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Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären

Titel: Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hochgewölbten Stirnbein glich jenem, den der Mog-ur stets mit sich trug, der nun ehrfurchtsvoll in die Hocke ging, sich das nackte, mächtige Haupt vors Gesicht hielt, bis es fast seine Nase berührte, und dann gebannt in die dunklen, leeren Augenlöcher starrte. In dieser Höhle hatte der Bär gehaust! Der ausgebleichten Knochenfülle nach musste er hier früher viele Male überwintert haben. Und jetzt begriff der Zauberer Bruns Erregung. Dies war das beste Vorzeichen, das es je geben konnte! Dieses war die Höhle des Großen Bären gewesen. Diese Felswände waren durchdrungen von der Kraft und der Herrlichkeit des gewaltigen Wesens, das der Clan vor allen anderen verehrte. Und denen, die hier lebten, war die Gunst der Geister sicher. Langsam wandte der Mog-ur seinen Blick vom Bärenschädel, in dessen Augenlöchern, wie Ihm schien, plötzlich ein tiefes Feuer glomm, und schaute sich um. Ja, es musste so sein! Seit langer Zeit war diese Höhle nicht mehr bewohnt gewesen; sie hatte nur darauf gewartet, von ihnen gefunden zu werden. Und es war eine Höhle, die alles hatte, was eine Erdbehausung haben sollte. Sie war günstig gelegen, geräumig, hatte Wasser und weit hinten einen Abzweig, wo man die geheimen Beschwörungen abhalten wurde. Dieser Höhlenwinzling würde sein Reich sein! Ihre Suche hatte ein Ende und der Clan eine neue Bleibe gefunden. Nur die erste Jagd noch, die musste Beute bringen.
Als die drei Männer ins Freie traten, schien die Sonne. Die Wolken waren von einem scharfen Wind auseinandergetrieben worden und hatten eilig den Rückzug angetreten. Auch dies sah Brun als ein gutes Zeichen. Aber selbst wenn die Wolken dem Wind getrotzt, sich geöffnet und unter Blitz und Donner prasselnden Regen über ihnen ausgegossen hätte, er würde es als gutes Zeichen angesehen haben. Nichts hätte seine Hochstimmung dämpfen oder das Gefühl freudiger Zufriedenheit in ihm vertreiben können. Auf dem terrassenförmigen Vorsprung blieb Brun stehen und betrachtete das Bild, das sich ihm bot. Gerade vor ihm, durch eine Lücke zwischen zwei grünbelaubten Hügeln hindurch, konnte er das Flirren offenen Wassers erkennen. Und als er diese Entdeckung machte, hatte er eine Erinnerung, die sein Unwissen um die rasch steigende Wärme und die fremdartige Pflanzenwelt in ein überlegtes Erkennen wandelte.
Die Höhle befand sich nämlich im Vorgebirgsland einer Bergkette an der unteren Spitze einer halbinselähnlichen Landzunge, die breit in ein von allen Seiten umschlossenes Meer hineinleckte und an zwei Stellen mit dem Festland verbunden war; die erste bildete oben ein breiter, gebuckelter Erdhals; an der Seite jedoch war sie durch einen schmalen Streifen Schwemmlandes mit dem kaum gezackten Gebirgsland verknüpft, dessen Flanken halb oben dann ein kleineres Gewässer umschlossen.
Dieser Bergschild schützte das Küstenland vor Eis und Schnee und den grimmigen Stürmen, die von den Gletschern hoch oben herunterfegten. Milde Winde, vom Wasser her, die über die niemals gefrierende Fläche des Meeres strichen, hatten an der geschützten Spitze der unteren Landzunge einen schmalen Streifen gemäßigter Bedingungen geschaffen, um den dichten Laubwäldern, die dort in den Himmel wucherten, hinreichend Feuchtigkeit und Wärme zukommen zu lassen.
Es war die beste aller Höhlen! Und wenn er hier blieb, kam der Clan in den Genuss des Besten beider Naturen. Hier war es wärmer als sonst wo in den umliegenden Gebieten, und Holz, mit dem während der Kältnis das wärmende Feuer unterhalten werden musste, war in Fülle vorhanden. Ein großes Wasser, in dem sich Fische und Schalentiere tummelten, war nahe, und in den Felsklippen nisteten Seevögel vieler Arten. Die Wälder hielten Stechapfel, Quittenartiges, Nüsse, Beeren und Grünzeug im Überfluss bereit. Zum Wasser der Quellen und Bäche gab es leichten Zugang. Vor allem aber waren von der neuen Höhle aus die offenen Steppen leicht und schnell zu erreichen, wo die vielköpfigen Wildherden weideten, die nicht nur Fleisch hergaben, sondern auch für die Beschaffung von Kleidung und Werkzeug taugten.
Brun schritt dahin wie beflügelt, als er zu den Clan-Leuten zurückkehrte. Die Geister sind wieder mit uns, dachte er; aber vielleicht haben sie uns gar nicht verlassen, vielleicht wollten sie nur, dass wir zu dieser größeren, schöneren Höhle ziehen. Ja, so musste es sein! Die Geister waren der alten Höhle müde geworden und wollten eine neue Heimstatt haben. Deshalb auch das Beben

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