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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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erste Mal, da sie das Tal mit den Pferden unter auf der Weide gesehen hatte. Sie dachte an ihren Entschluß hierzubleiben und daran, daß sie jagen mußte. Sie erinnerte sich daran, wie sie Winnie in die Sicherheit ihrer Höhle und ihres Feuers gebracht hatte. Sie hätte wissen müssen, daß es nicht dauern konnte, daß Winnie eines Tages zu ihren Artgenossen zurückkehren mußte, genauso wie sie selbst eigentlich auch.
    Eine Veränderung in der Gangart des Pferdes riß sie aus ihren Gedanken. Winnie hatte gefunden, wonach sie suchte. Vor ihnen graste eine kleine Herde von Pferden.
    Die Sonne hatte den Schnee auf einem flachen Hügel auftauen lassen. Zartes Grün kam zwischen dem verdorrten Vorjahrsgras zum Vorschein. Die Tiere, die einen Heißhunger auf frisches Grün hatten, rupften am saftigen Gras. Winnie blieb stehen, als die anderen Pferde sie anblickten. Ayla hörte einen Hengst wiehern. Sie entdeckte ihn etwas abseits auf einem Erdbuckel, den sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Er war von einem dunklen Rotbraun; die Mähne, der Schweif und die Beine unten waren schwarz. Nie zuvor hatte sie ein so leuchtendfarbenes Pferd gesehen. Die meisten waren graubraun oder schmutziggrau oder – wie Winnie – falbfarben.
    Der Hengst schrie, hob den Kopf und rollte die Oberlippe nach oben. Er stieg und galoppierte auf sie zu, blieb wenige Schritte von ihnen entfernt stehen und scharrte den Boden mit dem Huf. Sein Hals war schwanengleich gebogen, sein Schweif gereckt, und sein Geschlecht prächtig erigiert.
    Winnie reagierte mit einem vorsichtigen Wiehern, und Ayla glitt von ihr hinab. Sie umarmte das Pferd noch einmal und zog sich dann zurück. Winnie wandte den Kopf und sah die junge Frau an, die für sie gesorgt hatte, seit sie ein kleines Füllen gewesen war.
    »Geh zu ihm, Winnie!« sagte sie. »Du hast deinen Gefährten gefunden. Geh zu ihm!«
Winnie reckte den Kopf in die Höhe und wieherte leise, dann wandte sie sich dem Fuchshengst zu. Der trabte um sie herum, bis er hinter ihr stand, stupste sie und trieb sie näher an seine kleine Herde heran, als wäre sie eine widerspenstige Nachzüglerin. Unfähig sich zu entfernen, sah Ayla sie gehen. Als der Hengst sie bestieg, mußte Ayla unwillkürlich an Broud denken und an den schrecklichen Schmerz. Später war es nur noch unangenehm gewesen, doch gehaßt hatte sie es immer, wenn Broud sie bestieg.
Doch Winnie versuchte trotz allen Schreiens und Winselns nicht, den Hengst abzuweisen, und während sie dastand und zusah, fühlte Ayla, wie sich Seltsames in ihr regte, Empfindungen, die sie sich nicht zu erklären vermochte. Sie konnte den Blick nicht von dem Fuchshengst wenden, der die Vorderbeine über Winnies Rücken gelegt hatte und schrie und pumpte und sich verkrampfte. Sie fühlte warme Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen, ein rhythmisches Pulsieren, das sich zeitgleich mit den Stößen des Hengstes vollzog, und ein unbegreifliches Sehnen. Ihr Atem ging hart, das Blut rauschte ihr im Kopf, und es verlangte sie verzweifelt nach etwas, was sie nicht beschreiben konnte.
Hinterher, als die falbfarbene Stute dem Fuchs folgte und nicht einmal einen Blick zurückwarf, fühlte Ayla eine Leere in sich, die so schwer war, daß sie meinte, es nicht ertragen zu können. Sie erkannte, wie zerbrechlich die Welt war, die sie für sich im Tal aufgebaut hatte, wie vergänglich ihr Glück gewesen war, wie gefährdet ihr Dasein. Sie machte kehrt und rannte zurück zum Tal. Sie lief, bis ihr der Atem schier die Kehle zerriß und sie Stiche in den Seiten bekam. Sie lief und hoffte irgendwie, wenn sie nur schnell genug liefe, könnte sie das ganze Herzeleid und die ganze Einsamkeit hinter sich zurücklassen.
Sie rutschte den Hang, der zu ihrem Sims führte, mehr hinunter, als daß sie geklettert wäre, rollte und blieb liegen und rang keuchend nach Atem. Selbst nachdem sie wieder ruhiger atmen konnte, machte sie keine einzige Bewegung. Sie wollte sich nicht bewegen. Wollte nicht damit fertigwerden, oder es versuchen, oder weiterleben. Was hatte es für einen Sinn? Sie war schließlich verflucht, oder?
Warum kann ich denn nicht einfach sterben? So wie ich es doch eigentlich tun soll. Warum muß ich alles verlieren, was ich liebe? Sie spürte heißen Atem und eine rauhe Zunge, die ihr das Salz von den Wangen leckte. Als sie die Augen aufschlug, stand ein riesiger Höhlenlöwe vor ihr.
»Ach, Baby!« rief sie und streckte die Arme nach ihm aus. Er streckte sich neben ihr aus und legte mit

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