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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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schlanken Zweige wiesen keinerlei Knospen auf, und da die Wurzeln ihren Halt verloren, hatten sie sich schon über das dahinströmende Wasser geneigt. Der Boden war morastig.
»Ich glaube, wir sollten weiterschwimmen und versuchen, eine trockenere Stelle zu finden«, sagte Jondalar.
»Aber du hast große Schmerzen – sag mir nicht, das stimmt nicht.«
Jondalar räumte ein, daß er einigermaßen behindert war. »Aber hier können wir nicht bleiben«, fügte er hinzu.
Sie krochen über die schmale Insel hinüber und ließen sich auf der anderen Seite wieder in das kalte Wasser gleiten. Die Strömung ging rascher, als sie angenommen hatten, und so wurden sie weit flußabwärts getrieben, ehe sie trockenes Land erreichten. Sie froren entsetzlich, waren völlig ausgepumpt und enttäuscht, als sie feststellten, daß sie abermals auf einer schmalen Insel gelandet waren. Sie war breiter, länger und lag etwas über dem Wasserspiegel, doch war sie sumpfig, und trockenes Holz war nirgends zu finden.
»Hier können wir kein Feuer machen«, sagte Thonolan. »Also müssen wir weiterschwimmen. Wo, hat Carlono gesagt, soll das Lager der Mamutoi liegen?«
»Am Nordende des Deltas, ganz in der Nähe des Meeres«, antwortete Jondalar und warf einen sehnsüchtigen Blick in diese Richtung. Der Schmerz in der Seite war stärker geworden, und er war sich nicht sicher, ob er es schaffen würde, schwimmend den Flußarm zu überqueren. Er sah nichts weiter als schäumendes Wasser, Flächen von ineinander verfilztem Treibgut und hier und da ein paar Bäume, die gelegentliche Inseln verrieten. »Wer weiß, wie weit das ist.«
Durch den Schlamm arbeiteten sie sich bis ans Nordende der schmalen Insel vor und stürzten sich dort wieder in das kalte Wasser. Jondalar bemerkte eine Baumgruppe weiter stromabwärts und hielt auf sie zu. Schwer atmend taumelten sie ganz auf der gegenüberliegenden Seite des Flußarms einen grauen Sandstrand hinauf. Wasser lief ihnen in Bächen aus dem Haar und aus der vollkommen durchnäßten Lederkleidung.
Die Spätnachmittagssonne brach golden funkelnd durch einen Riß in dem sonst bezogenen Himmel, brachte aber kaum Wärme. Ein plötzlicher Windstoß aus dem Norden brachte eine Kälte, die rasch durch ihre nassen Sachen hindurchdrang. Solange sie sich bewegt hatten, war es warm genug gewesen, doch jetzt hatte der Kampf mit dem Wasser ihre letzten Kraftreserven aufgezehrt. Sie zitterten im Wind und trotteten dann auf den geringen Schutz einer Erlengruppe zu.
»Schlagen wir hier unser Lager auf«, sagte Jondalar.
»Noch ist es hell, und ich würde lieber weitergehen.«
»Aber es wird dunkel sein, ehe wir mit einem Windschutz fertig sind und versuchen, ein Feuer in Gang zu bringen.«
»Wenn wir weitergehen, finden wir wahrscheinlich noch vor Einbruch der Dunkelheit das Lager der Mamutoi.«
»Thonolan, ich glaube nicht, daß ich das schaffe.«
»Wie schlimm ist es denn?« fragte Thonolan. Jondalar hob seinen Überwurf. Um eine Wunde herum, die zweifellos geblutet hatte, ehe sie von Gewebe geschlossen worden war, das sich mit Wasser vollgesogen hatte, verlor das Fleisch jede Farbe. Daraufhin bemerkte er auch ein Loch, das in das Leder gerissen worden war, und er fragte sich, ob er sich eine Rippe gebrochen hatte.
»Ich hätte nichts gegen eine Ruhepause und ein Feuer.«
Sie ließen den Blick über die weite Fläche schlammigen Wassers, stets in Bewegung befindlicher Sandbänke und eine Fülle verworrener Vegetation schweifen. Äste, die sich an toten Baumstämmen verheddert hatten, wurden von der Strömung wider Willen zum Meer hinausgeschwemmt, hakten sich aber an allem fest, was ihnen auf dem ständig sich verändernden Boden Halt gab. In der Ferne hatten sich auf einigen der wohl beständigeren Inseln ein paar grüne Büsche und Bäume angesiedelt.
Schilf und Binsen wuchsen überall, wo sie wurzeln konnten. In der Nähe wuchsen große Büschel Riedgras, deren Halme kräftiger aussahen, als sie waren; was ihre Höhe betraf, so taten es ihnen die geraden, lanzettförmigen Blätter des gemeinen Kalmus gleich, die sich grün zwischen Flächen von Sumpfbinsen erhoben, welche kaum fußhoch wuchsen. In der Marsch mehr am Rand des Wassers sorgte drei Meter hohes Röhricht und Kolbenrohr dafür, daß die Männer sich ausnahmen wie Zwerge. Alles überragend erreichte das scharfblättrige Schilf mit seinen violetten Blütenrispen eine Höhe von über vier Metern.
Die beiden Männer besaßen nichts außer dem, was sie auf dem

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