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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hat?«
Carolio sah ihn bekümmert an. Der Satz war eine ständige Redeweise der Ramudoi, die witzig sein sollte, aber so oft wiederholt worden war, daß sie langweilte.
»Ahh!« entfuhr es Barono. »Schon wieder abgebrochen!«
»Er ist heute besonders ungeschickt«, sagte Carolio. »Das ist jetzt schon der dritte Bohrer, den er zerbrochen hat. Ich glaube, er versucht nur, vom Löcherbohren freizukommen.«
»Sei nicht ungerecht deinem Mann gegenüber«, sagte Carlono. »Jedem bricht mal ein Bohrer ab. Das läßt sich nicht ändern.«
»Mit einem hat sie recht. Löcher bohren! Ich kenne keine bohrendere Langeweile als Löcherbohren«, sagte Barono und verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, als alle aufstöhnten.
»Er bildet sich ein, ein Witzbold zu sein. Was kann schlimmer sein als ein Gefährte, der sich für einen Witzbold hält?« wandte Carolio sich an alle Versammelten. Alle lächelten. Jeder wußte, daß sich hinter diesem Geplänkel große Zuneigung verbarg.
»Wenn ihr einen Bohrer übrig habt, ich versuche, Löcher zu machen«, sagte Jondalar.
»Stimmt was nicht mit diesem jungen Mann. Kein Mensch reißt sich darum, Löcher zu bohren«, sagte Carlono, erhob sich jedoch rasch.
»Jondalar zeigt großes Interesse am Bootsbau«, sagte Carlono. »Er hat jede Arbeit ausprobiert, die damit zusammenhängt.«
»Vielleicht gelingt es uns doch noch, einen Ramudoi aus ihm zu machen!« sagte Barono. »Ich habe ihn immer für einen hellen Kopf gehalten. Was den anderen betrifft, bin ich mir allerdings nicht so sicher«, fügte er hinzu und lächelte Thonolan an, der für nichts Augen gehabt hatte als für Jetamio. »Ich glaube, es könnte ein Baum auf ihn fallen, und er würde es nicht merken. Haben wir denn nichts Vernünftiges für ihn zu tun?«
»Er könnte Holz für den Dampfkocher sammeln oder Weidenruten entrinden, die Planken damit zu verbinden«, sagte Carlono. »Sobald der Bootsrumpf getrocknet ist und wir oben am Rand Löcher gebohrt haben, können wir anfangen, die Planken zu biegen, damit sie passen. Wie lange, meinst du, brauchen wir noch, bis es fertig ist, Barono? Das sollten wir dem Shamud sagen, damit ein Tag für das Zusammengeben festgesetzt werden kann. Und Dolando wird Boten an die anderen Höhlen schicken wollen.«
»Was ist denn sonst noch zu tun?« fragte Barono, als sie sich zu einer Stelle aufmachten, in der kräftige Pfosten in den Boden eingegraben worden waren.
»Die Stangen vorn am Bug und hinten am Heck müssen noch festgelascht werden, und … kommst du mit, Thonolan?« rief Markeno.
»Was …? Oh, ja … ich komme.«
Als sie fort waren, ergriff Jondalar einen Knochenbohrer, der in eine Brustleier aus Hirschgeweih eingepaßt war, und beobachtete, wie Carolio mit einem ebensolchen Werkzeug arbeitete. »Wozu Löcher?« fragte er, nachdem er einige gebohrt hatte.
Carlonos Zwillingsschwester interessierte sich – trotz aller Fopperei – genauso brennend für Boote wie ihr Bruder und kannte sich in der Technik des Einpassens und Verlaschens der Planken genau so gut aus wie dieser in der des Stammaushöhlens und -zurichtens. Sie setzte an, es ihm zu erklären, doch dann stand sie auf und führte Jondalar an einen anderen Arbeitsplatz, wo ein Boot teilweise auseinandergenommen wurde.
Anders als ein Floß, das nur schwamm, weil Holz nun einmal schwimmt, beruhte das Prinzip eines Wasserfahrzeugs, wie die Sharamudoi es bauten, darauf, innerhalb einer hölzernen Schale eine Lufttasche einzuschließen. Dabei handelte es sich um eine großartige Neuerung, die eine größere Wendigkeit und Tragfähigkeit gestattete. Die Planken, die die Bordwände des ausgehöhlten und im Mittelteil geweiteten Baumstammes erhöhten und das Fahrzeug auf diese Weise vergrößerten, wurden mit Hilfe von Dampf und Hitze so weit gebogen, daß sie der Längswölbung des Bootes genau angepaßt und buchstäblich angenäht wurden, für gewöhnlich mit Weidenruten, die durch die vorgebohrten Löcher geführt, mit der Bug- und Heckstange verlascht und festgeklemmt wurden. Spanten, die hinterher in Abständen an den Bordwänden befestigt wurden, verliehen dem Ganzen Stabilität und dienten dazu, Sitzbänke einzubauen.
Wurde es gut gemacht, war das Ergebnis eine wasserdichte Schale, die mehrere Jahre lang Spannungen und starke Beanspruchung aushielt. Irgendwann machten dann Abnutzung und natürlicher Verfall der Weidenfasern es nötig, die Boote ganz auseinanderzunehmen und neu zusammenzusetzen. Morsch gewordene Planken wurden

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