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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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so verfeinert war wie die von ihm geschaffenen Geräte, denn schließlich war es aus grobkörnigerem Feuerstein geschlagen und wies keine so schmale Schneide auf, aber immerhin war es ein brauchbares Messer. Jemand hatte es gemacht, es nach einem zweckentsprechenden Vorbild geformt. Doch mehr als das Werkzeug waren es Fragen, die ihn beunruhigten. Der junge Mann hatte nicht gesprochen, sich gleichwohl jedoch deutlich verständlich gemacht. Jondalar war sich nicht sicher, ob er seine Wünsche genauso direkt und mühelos hätte kundtun können.
Der Flachschädel nickte erwartungsvoll, und Jondalar nickte, obwohl er nicht wußte, ob diese Gebärde verstanden werden würde oder nicht. Doch war seine Absicht nicht nur im Kopfnicken zum Ausdruck gekommen, und so machte der junge Mann sich unverzüglich daran, den Fisch zu zerteilen.
Während der Zelandonii ihn dabei beobachtete, brach ein Sturm in ihm los, der tiefverwurzelte Überzeugungen zum Wanken brachte. Was war ein Tier? Ein Tier konnte vorschießen und sich einen Happen schnappen. Ein intelligenteres Tier mochte den Menschen für gefährlich halten und abwarten, bis er sich entfernte oder starb. Auf jeden Fall würde ein Tier nie begreifen, daß ein vor Kälte schlotternder Mensch Wärme brauchte; es würde auch kein Feuer haben und den Menschen dorthin führen; und würde niemals darum bitten, etwas von dem von ihm Erlegten abzubekommen. Das war menschliches Verhalten; das war menschlich.
Das Gebäude seiner Überzeugungen – die er schon mit der Muttermilch aufgesogen und gleichsam im Blut hatte – war ins Wanken geraten. Flachschädel waren Tiere. Jeder sagte, daß Flachschädel Tiere seien. Lag das denn nicht auf der Hand? Schließlich konnten sie nicht reden. Ist das alles? Besteht darin der ganze Unterschied?
Jondalar hätte nichts dagegen gehabt, auch wenn er den ganzen Fisch genommen hätte, aber er war neugierig. Wieviel konnte der Flachschädel mitnehmen? Zerlegt werden mußte der Stör ohnehin. Er war viel zu schwer, ihn so zu transportieren. Vier Männer hätten ihn nur mit Mühe hochheben können.
Plötzlich interessierte ihn der Flachschädel nicht mehr. Sein Herz jagte. Hatte er etwas gehört?
»Jondalar! Jondalar!«
Der Flachschädel machte ein erschrockenes Gesicht, doch Jondalar zwängte sich durch die Bäume am Ufer, um den Fluß besser überblicken zu können.
»Hier! Hier bin ich, Thonolan!« Also hatte sein Bruder sich doch aufgemacht, nach ihm zu suchen. Er sah eine Bootsladung Menschen in der Flußmitte und rief sie nochmals an. Sie sahen ihn, winkten zurück und ruderten auf ihn zu.
Ein gepreßtes Keuchen ließ ihn seine Aufmerksamkeit wieder auf den Flachschädel richten. Er sah, daß der Stör am Strand der Länge nach von der Rückenflosse bis zum Bauch in zwei Hälften zerteilt worden war; außerdem hatte der junge Flachschädel eine Hälfte auf eine große Lederhaut geschafft, die er daneben ausgebreitet hatte. Während der große Mann zusah, nahm der junge Flachschädel die Enden der Haut zusammen und schlang sich die gesamte Ladung auf den Rücken. Der halbe Fischkopf und der halbe Schwanz schauten oben zu dem riesigen Sack heraus; dann verschwand der Flachschädel im Wald.
»Warte!« rief Jondalar und rannte hinter ihm her, holte ihn aber erst ein, als er die Lichtung betrat. Die Frau, die einen großen Korb auf dem Rücken trug, zog sich bei seinem Näherkommen wieder in die Schatten zurück. Nichts deutete darauf hin, daß die Lichtung jemals benutzt worden wäre; nicht einmal eine Spur vom Feuer war zurückgeblieben. Hätte er die Hitze nicht gespürt, die es ausgestrahlt hatte, er würde bezweifelt haben, jemals hier gewesen zu sein.
Er nahm den Wolfspelz von der Schulter und hielt ihn vor sich hin. Auf einen Grunzlaut des Mannes hin nahm sie ihn, doch dann zogen sie sich beide lautlos in den Wald zurück und waren gleich darauf verschwunden.
Jondalar fröstelte in seinen klammen Kleidern, als er an den Fluß zurückkehrte. Gerade als er aufs Ufer trat, legte das Boot an, und er lächelte, als er seinen Bruder herausklettern sah. Sie schlossen sich herzlich und brüderlich in die Arme.
»Thonolan! Bin ich froh, dich zu sehen! Ich hatte schon befürchtet, wenn sie das leere Boot fänden, würden sie mich für verloren aufgeben.«
»Großer Bruder, wie viele Flüsse haben wir nicht zusammen überquert? Denkst du etwa, ich weiß nicht, daß du schwimmen kannst? Als wir das Boot fanden, wußten wir, daß du weiter flußaufwärts

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