Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
gelassen«, sagte Jondalar. »Anführer von Rudel sehr schlau. Flachköpfe nicht so dumm, wie man denkt.«
»Ich habe von einem Mann gehört, der sich an eine Flachkopf-Frau herangemacht hat«, sagte Chalono.
»Wer war das? Du?« sagte Rondo höhnisch. »Du hast gesagt, du wolltest alles ausprobieren.«
Chalono wollte sich verteidigen, doch das Gelächter übertönte ihn. Als es sich legte, versuchte er es nochmals. »Das habe ich nicht gemeint. Ich habe von Pilzen und Wein und solchen Sachen gesprochen, als ich sagte, ich wollte alles ausprobieren.« Die Wirkung der Rauschmittel machte sich bei ihm bemerkbar, und er bekam eine schwere Zunge. »Aber viele Jungs reden von Flachkopf-Frauen, ehe sie wissen, was Frauen wirklich sind. Ich habe von einem gehört, der sich an eine Flachkopf-Frau herangemacht hat; zumindest hat er das behauptet.«
»Jungs reden vieles«, erklärte Markeno.
»Was meinst du, wovon Mädchen alles reden?« fragte Tarluno.
»Vielleicht reden die von Flachkopf-Männern«, sagte Chalono.
»Ich hab’ keine Lust, mir das noch weiter anzuhören«, sagte Rondo.
»Du hast doch selbst nicht schlecht großgesprochen, als du jung warst, Rondo«, sagte Chalono, der die Sticheleien allmählich übel nahm.
»Nun, jetzt bin ich erwachsen. Ich wünschte, du wärest das auch. Ich bin deine widerlichen Bemerkungen leid.«
Chalono war beleidigt und ein wenig betrunken. Wenn sie ihn beschuldigten, widerwärtig zu sein, dann wollte er ihnen etwas wirklich Widerliches erzählen. »Ist das so, Rondo? Nun, ich habe von einer Frau gehört, die sich ihre Lust von einem Flachkopf-Mann holte, woraufhin ihr die Mutter ein Baby mit gemischten Geistern bescherte …«
»Schschscht!« Rondo schürzte die Lippen und erschauerte vor Ekel.
»Chalono, über sowas scherzt man nicht. Wer hat ihn eigentlich eingeladen? Raus hier mit ihm! Mir ist, als hätte man mir Schmutz ins Gesicht geworfen. Ich habe ja nichts gegen ein paar Scherze, aber er ist zu weit gegangen.«
»Rondo hat recht«, erklärte Tarluno. »Warum läßt du uns nicht allein, Chalono?«
»Nein«, sagte Jondalar. »Draußen kalt, dunkel. Nicht hinauswerfen. Echte Babys von gemischtem Geist nichts zum Scherzen. Aber wie kommt, alle wissen darüber?«
»Halb Tier, halb Mensch – Scheusale. Es ist zu heiß hier drinnen. Ich mache, daß ich hinauskomme, sonst wird mir noch schlecht.«
»Aber dies soll Thonolans kleines Fest zur Entspannung sein«, erklärte Markeno. »Warum gehen wir nicht alle hinaus, schwimmen ein bißchen und fangen dann nochmal von vorn an. Es ist noch reichlich von Jetamios Wein da. Ich hab’s euch nicht gesagt, aber ich habe zwei Beutel voll mitgebracht.«
»Ich glaube nicht, daß die Steine heiß genug sind, Carlono«, sagte Markeno. Seine Stimme verriet unterdrückte Spannung.
»Es ist aber nicht gut, das Wasser zu lange im Boot stehen zu lassen. Das Holz soll ja nicht schwellen, sondern nur weich werden, damit es sich besser bearbeiten läßt. Thonolan, liegen die Verstrebungen in der Nähe, damit wir sie zur Hand haben, wenn wir sie brauchen?« fragte Carlono und runzelte besorgt die Stirn.
»Sie hier«, erwiderte er und zeigte auf einen Stapel von zurechtgeschnittenen Erlenstämmen, die neben dem großen ausgehöhlten und mit Wasser gefüllten Baumstamm auf dem Boden lagen.
»Dann laß uns lieber anfangen, Markeno, und hoffen, daß die Steine heiß sind.«
Jondalar staunte immer noch über die Verwandlung, die der Baumstamm erfahren hatte; dabei war er dabei gewesen, als das Boot anfing, Gestalt anzunehmen. Die Eiche war im eigentlichen Sinne kein Stamm mehr. Das Innere war ausgehöhlt und geglättet worden, und außen wies der Stamm jetzt die schlanken Linien eines langen Kanus auf. Die äußere Hülle – mit Ausnahme von Heck und Bug – war nicht dicker als zwei Fingerbreit. Er hatte zugesehen, wie Carlono mit einer meißelförmigen Steinaxt die innere Rinde vom Holz geschält hatte, die nicht dicker war als die eines jungen Zweiges; dadurch hatte das Boot seine endgültige Gestalt erhalten. Nachdem Jondalar eigenhändig versucht hatte, diese Haut abzulösen, war er von noch größerer Bewunderung für die Tüchtigkeit und das Können des Mannes erfüllt. Am Bug verjüngte sich das Boot, um das Wasser zerteilen zu können. Es wies einen leicht abgeflachten Boden auf, lief in einem weniger spitz zulaufenden Heck aus und war im Verhältnis zu seiner Breite sehr lang.
Rasch beförderten alle vier die Wackersteine, die in dem großen
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