Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
mehr Besucher gekommen als zur Hochzeit von Markeno und Tholie, und das war für mich schon eine große Versammlung«, sagte Serenio. »Aber die meisten wissen ja von den Mamutoi, selbst wenn sie noch nie einen gesehen haben. Aber von einem Zelandonii hat noch nie jemand etwas gehört.«
»Sie nicht glauben, wir haben zwei Augen, zwei Arme und zwei Beine wie sie?« sagte Jondalar.
Er selbst war gleichfalls nicht wenig erstaunt über die große Zahl der Menschen. Bei einem Sommertreffen der Zelandonii kamen zwar für gewöhnlich mehr zusammen, doch diese hier waren alles Fremde, bis auf diejenigen, die zu Dolandos Höhle und zu Carlonos Bootslände gehörten. Die Nachricht hatte sich so rasch verbreitet, daß neben den Sharamudoi auch andere gekommen waren. Angehörige von Tholies MamutoiVerwandten nebst einigen anderen, die neugierig genug waren, sie zu begleiten, waren schon frühzeitig eingetroffen. Auch von flußaufwärts – sowohl der Mutter als auch der Schwester – waren Leute gekommen.
Viele der Hochzeitsbräuche waren ihm unbekannt. Sämtliche Höhlen trafen sich an einem vorher abgesprochenen Ort, wenn bei den Zelandonii eine Hochzeit stattfand, und bei solchen Gelegenheiten wurden immer mehrere Paare zusammengegeben. Jondalar war es nicht gewohnt, daß so viele Leute die Stamm-Höhle eines Paares besuchten, um eine Hochzeit mitzuerleben. Als Jondalars einziger Blutsverwandter sollte er eine besondere Rolle bei der Feier des Zusammengebens spielen, und so war er jetzt ziemlich aufgeregt.
»Weißt du, Jondalar, die meisten Leute wären erstaunt, wenn sie erführen, daß du keineswegs immer so selbstsicher bist, wie du wirkst. Aber keine Angst, du wirst deine Sache gut machen«, sagte Serenio, rückte ganz nahe an ihn heran und schlang ihm die Arme um den Hals. »Das tust du immer.«
Sie hatte das Richtige getan. Ihre Nähe war eine angenehme Ablenkung – er mußte an andere Dinge denken, ohne daß sie irgendwelche Anforderungen an ihn stellte – und was sie sagte, gab ihm Sicherheit. Er zog sie an sich, drückte seinen Mund auf den ihren und verweilte dort, was ihm einen Augenblick sinnlichen Vergnügens verschaffte, ehe seine Ängste wieder die Oberhand gewannen.
»Du meinst, ich sehe richtig aus? Reisekleidung nicht das Richtige für besondere Gelegenheit?« fragte er, sich plötzlich seiner Zelandonii-Gewandung bewußt.
»Das weiß hier keiner. Sie sind etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Genau richtig für die Gelegenheit. Ich glaube, es wäre zu gewöhnlich, wenn du etwas trägst, was alle kennen, Jondalar. Die Leute werden für dich ebenso Augen haben wie für Thonolan. Deshalb sind sie schließlich gekommen. Wenn sie dich aus einiger Entfernung sehen können, haben sie vielleicht nicht das Bedürfnis, näher zu kommen, und du weißt, daß du dich in dieser Kleidung wohl fühlst. Du siehst gut darin aus. Sie paßt zu dir.«
Er löste sich von ihr und – dankbar, ihnen noch nicht gegenübertreten zu müssen – spähte durch eine Ritze auf die Menge draußen. Er ging in den Hintergrund der Unterkunft, bis das geneigte Dach es ihm unmöglich machte weiterzugehen, kehrte nach vorn zurück und warf noch einen Blick hinaus.
»Jondalar, laß mich dir etwas Tee machen. Es handelt sich um eine besondere Mischung, die ich vom Shamud habe. Sie wird deine Nerven beruhigen.«
»Sehe ich denn nervös aus?«
»Das nicht, aber du hast allen Grund, es zu sein. Es dauert nur einen kleinen Augenblick.«
Sie goß Wasser in ein rechteckiges Kochgefäß und legte heiße Steine hinein. Er zog einen hölzernen Hocker heran – einer, der viel zu niedrig für ihn war – und setzte sich. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders und starrte wie abwesend auf die geometrischen Muster, mit denen die Kiste beschnitzt war: mit einer Reihe von parallelen, schräg nach unten verlaufenden Linien oben, denen sich von unten eine Reihe ebensolcher Linien in genau der entgegengesetzten Richtung näherte, was ein Fischgrätmuster ergab.
Die Seitenwände der genuteten Kästen bestanden aus einem einzigen Brett, in die gerade verlaufende Vertiefungen, Rinnen oder Nuten hineingeschnitten worden waren. Die mit Hilfe von Dampf biegbar gemachten Bretter wurden an den Nuten abgeknickt, so daß Ecken entstanden und die letzte Ecke zusammengedübelt wurde. Auch am unteren Rand wurde eine Nut angebracht, in die das Bodenbrett eingefügt wurde. Dergestalt gefertigte Kisten oder Kästen ließen kein Wasser durch, zumal dann nicht, wenn sie mit
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