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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ab, der zum Segensbaum führte. Während die Leute sich um die riesige alte Eiche herum aufstellten, richtete der Shamud ruhig das Wort an das junge Paar, gab ihm Anweisungen und Ratschläge, wie sie zu einer glücklichen Beziehung kämen, und erbat dann den Segen der Mutter. Nur die engsten Angehörigen und ein paar andere, die zufällig in Hörweite standen, bekamen diesen Teil der Zeremonie mit. Alle anderen Versammelten standen da und unterhielten sich, bis sie merkten, daß der Shamud still wartete.
Schweigen legte sich über die Gruppe – ein erwartungsvolles Schweigen. Das rauhe Rufen eines Eichelhähers unterbrach laut die Stille, und das Hämmern eines Buntspechts hallte durch den Wald. Dann schwang sich eine Waldlerche in die Luft und erfüllte die Luft mit einem süßen Klang.
Als habe er auf dieses Zeichen gewartet, winkte die wie ein Vogel maskierte Gestalt den beiden jungen Leuten, einen Schritt vorzutreten. Der Shamud holte ein Stück Schnur hervor und schlang es zu einer Schlinge. Thonolan und Jetamio, die nur Augen füreinander hatten, legten die Hände zusammen und steckten sie hindurch.
»Jetamio an Thonolan und Thonolan an Jetamio, ich binde euch aneinander«, sagte der Shamud, zog die Schlinge fest und band beide Handgelenke mit einem festen Knoten zusammen. »Genauso wie ich diesen Knoten schlinge, seid ihr verbunden, seid ihr nun euch gegenseitig verpflichtet und einer durch den anderen den Banden von Verwandtschaft und Höhle. Dadurch, daß ihr diese Verbindung eingeht, vollendet ihr das, was durch Markeno und Tholie begonnen wurde.« Bei der Nennung ihrer Namen traten auch die beiden anderen jungen Leute vor, und alle vier reichten sich die Hände. »Als Shamudoi sollt ihr die Gaben des Landes teilen, so wie die Ramudoi die Gaben des Wassers teilen; so seid ihr nun Sharamudoi, einander stets gegenseitig zu helfen.«
Tholie und Markeno traten zurück, und zu den hohen Klängen seiner Flöte machten Thonolan und Jetamio einen langsamen Rundgang um die uralte Eiche. Beim zweiten Umgang riefen die Umstehenden ihnen Glückwünsche zu und bewarfen sie dabei mit Vogelflaum, Blütenblättern und Fichtennadeln.
Beim dritten Umgang um den Segensbaum schlossen die Zuschauer sich ihnen lachend und fröhlich rufend an. Irgend jemand stimmte eine traditionelle Weise an, und es wurden weitere Flöten hervorgeholt, um die Sänger damit zu begleiten. Andere schlugen auf Trommeln. Dann zog eine der von weither gekommenen Mamutoi-Frauen das Schlüsselbein eines Mammuts hervor. Mit einem Schlegel schlug sie dagegen, und alles blieb für einen Moment stehen. Der weithin hallende Ton, den der Knochen von sich gab, überraschte die meisten Anwesenden, doch als sie fortfuhr, darauf zu spielen, überraschte sie das womöglich noch mehr. Indem sie an verschiedenen Stellen auf das Schlüsselbein einschlug, konnte die Spielerin Stärke und Tonhöhe verändern und paßte ihre Klänge der Melodie von Sängern und Flöte an. Als die Eiche das dritte Mal umrundet war, stellte der Sharmud sich wieder an die Spitze des Zuges und führte ihn hinunter an die Lichtung am Fluß.
Jondalar hatte nicht miterlebt, wie letzte Hand an das Boot gelegt worden war. Obwohl er fast alle Stadien des Baus miterlebt hatte, bildete das fertige Boot jetzt einen atemberaubenden Anblick. Es schien viel größer, als er es in der Erinnerung hatte; dabei war es ihm noch nie klein vorgekommen. Jetzt jedoch wurde die enorme Länge von fünfzehn Schritten durch entsprechend hohe, sanft geschwungene Bordwände und durch die große vorspringende Heckstange erst in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht. Der geschwungene Bug war zu einem langhalsigen hölzernen, an der Bordwand festgedübelten Wasservogel verlängert worden.
Bemalt war der Bugteil mit leuchtenden rötlichen und gelblichen Ockerfarben, Mangan-Schwarz und der weißen Kalksteinfarbe. Tief unten an der Bordwand erkannte man Augen, damit das Boot unter Wasser sehen und Gefahren aus dem Weg gehen könne. Außerdem zierten geometrische Schmuckmuster Bug und Heck. Ruderbänke spannten sich quer über die ganze Breite, und neue Riemen mit breiten Blättern und langen Armen lagen bereit. Zum Schutz vor Regen und Schnee krönte eine Überdachung aus gelbem Gamsleder den Mittelteil, und das gesamte Boot war mit Blumen und Vogelfedern geschmückt worden.
Es war wunderbar, Ehrfurcht gebietend. Stolz stieg in Jondalar auf, und die Kehle schnürte sich ihm zu, als er daran dachte, daß er seinen Beitrag

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