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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Obwohl sie noch viele Kilometer zurückzulegen hatte, teilte sie sich nochmals in viele Wasserarme und bildete ein fächerförmiges Delta.
    Das Delta bestand aus einem Morast von Mahlsand, Salzsümpfen und unsicheren kleinen Inseln. Einige von den Schwemmsandinseln blieben mehrere Jahre hindurch an ein und derselben Stelle liegen, so daß Bäume zähe Wurzeln hinuntertreiben konnten, um dann von völlig unberechenbaren Überschwemmungen und nagenden Strömungen fortgeschwemmt zu werden. Vier Hauptwasserarme führten – je nach Umständen und jahreszeitlichen Bedingungen – bis ans Meer hinaus, doch ihr Lauf blieb nicht immer gleich. Aus keinem erkennbaren Grund konnte das Wasser plötzlich aus einem tief ausgewaschenen Bett ausbrechen und sich einen neuen Lauf suchen, Bäume und Sträucher herausreißen und eine Rinne aus weichem nassen Sand zurücklassen.
    Der Große Mutter Fluß – nahezu dreitausend Kilometer lang – hatte fast sein Ziel erreicht. Doch das Delta mit seinen Hunderten von Quadratkilometern Schlamm, Sickerstoffen, Sand und Wasser war der gefährlichste Abschnitt des gesamten Flusses.
    Indem sie dem tiefsten der linken Flußarme folgten, war es nicht schwer gewesen, den Fluß mit einem Boot zu befahren. Die Strömung hatte den kleinen Einbaum die Biegung gen Norden herumgetragen, und selbst der letzte Nebenfluß hatte sie nur in die Flußmitte hinausgedrückt. Was die beiden Brüder jedoch nicht vorhergesehen hatten war, daß der Fluß so rasch schon sich in viele Arme aufteilen würde. Ehe sie es sich versahen, waren sie in den mittleren Arm hineingetrieben worden.
    Jondalar hatte eine beträchtliche Geschicklichkeit in der Beherrschung des kleinen Bootes erworben, und Thonolan konnte einigermaßen damit fertigwerden, doch waren sie bei weitem nicht so fähig wie die erfahrenen Bootsleute der Ramudoi. Sie versuchten, den Einbaum zu wenden und sich stromaufwärts wieder zurückzuziehen, um dann in den richtigen Flußarm einzulaufen. Sie hätten besser daran getan, einfach in entgegengesetzter Richtung zu paddeln – denn schließlich sah das Heck nicht anders aus als der Bug –, doch auf die Idee kamen sie nicht.
    Sie lagen quer zur Strömung, und Jondalar rief Thonolan Anweisungen zu, damit der Bug herumkam, und Thonolan verlor allmählich die Geduld. Ein riesiger Baumstamm mit weitverzweigtem Wurzelwerk, der sich vollgesogen hatte und daher tief im Wasser lag, schoß den Fluß hinunter, und die ausgreifenden Wurzeln fegten alles beiseite, was sich ihnen in den Weg stellte. Als die beiden Männer ihn näherkommen sahen, war es bereits zu spät.
    Unter splitterndem Krachen rammte das zerspellte, von einem Blitz geschwärzte und spröde obere Ende des riesigen Baumstamms den dünnwandigen Einbaum. Wasser rauschte durch ein Loch in der Bordwand herein, so daß das kleine Boot rasch vollief. Als der Baumstamm auf sie zukam, stieß ein langer, unmittelbar unter der Wasseroberfläche vorstehender Wurzelfinger Jondalar in die Rippen und warf ihn um. Ein anderer hätte ums Haar Thonolans Auge getroffen, riß ihm aber nur seine Wange auf.
    Unversehens in das kalte Wasser geworfen, klammerten Jondalar und Thonolan sich an den Baumstamm und sahen entsetzt zu, wie nur ein paar Luftblasen in die Höhe stiegen, während das kleine Boot mit ihren Habseligkeiten, die sie daran festgezurrt hatten, auf den Boden des Flusses sank. Thonolan hatte den unterdrückten Schmerzensschrei seines Bruders gehört. »Alles in Ordnung mit dir, Jondalar?«
    »Eine Wurzel hat mich am Brustkasten erwischt. Tut ein bißchen weh, aber ich glaube nicht, daß es was Ernstes ist.«
Jondalar folgte seinem Bruder langsam, als Thonolan sich um den Stamm herumarbeitete, doch war die Strömung so stark, daß sie sie immer wieder an den Stamm drückte wie anderes Treibgut auch. Plötzlich saß der Baumstamm auf einer Sandbank fest. Das Wasser, das nun um das Wurzelgewirr herum- und hindurchfloß, drückte Dinge, die von der Strömung unter Wasser gehalten worden waren, nach oben, und plötzlich tauchte ein ganzes aufgedunsenes Rentier vor Jondalar an die Oberfläche. Er versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen und spürte den Schmerz in der Seite. Da sie sich nun vom Stamm lösen konnten, schwammen sie zu einer schmalen Insel mitten im Strom. Dort wurzelten zwar ein paar junge Weiden, doch war die Insel nicht sicher und würde bestimmt bei nächster Gelegenheit hinweggeschwemmt werden. Die Bäume am Rand lagen zum Teil schon unter Wasser; die

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