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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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untereinander ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten richtig einzuschätzen, und das erst machte das unwahrscheinliche Trio zu einer tüchtigen Jagdgruppe. Sie waren so gut aufeinander eingespielt, daß das Ganze als Teil der gemeinsamen Bemühung angesehen wurde und fast nicht richtig gewürdigt wurde, als Baby endlich zum ersten Mal völlig ohne jede Beihilfe ein Beutetier riß.
    Als sie in vollem Galopp heranpreschte, sah Ayla den Hirsch straucheln. Er brach zusammen, ehe sie ihn erreichte. Winnie verlangsamte das Tempo, als sie vorüberritten. Sie hatte den Speer wurfbereit erhoben, um dem Hirsch den Todesstoß zu versetzen, doch dann wurde ihr klar, daß Baby das bereits getan hatte. So ging sie daran, den Hirsch auszuweiden, um ihn zurückzuschaffen in die Höhle.
    Da erst ging ihr das volle Ausmaß dessen auf, was hier geschehen war. So jung er auch war, Baby war ein Jagdlöwe! Im Clan hätte ihn das zum Erwachsenen gemacht. So wie sie Die Frau, Die Jagt, genannt worden war, ehe sie richtig zur Frau herangereift gewesen war. Auch Baby hatte das Erwachsenendasein erreicht, ehe er ganz die Reife erreicht hatte. Sie müßte die Mannbarkeitszeremonie mit ihm abhalten, dachte sie. Doch was für eine Zeremonie konnte irgendwelche Bedeutung für ihn haben? Dann lächelte sie.
    Sie band den Hirsch vom Zuggestell los und verstaute Grasmatte und Stangen in den Tragkörben. Der Hirsch war seine Beute, und er hatte ein Recht auf ihn. Zuerst begriff Baby nicht recht. Immer wieder lief er zwischen Hirsch und Frau hin und her. Doch als Ayla davonging, packte er den Hals des Hirsches mit den Zähnen und schleifte ihn zwischen den
    Vorderbeinen den ganzen Weg bis zum Uferstreifen und dann auch noch den steilen Pfad hinauf und in die Höhle.
    Unmittelbar nach Babys erster Jagdbeute bemerkte sie keinen Unterschied. Sie jagten immer noch gemeinsam. Doch immer häufiger erwies Winnies Jagd sich als die einzige Übung und Aylas Speer als überflüssig. Wollte sie etwas von dem Fleisch abhaben, schnitt sie es zuerst heraus; wollte sie das Fell, zog sie ihm erst dies ab. Wenn das stolze Löwenmännchen in der freien Wildbahn auch immer die erste und größte Portion bekam – Baby war noch jung. Er hatte, wie seine Größe bezeugte, nie Hunger kennengelernt, und er war es gewohnt, daß sie es war, die den Ton angab.
    Doch als es Frühling wurde, verließ Baby immer häufiger allein die Höhle und ging auf Erkundung aus. Er blieb selten lange fort, doch wurden seine Ausflüge häufiger. Einmal kehrte er mit blutigem und zerfetztem Ohr zurück. Ayla vermutete, daß er auf andere Löwen gestoßen war. Da begriff sie, daß sie allein ihm jetzt nicht mehr genügte; er suchte nach Artgenossen. Ayla säuberte ihm das Ohr, und er verbrachte den nächsten Tag damit, ihr so dicht zu folgen, daß er sie behinderte. Nachts kroch er zu ihr aufs Lager und suchte nach ihren beiden Fingern, daran zu saugen.
    Bald wird er mich alleinlassen, dachte sie; ihm fehlt ein richtiges eigenes Rudel Löwinnen, die für ihn jagen, und Junglöwen, über sie zu herrschen. Sie mußte an Iza denken. Du bist jung, du brauchst einen Mann für dich, einen deiner eigenen Art. Finde deine Leute; such dir deinen eigenen Gefährten, hatte sie gesagt. Bald wird Frühling sein. Ich sollte daran denken, fortzuziehen, aber noch nicht gleich. Baby würde riesig werden, selbst für einen Höhlenlöwen. Schon jetzt übertraf er seine Altersgenossen bei weitem an Größe; dabei war er immer noch nicht ganz ausgewachsen. Noch konnte er nicht allein überleben.
    Der Frühling setzte unmittelbar nach einem schweren Schneefall ein. Die Überflutungen sorgten dafür, daß sie nicht mehr ungehindert fort konnten. Ayla konnte zur Steppe hinaufklettern, und Baby schaffte es mühelos, sie springend zu erreichen, doch für das Pferd erwies sich der Hang als zu steil. Schließlich sank der Wasserspiegel, der Uferstreifen und der Knochenhaufen hatten ein anderes Aussehen bekommen, und Winnie konnte wieder den Pfad zur Weide hinunter. Doch das Pferd war unruhig. Das erste Mal fiel Ayla etwas Ungewöhnliches auf, als Baby jaulend auf einen Huftritt reagierte. Die Frau war überrascht. Winnie war nie ungeduldig mit dem jungen Löwen gewesen; ein kleiner Nasenstüber hin und wieder, damit Baby nicht ausfällig wurde, doch war das nie so weit gegangen, daß die junge Stute ausgekeilt hätte. Ayla hielt dieses ungewöhnliche Verhalten für eine Folge der Winnie aufgezwungenen Untätigkeit, doch neigte

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