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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dazu geleistet hatte.
Zu allen Festen des Zusammengebens gehörte ein neues oder neu hergerichtetes Boot, doch nicht jedes Fest konnte sich eines Bootes von solcher Stattlichkeit und Schönheit rühmen. Es war reiner Zufall, daß die Höhle in dem Augenblick, wo die beiden jungen Leute ihre Absicht erklärt hatten, beschlossen hatte, man brauche ein neues großes Boot. Jetzt jedoch schien es ganz besonders passend, zumal so viele Besucher vor/ weither gekommen waren. Sowohl die Höhle als auch das Paar hatte mit dieser Leistung große Achtung errungen.
Das soeben zusammengegebene Paar stieg – der zusammengebundenen Handgelenke wegen ein wenig unbeholfen – hinein und nahm unter dem Baldachin auf der Mittelbank Platz. Eine Reihe von nahen Verwandten folgte ihnen; manche griffen nach den Riemen. Das Boot war zwischen Bohlen aufgebockt, damit es nicht hin- und herschwankte; die Bohlen reichten bis ans Wasser hinunter. Angehörige der Höhle und Besucher nahmen rings um das Boot Aufstellung, um es ins Wasser hineinzuschieben; unter Grunzen und Lachen wurde das neue Boot vom Stapel gelassen.
Sie hielten es nahe am Ufer fest, bis das neue Fahrzeug für flußtüchtig erklärt wurde, das heißt, bis feststand, daß es keine Schlagseite hatte und keine ernstlichen Lecks aufwies; dann ging es flußabwärts auf die Jungfernfahrt bis zur Bootslände der Ramudoi. Etliche andere Boote unterschiedlicher Größe wurden zu Wasser gelassen und umringten den großen neuen Wasservogel, als wären es Enten- oder Gänseküken.
Diejenigen, die nicht auf dem Wasserweg zurückkehrten, eilten den Pfad entlang in der Hoffnung, das hochgelegene Ufer noch vor dem jungen Paar zu erreichen. An der Bootslände kletterte eine Reihe von Leuten den steilen Wasserfallpfad hoch und bereiteten alles vor, jenen flachen Korb herabzulassen, in dem Thonolan und Jondalar bei ihrer Ankunft hinaufgezogen worden waren – diesmal allerdings sollten es Thonolan und Jetamio sein, welche – die Hände immer noch aneinandergebunden – hinaufbefördert werden sollten. Sie hatten sich einverstanden erklärt, sich einer an den anderen zu binden, und so sollten sie nicht getrennt werden, zumindest nicht für diesen einen Tag.
Gewaltige Mengen Essens wurden gereicht und mit sehr viel bei Neumond bereitetem Löwenzahnwein hinuntergespült; alle Besucher erhielten Geschenke, was zusätzlich Ansehen einbrachte. Als es Abend wurde, zog die neu gebaute Unterkunft Besucher an. Die Gäste schlüpften ohne Aufhebens hinein und legten ›eine Kleinigkeit‹ für das neu zusammengegebene Paar nieder, um ihm damit Glück zu wünschen. Die Geschenke wurden anonym hinterlegt, um den Reichtum der Höhle, die sie bei diesem Fest bewiesen hatte, nicht in den Schatten zu stellen. In Wahrheit aber wurde der Wert der erhaltenen Geschenke später gegen den Wert der verteilten Waren aufgerechnet; man merkte sich diese Dinge, um bei späterer Gelegenheit in nichts nachzustehen, denn die Geschenke als solche waren keineswegs anonym.
Form und Verzierung sowie eingeschnitzte oder aufgemalte Muster verrieten den Geber genauso deutlich, als wenn sie offen dargebracht worden wären – nicht die Einzelperson, die sie hergestellt hatte und von vergleichsweise geringer Bedeutung war, sondern die Familie, Gruppe oder Höhle, der sie angehörte. Entsprechend der wohlbekannten und von allen gleichermaßen anerkannten Wertsysteme sollten die ausgeteilten wie die erhaltenen Geschenke Ansehen, Ehre und Status der verschiedenen Gruppen nachhaltig unterstreichen. Wenn er auch nicht mit Verbissenheit ausgeführt wurde, der wechselseitige Kampf um das Ansehen wurde gleichwohl sehr heftig geführt.
    »Ihm wird wahrhaftig viel Aufmerksamkeit entgegengebracht, Thonolan«, sagte Jetamio, als sie bemerkte, daß eine Handvoll Frauen den großen blonden Mann umringte, der ungezwungen gegen einen Baum gelehnt dastand.
    »So ist das immer. Seine großen blauen Augen bewirken, daß Frauen sich von ihm angezogen fühlen wie … Falter vom Feuer«, sagte Thonolan, der Jetamio half, ein Eichenbehältnis Heidelbeerwein zu den feiernden Gästen hinauszutragen. »Hast du das noch nicht bemerkt? Hast du dich nie zu ihm hingezogen gefühlt?«
    »Du hast mich als erster angelächelt«, sagte sie, und sein breites Grinsen rief eine wunderschöne Reaktion bei ihr hervor. »Aber ich glaube, ich verstehe es. Es liegt nicht nur an den Augen. Er ist etwas Besonderes, zumal in dieser Kleidung. Sie steht ihm gut. Doch auch das

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