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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und sie versuchte, den Stecken darin festzustecken. Das Stück Holz blieb aufrecht stehen, würde aber niemals das Gewicht von Schnüren mit dem daran aufgefädelten Fleisch tragen. Gleichwohl kam ihr eine Idee. Sie ging in die Höhle, griff sich einen Korb und lief zum Uferstreifen hinunter.
    Nach einigen Versuchen kam sie dahinter, daß eine Pyramide von kleineren Kieseln einem längeren Stecken Halt gab. Sie eilte etliche Male hinunter, um Steine hinaufzuschaffen und passende Holzstäbe zurechtzuschneiden, bis sie imstande war, mehrere Schnüre quer über den Sims zu spannen, auf denen sie das Fleisch aufhängen konnte. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit des Fleischschneidens. Sie entfachte ein kleines Feuer nahe der Stelle, wo sie arbeitete und spießte ein Bruststück auf, um es zu braten. Dabei dachte sie wieder darüber nach, wie sie das Löwenjunge bloß füttern und es dazu bringen konnte, die Medizin zu schlucken. Was sie brauchte, war Babynahrung für Löwen.
    Jungtiere fraßen das gleiche wie die Erwachsenen, entsann sie sich; es mußte nur weicher sein, leichter zu kauen und zu schlucken. Vielleicht eine Fleischbrühe mit sehr fein zerstoßenem Fleisch darin. Damit hatte sie Durc gefüttert; warum nicht auch das Löwenbaby? Ja, warum nicht das Fleisch in dem Tee kochen, den sie als Medizin gedacht hatte?
    Sie machte sich augenblicklich ans Werk und zerkleinerte das nächste Stück Rentierfleisch, das ihr unter die Hand kam. Sie trug es hinein, um es in den hölzernen Kochtopf zu stecken, und beschloß dann, auch noch etwas von dem übriggebliebenen Beinwurz hineinzutun. Das Löwenjunge hatte sich nicht gerührt, doch hatte sie das Gefühl, es atmete ruhiger.
    Bald darauf meinte sie, sich etwas rühren gehört zu haben, und ging nachsehen. Das kleine pelzige Tier war wach und maunzte leise, unfähig, sich auf den Bauch zu rollen und zu erheben, – doch als sie sich dem übergroßen Kätzchen näherte, bleckte es die Zähne, fauchte und versuchte zurückzukriechen. Ayla lächelte und ließ sich neben ihm auf die Knie nieder.
    Verängstigtes Kleines, dachte sie, Wer will dir das verdenken? Mit Schmerzen in einer völlig fremden Höhle aufzuwachen und dann jemand zu sehen, der überhaupt nicht aussieht wie die Mutter und die Geschwister! Sie streckte eine Hand aus. Hier, ich tu’ dir nicht weh. Au! Deine kleinen Zähne sind ja schon scharf! Nur zu, Kleines! Schmeck meine Hand, gewöhne dich an meinen Geruch. Das erleichtert es, sich überhaupt an mich zu gewöhnen. Ich werde jetzt deine Mutter sein müssen. Selbst wenn ich wüßte, wo deine Höhle ist, deine Mutter wüßte nicht, wie sie dich pflegen sollte – falls sie dich überhaupt wieder annähme. Viel weiß ich nicht über Höhlenlöwen, aber von Steppenpferden auch nicht viel mehr. Ein kleines Tier ist ein kleines Tier. Bist du hungrig? Milch kann ich dir nicht geben. Hoffentlich magst du etwas von der Brühe und dem fein zerstoßenen Fleisch. Die Medizin wird dir gut tun und du wirst dich besser fühlen.
    Sie stand auf, um in der Kochschale nachzusehen. Daß aus dem Ganzen ein ziemlich dickflüssiger Brei geworden war, überraschte sie. Als sie es mit einem Rippenknochen umrührte, stellte sie fest, daß das Fleisch sich am Boden zu einer ziemlich festen Masse verdickt hatte. Mit einem Fleischspieß holte sie eine zusammenhängende Masse faserigen, sämig heruntertropfenden Fleisches heraus. Plötzlich ging ihr ein Licht auf, und sie mußte lachen, was das Löwenjunge dermaßen erschreckte, daß es fast die Kraft fand, sich zu erheben.
    Kein Wunder, daß Beinwurz gut für Wunden ist. Es hält zerrissenes Fleisch genauso zusammen, wie es jetzt die Fleischfasern zusammenkleben läßt. Das muß ja heilen helfen!
    »Baby, meinst du nicht, du könntest etwas davon trinken?« gab sie dem kleinen Höhlenlöwen zu verstehen. Sie goß etwas von der abgekühlten, sämigen Flüssigkeit in eine Eßschale aus Birkenrinde. Das Löwenjunge war von der Grasmatte heruntergerutscht und kämpfte mit dem Aufstehen. Ayla stellte ihm die Schale unter die Nase. Es fauchte und kroch rückwärts.
    Ayla hörte Hufgeklapper den Pfad heraufkommen, und gleich darauf kam Winnie herein. Sie bemerkte das hellwache und sich bewegende Löwenbaby und ging hin, es zu untersuchen. Sie senkte den Kopf, um das wuschelige Geschöpf zu beschnuppern. Der junge Höhlenlöwe, der, wenn er erst einmal groß war, Todesfurcht in einem Tier von Winnies Art erregen konnte, war jetzt

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