Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
fror erbärmlich.
Ergriff nach dem Messer, fand aber die Scheide leer. Er hatte vergessen, daß es ihm aus der Hand gesprungen war, und ein zweites hatte er nicht bei sich. Zwar trug er für gewöhnlich eine Reserveklinge in dem Beutel bei sich, den er an der Hüfte hängen hatte, doch das nur, wenn er Zelandonii-Kleidung trug. Als er angefangen hatte, sich wie die Ramudoi zu kleiden, hatte er den Beutel aufgegeben. Vielleicht fand er Material für Bohrholz und Bohrer, um ein Feuer entzünden zu können. Doch ohne Messer kannst du kein Holz schneiden und weder Zunder schaben noch Anmachholz spalten. Er erschauderte. Aber ich kann etwas Holz suchen.
Er blickte um sich und hörte, wie es im Gestrüpp raschelte. Der Boden war bedeckt mit moderndem Holz, Laub und Moos. Kein trockener Ast weit und breit. Du kannst dir trockenes ›Klein-Holz‹ holen, dachte er und sah sich nach den trockenen unteren Zweigen von Nadelhölzern um, die sich unter den grünen Zweigen am Stamm hielten. Doch dies hier waren nicht die Nadelholzwälder seiner Heimat. Das Klima hier war weniger streng und stand nicht so sehr unter dem Einfluß des Gletschereises im Norden. Es war kühl und konnte auch recht kalt werden, aber die Luft war feucht. Was hier wuchs, war der Laubwald der gemäßigten Zonen und kein nördlicher Nadelwald. Die Bäume waren von der Art, aus denen man die Boote machte: Hartholzbäume.
Um ihn herum wuchsen Eichen und Rotbuchen, ein paar Hainbuchen und Weiden, knorrige Bäume mit dicken braunen, borkenbesetzten Stämmen und schlanken Stämmen mit glatterer grauer Rinde, aber keinerlei Nadelbäume mit ›KleinHolz‹. Es war Frühling, und selbst die kleineren Zweige knospten und standen voller Saft. Er hatte gelernt, wie man diese Hartholzbäume fällte. Das war nicht leicht, selbst dann nicht, wenn man eine gute Steinaxt hatte. Wieder erschauerte er. Er klapperte mit den Zähnen, rieb die Handflächen aneinander, lief auf der Stelle, nur um warm zu werden. Wieder vernahm er Rascheln im Gesträuch und meinte, irgendein Tier aufgescheucht zu haben.
Plötzlich wurde ihm der Ernst seiner Lage bewußt. Gewiß würden sie ihn vermissen und nach ihm suchen. Thonolan würde merken, daß er verschwunden war, oder? Ihre Wege kreuzten sich immer weniger, zumal auch er sich immer mehr der Lebensweise der Ramudoi anpaßte, während sein Bruder sich bemühte, ein Shamudoi zu werden. Er wußte nicht einmal, wo sein Bruder an diesem Tag war, vielleicht auf der Gamsjagd.
Nun, dann eben Carlono. Ob der wohl nach ihm suchen würde? Er hat gesehen, wie ich mit dem Boot flußaufwärts fuhr. Dann überlief Jondalar aus einem anderen Grund ein Schauder. Das Boot! Es ist davongeschwommen. Wenn sie ein leeres Boot finden, werden sie denken, du bist ertrunken, dachte er. Warum sollten sie nach dir suchen, wenn sie annehmen, daß du ertrunken bist? Wieder verschaffte der große Mann sich Bewegung, sprang auf der Stelle, schlug die Arme um sich, lief auf der Stelle, doch das Zittern wollte nicht weichen, und außerdem ermattete er. Die Kälte lähmte sein Denken.
Außer Atem ließ er sich fallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen, um so viel Körperwärme wie möglich zu bewahren. Aber er klapperte mit den Zähnen und zitterte am ganzen Leib. Wieder hörte er es rascheln, näher diesmal, doch machte er sich nicht die Mühe nachzusehen. Dann schob sich etwas in seinen Gesichtskreis: zwei Füße – zwei nackte, schmutzige menschliche Füße.
Erschrocken blickte er auf und erlebte einen derartigen Schock, daß er fast aufhörte zu zittern. Vor ihm, auf Armeslänge von ihm entfernt, stand ein Kind mit großen braunen Augen, die ihn aus den Schatten der vorspringenden Brauenwülste heraus anstarrten. Ein Flachschädel! dachte Jondalar. Ein junger Flachschädel.
Er war wie vor den Kopf geschlagen und erwartete mehr oder minder, daß das junge Tier jetzt, wo es gesehen wurde, zurückspringen würde ins Gebüsch. Doch der Junge regte sich nicht. Er stand einfach da, und nachdem sie sich eine Zeitlang schweigend gegenseitig angestarrt hatten, vollführte er weit ausholende, einladende Bewegungen. Der Flachschädel wiederholte die Aufforderung und trat versuchsweise einen Schritt zurück.
Was mochte er wollen? Will er, daß ich mit ihm komme? Als der Junge die Bewegung wiederholte, machte Jondalar einen ersten Schritt hinter ihm her, war jedoch überzeugt, daß das Geschöpf fortlaufen würde. Doch der Junge trat nur einen Schritt beiseite und wiederholte

Weitere Kostenlose Bücher