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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dich?«
»Nicht Manns genug …« Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals, schloß die Augen, zwinkerte ein paarmal und holte dann tief Atem. Oh, Mutter, Jondalar! Nicht Manns genug! Wenn du das nicht bist, dann ist kein Mann auf Erden Manns genug. Das ist ja gerade das Problem. Du bist nur allzusehr Mann, allzusehr alles. Ich könnte damit nicht leben.«
»Das verstehe ich nicht. Ich möchte dich heiraten, und du sagst, ich bin nicht gut genug für dich?«
»Du verstehst das wirklich nicht, nicht wahr? Jondalar, du hast mir mehr … mehr gegeben als je ein Mann zuvor. Wenn ich dich heiratete, würde ich soviel haben, mehr als jede andere Frau, die ich kenne. Sie würden mich beneiden, würden wünschen, ihre Männer wären genauso freigebig, liebevoll und gut wie du. Sie wissen schon jetzt, daß eine Berührung von dir eine Frau dazu bringen kann, sich lebendiger vorzukommen, mehr … Jondalar, du bist alles, was eine Frau sich ersehnt.«
»Aber wenn ich das bin … alles, was du sagst – warum mich dann nicht heiraten?«
»Weil du mich nicht liebst.«
»Serenio, das tue ich doch …«
»Ja, auf deine Weise liebst du mich. Ich bedeute dir etwas. Du würdest nie etwas tun, um mich zu verletzen, und du wärest so wunderbar, so unendlich gut zu mir. Trotzdem würde ich es immer wissen. Selbst wenn ich mir einredete, daß dem nicht so wäre – ich wäre mir dessen doch bewußt. Und würde mich dann fragen, was denn nicht mit mir stimmt, was mir fehlt, warum du mich nicht lieben kannst.«
Jondalar senkte den Blick zu Boden. »Serenio, es tun sich Menschen zusammen, die sich nicht so lieben, wie du meinst.« Ernst sah er sie an.
»Wenn sie noch anderes haben, wenn einer sich was aus dem anderen macht, können sie ein gutes Leben miteinander führen.«
»Ja, manche Menschen können das. Ist sogar möglich, daß auch ich eines Tages wieder heirate. Und wenn wir auch noch anderes haben, brauchen wir uns nicht unbedingt zu lieben. Aber nicht dich, Jondalar.«
»Warum nicht mich?« fragte er, und der Schmerz in seinen Augen war so groß, daß sie nahe daran war, es sich anders zu überlegen.
»Weil ich dich lieben würde. Ich könnte gar nicht anders. Ich würde dich lieben und jeden Tag ein wenig sterben in dem Bewußtsein, daß du mich nicht so liebst. Keine Frau kann umhin, dich zu lieben, Jondalar. Und jedesmal, wenn wir beieinanderliegen und uns lieben wie heute nacht, würde ich innerlich ein bißchen mehr welken. Weil ich dich so sehr liebte und mich so nach dir verzehrte und doch wüßte, selbst wenn du es noch so sehr wolltest, du würdest meine Liebe nicht erwidern. Nach einer Weile würde ich vertrocknen, zu einer leeren Hülse werden und Mittel und Wege finden, dir das Leben genauso zu versauern wie du meines. Du würdest weiterhin wunderbar sein, liebevoll, großzügig – und all das, weil du genau wüßtest, warum ich so geworden bin. Nur würdest du dich deshalb hassen. Und alle würden sich fragen, wieso du es mit einem solchen keifenden und verbitterten alten Weib aushalten kannst. Und das möchte ich dir nicht antun, Jondalar, und mir auch nicht.«
Er stand auf und schritt zum Eingang hinüber, machte dort kehrt und kam zurück. »Serenio, warum kann ich nicht lieben? Andere Männer verlieben sich – was stimmt denn nicht bei mir?« Er sah sie so gequält an, daß sie ihn nur noch um so mehr liebte und alles in ihr sich nach ihm sehnte. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, ihn dazu zu bringen, daß er sie liebte.
»Ich weiß es nicht, Jondalar. Vielleicht hast du immer noch nicht die richtige Frau gefunden. Vielleicht hat die Mutter etwas Besonderes mit dir vor. Viele macht sie nicht so wie dich. Du bist mehr, als die meisten Frauen ertragen könnten. Wenn sich all deine Liebe auf eine Frau allein richtete, könnte sie das überwältigen, es sei denn, sie wäre eine von denen, die die Mutter mit besonderen Gaben ausgestattet hat. Selbst wenn du mich liebtest – ich weiß nicht, ob ich wirklich mit dir leben könnte. Wenn du eine Frau genauso sehr liebtest, wie du deinen Bruder liebst, müßte sie schon eine sehr starke Frau sein.«
»Ich kann mich nicht verlieben, aber wenn ich es täte, könnte keine Frau es ertragen«, sagte er voller Bitterkeit mit einem trockenen ironischen Lachen. »Hüte dich vor den Gaben der Mutter!« Seine Augen, die im Feuerschein tief-violett aussahen, füllten sich mit Schrecken. »Was hast du damit gemeint: ›Wenn ich eine Frau ebenso sehr liebte wie meinen Bruder?‹

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