. Er konnte sich klarer und weiter erinnern als jeder andere des Groß-Clans. Er selbst konnte sie in die Erinnerung zwingen. Doch in ihr spürte er die Lebenskraft einer neuen Art, die sich entwickelt hatte.
"Geh!" Ayla fuhr zusammen bei dem scharfen Befehl, bestürzt, dass er so laut gesprochen hatte. Dann sah sie, dass er gar nicht gesprochen hatte. Sie hatte den Befehl gespürt, nicht gehört. "Geh fort aus der Höhle! Schnell! Geh jetzt!"
Wie gehetzt sprang sie aus ihrem Versteck und rannte den Gang hinunter. Einige der kleinen Flammen in den Steinlampen waren erloschen, andere flackerten nur noch schwach. Kein Laut kam aus den Grotten, wo die Männer und die Jungen jetzt schliefen. Sie kam zu den Fackeln und stürzte aus der Höhle hinaus.
Es war finster, aber der erste schwache Schimmer des neuen Tages zeigte sich. Aylas Geist war klarer. Nichts Berauschendes war mehr in ihr. Doch sie war bis ins Innerste erschöpft. Sie sah die Frauen, die schlaff und ausgeleert auf dem Boden lagen, und legte sich neben Uba nieder. Sie war immer noch nackt, aber sie empfand die Morgenkühle so wenig wie die anderen nackten schlafenden Frauen.
Als der Große Mog-ur, der ihr müden Schrittes gefolgt war, die Öffnung der Höhle erreichte, lag sie schon in tiefem traumlosem Schlaf. Creb humpelte zu ihr hin und blickte hinunter auf ihr zerzaustes sonnenhelles Haar, und eine schwere Last senkte sich auf sein Herz. Er hätte sie nicht gehen lassen sollen. Er hätte sie vor die Männer bringen und sie auf der Stelle töten sollen. Doch was hätte das geholfen? Das Unglück, das durch ihre Anwesenheit bei der Feier heraufbeschworen worden war, hätte damit nicht abgewendet werden können. Was hätte es geholfen, sie zu töten? Ayla war nur eine ihrer Art, und diese war es, an der sein Herz hing.

24
    Goov trat aus der Höhle, blinzelte in die Morgensonne, rieb sich die Augen und streckte sich. Er sah den Großen Mog- ur, der zusammengesunken auf einem Baumstumpf hockte und zur Erde starrte. So viele Lampen und Fackeln sind erloschen, dachte er, dass einer sich in der Finsternis da drinnen verirren könnte. Ich will den Mog-ur fragen, ob ich die Lampen füllen und neue Fackeln aufstellen soll und ging auf den Zauberer zu. Jäh hielt er an, als er das eingefallene Gesicht des alten Mannes sah und die Trostlosigkeit spürte, die in dessen Haltung lag. Ich will ihn nicht stören, dachte er. Ich gehe einfach und tue es.
    Der Mog-ur spürte die Last der langen Tage, dachte Goov, als er mit einer Blase voll Bärenfett, frischen Dochten und neuen Fackeln in die Höhle eilte. Immer wieder übersehe ich, wie betagt er ist. Die lange Wanderung hierher hat ihn müde gemacht, und die Feiern zehren an seinen Kräften. Und noch liegt der lange Heimweg vor uns. Seltsam, ging es dem junge n Gehilfen durch den Kopf, als alten Mann habe ich ihn mir nie vorgestellt.
    Einige andere Männer kamen aus der Höhle, rieben sich die Augen und schauten auf die nackten Frauen, die noch schlafend auf der Erde lagen. Die ersten erwachten, rannten fort und holten ihre Überwürfe und weckten dann die anderen.
    "Ayla!" rief Uba und schüttelte die junge Frau. "Ayla! Aufwachen!"
     
    "Mpff", murmelte Ayla und wälzte sich auf die andere Seite. "Ayla! Ayla!" rief Uba wieder und schüttelte sie fester. "Ebra, ich kann sie nicht wach bekommen."
     
    "Ayla", sagte die

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