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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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an die Fähigkeit seiner Mutter, selbst den einfachsten Gebrauchsgegenstand und Vorratsbehälter sehr schön zu gestalten. Sie besaß eine besondere Gabe, Schönheit in einfachen Dingen zu sehen.
    Er sah auf, als Ayla mit einem Armvoll Holz hereinkam, und schüttelte den Kopf über ihren primitiven Lederüberwurf. Dann bemerkte er das Polster, auf dem er lag. Wie ihr Überwurf, bestand auch er nur aus einem nicht zurechtgeschnittenen Fell, das um ein Bündel frisches Heu herumgewickelt und in eine flache Mulde hineingestopft worden war. Er zog einen Zipfel heraus, um ihn sich genauer anzusehen. Der Rand selbst war ein wenig steif, und er wies auch noch ein paar Hirschhaare auf, sonst aber war es sehr schmiegsam und samtweich. Sowohl die inneren Hautschichten wie die Außenhaut mit dem Fell daran waren abgeschabt worden; das war der Grund für seine Geschmeidigkeit. Aber ihre Pelze machten mehr Eindruck auf ihn. Es war eine Sache, Tierhäute aufzuspannen und Hautschichten abzuschaben, um sie geschmeidig zu machen. Weit schwieriger war das mit längerhaarigen Pelzen, bei denen man nur die inneren Hautschichten entfernen durfte. Pelze waren im allgemeinen steifer; doch diejenigen, die sein Lager bedeckten, waren genauso weich wie die Häute.
    Sie anzufassen, rief eine vertraute Empfindung in ihm hervor, doch wußte er nicht, woran das lag.
Weder Schnitzereien noch Verzierungen, dachte er, und doch mit großem handwerklichem Geschick hergestellt. Felle und Pelze mit großem Können und großer Sorgfalt behandelt – die Kleidung hingegen weder zugeschnitten, noch passend gemacht, weder genäht, noch zusammengeschnürt und überhaupt nichts mit Perlen, Federkielen geschmückt, gefärbt oder auf irgendeine andere Weise verschönert. Trotzdem hatte sie seine Beinwunde vernäht. Das alles wies merkwürdige Ungereimtheiten auf; die ganze Frau war ein Geheimnis.
Jondalar hatte Ayla beim Feuermachen gesehen, aber nicht sonderlich aufmerksam verfolgt, was vorgegangen war. Er hatte zu oft gesehen, wie Feuer gemacht worden war. Flüchtig überlegte er, warum sie denn nicht einfach ein Stück Glut von dem Feuer hereingebracht hatte, auf dem sie seine Mahlzeit gekocht hatte, und dann vermutet, daß es ausgegangen sei. Ohne es wirklich wahrzunehmen, sah er, wie die Frau besonders leichtbrennbaren Zunder zerzupft und dann ein paar Steine aufgenommen und diese aneinandergeschlagen hatte, woraufhin eine Flamme zum Leben erwacht war. Das war so rasch vonstatten gegangen und das Feuer hatte so schnell gebrannt, daß er gar nicht gemerkt hatte, wie sie das eigentlich gemacht hatte.
»Große Mutter! Wie hast du denn so schnell Feuer gemacht?« Dunkel meinte er gesehen zu haben, wie sie auch während der Nacht im Handumdrehen ein Feuer entzündet hatte, doch glaubte er, das müsse ein falscher Eindruck gewesen sein.
Fragend sah Ayla ihn auf seinen Ausbruch hin an.
»Wie hast du dies Feuer angezündet?« fragte er nochmals und setzte sich auf. »Ach, Doni! Sie begreift kein Wort von dem, was ich sage.« Verzweifelt warf er die Hände in die Höhe. »Weißt du denn wenigstens, was du getan hast? Komm her, Ayla«, sagte er und winkte sie zu sich heran.
Sie ging augenblicklich zu ihm; es war das erste Mal, daß sie ihn ein Handzeichen hatte machen sehen, mit dem er etwas hatte erreichen wollen. Irgend etwas bereitete ihm große Sorgen, und so runzelte sie die Stirn und konzentrierte sich auf seine Worte. Wenn sie die doch nur verstünde!
»Wie hast du dies Feuer gemacht?« fragte er nochmals und sprach die einzelnen Wörter langsam und sehr sorgfältig aus, als ob das ihr helfen müsse, sie zu verstehen – und wies mit ausgestrecktem Arm auf das Feuer.
» Feu …? « Sie machte den halbherzigen Versuch, das letzte Wort zu wiederholen, das er gesagt hatte. Irgend etwas war sehr wichtig. Sie zitterte, so sehr konzentrierte und bemühte sie sich, ihn zu verstehen.
»Feuer! Feuer! Ja, Feuer«, rief er und wies abermals auf die Flammen.
»Bist du dir denn darüber im klaren, was das bedeuten könnte – so schnell Feuer machen zu können?«
»Ja, wie das dort drüben«, sagte er und stieß in Richtung Herdfeuer mit dem Zeigefinger in die Luft. »Wie hast du das gemacht?«
Sie stand auf, trat ans Feuer und zeigte darauf nieder. »Feur?« sagte sie.
Aufseufzend stieß er die Luft aus und lehnte sich in die Felle. Ihm war plötzlich aufgegangen, daß er versucht hatte, sie zu zwingen, Wörter zu verstehen, die sie nicht kannte. »Tut mir leid, Ayla.

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