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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Das war dumm von mir. Wie sollst du mir etwas sagen, wenn du nicht mal weißt, was ich dich frage?«
Die Spannung war vorüber. Jondalar schloß die Augen und kam sich ganz leer vor. Ayla hingegen war erregt. Sie hatte ein Wort. Eines zwar nur, aber es war ein Anfang. Wie aber jetzt dabeibleiben? Wie ihm begreiflich machen, daß er ihr mehr beibringen sollte, daß sie mehr lernen müsse?
»Don-da-lah …?« Er machte die Augen wieder auf. Sie deutete abermals auf die Feuerstelle und wiederholte: »Feur?«
»Feuer, ja, das ist ein Feuer«, sagte er und nickte bestätigend. Dann machte er die Augen wieder zu. Er war müde und kam sich ein bißchen albern vor, sich dermaßen aufgeregt zu haben. Außerdem hatte er Schmerzen – physisch und psychisch.
Er war nicht interessiert. Was konnte sie tun, um sich ihm verständlich zu machen? Ihr war, als ob sich alles gegen sie verschworen hätte, und es erboste sie, daß ihr nichts einfiel, womit sie ihm hätte begreiflich machen können, was sie wollte. Sie versuchte es noch einmal.
»Don-da-lah.« Sie wartete, bis er die Augen wieder aufschlug. »Feur …?« sagte sie und sah ihn dabei beifallheischend an.
Was will sie nur, dachte Jondalar, dessen Neugier geweckt war. »Was soll mit dem Feuer sein, Ayla?«
Sie spürte, daß er eine Frage stellte, merkte das an der Art, wie er die Schultern straffte, und an seinem Gesichtsausdruck. Er gab also acht auf sie. Sie sah sich um, bemühte sich, sich etwas einfallen zu lassen, was sie ihm sagen wolle, und sah das Holz neben dem Feuer. Sie nahm ein Scheit auf, trug es zu ihm und hielt es hoffnungsvoll fragend in die Höhe.
Verwirrt runzelte er die Stirn. Dann, als er meinte, begriffen zu haben, was sie wollte, glättete sie sich wieder. »Möchtest du das Wort dafür hören?« fragte er und wunderte sich darüber, wieso sie plötzlich ein solches Interesse bekundete, seine Sprache zu lernen, wo sie doch zuvor keinerlei Interesse gehabt zu haben schien. Sprechen! Reden! Ihr ging es nicht darum, eine Sprache gegen die andere auszutauschen – sie versuchte, überhaupt erst einmal sprechen zu können! Sollte das der Grund sein, warum sie bisher nur geschwiegen hatte? Weil sie einfach nicht sprechen konnte?
Er berührte das Scheit in ihrer Hand. »Holz«, sagte er.
Es war, als ob ihr Atem explodierte; sie war sich nicht bewußt, ihn angehalten zu haben. » Ol …?« versuchte sie es.
»Holz«, sprach er ihr langsam und mit übertrieben gerundeten Lippen vor.
» Olz «, sagte sie und machte seine Lippenbewegung nach.
»Das klingt schon besser«, sagte er und nickte.
Ihr Herz hämmerte. Verstand er sie? Gehetzt blickte sie sich nochmals um, suchte nach etwas, um das Ganze in Gang zu halten. Ihr Blick fiel auf den Becher. Sie nahm ihn und hielt ihn in die Höhe.
»Willst du mich dazu bringen, dir das Sprechen beizubringen?«
Sie verstand nicht, schüttelte den Kopf und hielt den Becher nochmals in die Höhe.
»Wer bist du, Ayla? Woher kommst du? Wie bringst du all dies fertig … und kannst doch nicht sprechen? Du bist ein Rätsel, aber wenn ich jemals hinter dieses Rätsel kommen will, muß ich dir wohl das Reden beibringen.«
Sie setzte sich auf den Pelz neben ihn und wartete begierig, den Becher immer noch in der Hand. Sie befürchtete, wenn er so viele Wörter sagte, könnte er gerade das vergessen, nach dem sie ihn gefragt hatte. Und wieder hielt sie den Becher in die Höhe.
»Was willst du wissen: trinken oder Becher? Aber das spielt wohl keine Rolle.« Er tippte gegen das Trinkgefäß in ihrer Hand und sagte: »Becher.«
»Be …« , wiederholte sie und lächelte dann erleichtert.
Jondalar folgte einem Gedanken, der ihm kam, griff nach dem Schlauch mit frischem Wasser, den sie für ihn hatte liegen lassen, und schenkte sich etwas in den Becher. »Wasser«, sagte er.
»Uas-sah.«
»Versuch’s noch einmal: Wasser«, ermunterte er sie.
»Was-sah.«
Jondalar nickte, hielt dann den Becher an die Lippen und nippte. »Trinken«, sagte er. »Wasser trinken.«
»Trin-ken«, wiederholte sie ganz deutlich, nur, daß sie das r besonders rollte und den Rest ein wenig verschluckte. »Was-sah trin-ken.«

21
    »Ayla, ich halte es einfach nicht mehr aus, in der Höhle herumzusitzen. Schau, wie draußen die Sonne scheint! Ich weiß, meine Wunde ist verheilt genug, daß ich mich ein bißchen bewegen kann. Zumindest bis vor die Höhle schaffe ich es.«
    Ayla verstand zwar nicht alles, was Jondalar sagte, kannte jedoch inzwischen genug Wörter, um zu

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