Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Besseren.
Auf der Seite liegend, zusammengerollt und die Felle um sich herum aufgehäuft, schlief sie. Normalerweise war die Stelle, wo er lag, ihre Schlafstätte, da war er sich ganz sicher. Ihre Felle lagen auf einer Matte, die sie neben sein Lager gezogen hatte, nicht in einer flachen, mit Heu ausgestopften Polstern ausgelegten Mulde. Sie schlief in ihrem Überwurf, bereit, jeden Augenblick aufzuspringen. Sie wälzte sich auf den Rücken. Er betrachtete sie ausgiebig und suchte nach irgendwelchen Besonderheiten, die einen Rückschluß auf ihre Herkunft zuließen.
Die Knochenstruktur, der Schnitt ihres Gesichts und ihrer Backenknochen muteten, verglichen mit denen der Zelandonii, ein wenig fremd an; doch hatte sie überhaupt nichts Außergewöhnliches an sich, höchstens, daß sie außergewöhnlich hübsch war. Ja, mehr als nur hübsch, zu diesem Schluß kam er jetzt, wo er sie genau ansah. Ihre Züge hatten etwas, was wohl jeder als schön bezeichnen würde.
Ihre Haartracht – kleine Haarfelder zu regelmäßigen Zöpfen geflochten, die hinten und an den Seiten lang herunterhingen, während sie sie vorn aufgerollt hatte – war ihm unbekannt, doch hatte er in dieser Beziehung schon viel Ungewöhnlicheres gesehen. Ein paar Strähnen hatten sich gelöst; entweder hatte sie sie sich hinters Ohr gestrichen, oder sie hingen unordentlich herum; außerdem hatte sie einen Holzkohlenfleck auf der Backe. Ihm wurde bewußt, daß sie ihn, seit er zu sich gekommen war, kaum einen Moment alleingelassen hatte und vorher vermutlich auch nicht. An ihrer Pflege und Fürsorglichkeit war nichts auszusetzen …
Sein Gedankengang wurde unterbrochen, denn Ayla schlug die Augen auf und stieß vor Überraschung einen kleinen Schrei aus.
Sie war es nicht gewohnt, beim Aufwachen ein Gesicht über sich zu sehen, zumal eines mit solch strahlend blauen Augen und einem zotteligen blonden Bart. Sie fuhr so rasch in die Höhe, daß ihr einen Moment schwindlig war, doch faßte sie sich bald wieder und stand auf, um nach dem Feuer zu sehen. Es war ausgegangen, sie hatte schon wieder vergessen gehabt, es abzudecken. Infolgedessen suchte sie ihre Sachen zusammen, um ein neues zu entzünden.
»Würdest du mir zeigen, wie du Feuer machst, Ayla?« bat Jondalar, als sie die Steine zur Hand nahm. Diesmal verstand sie ihn.
»Nicht schwer«, sagte sie und trug die funkenerzeugenden Steine und das Brennmaterial näher an sein Lager heran. »Ayla zeigen.« Sie machte vor, wie sie die Steine zusammenschlug. Dann häufte sie Rindenfasern und Kleinholz aufeinander und gab ihm den Feuerstein und das Eisenpyrit.
Den Feuerstein erkannte er sofort – er meinte auch, schon Steine wie den anderen gesehen zu haben, doch hätte er nie den Versuch unternommen, sie für irgend etwas gemeinsam zu benutzen, insbesondere nicht zum Feuermachen. Er schlug sie zusammen, so wie sie es ihm vorgemacht hatte. Zwar war es nur ein leichter Schlag, doch meinte er, einen kleinen Funken davonfliegen zu sehen. Er hieb die Steine noch einmal zusammen, immer noch nicht überzeugt, Feuer herausschlagen zu können, obwohl er gesehen hatte, wie Ayla es getan hatte. Ein großer Funken entsprang den kalten Steinen. Er war wie vor den Kopf geschlagen und sehr erregt. Nach einigen weiteren Versuchen und mit ein wenig Hilfe von Ayla gelang es ihm, neben seinem Lager ein kleines Feuer zu entfachen. Abermals betrachtete er die beiden Steine.
»Wer hat dich gelehrt, auf diese Weise Feuer zu machen?«
Sie verstand, was er fragte, nur wußte sie nicht, wie es ihm sagen. »Ayla tun«, sagte sie.
»Ja, ich weiß, daß du es machst. Bloß: Wer hat es dir gezeigt?«
»Ayla … zeigen.« Wie sollte sie ihm von jenem Tag erzählen, da ihr Feuer ausgegangen und das Handbeil zerbrochen war und sie den Feuerstein entdeckt hatte? Für einen Augenblick barg sie das Gesicht in den Händen, suchte nach einer Möglichkeit, es ihm zu erklären, doch dann blickte sie ihn kopfschüttelnd an. »Ayla nicht gut reden.«
Er erkannte, daß sie das Gefühl hatte, eine Niederlage hinnehmen zu müssen. »Das kommt schon, Ayla. Dann kannst du es mir später sagen. Es wird nicht mehr lange dauern – du bist eine erstaunliche Frau.« Er lächelte sie an. »Heute gehe ich hinaus, nicht wahr?«
»Ayla sehen …« Sie zog das Fell zurück, mit dem er zugedeckt war, und untersuchte das Bein. Die Stellen, wo die Knoten gesessen hatten, wiesen ein kleines bißchen Schorf auf; das Bein insgesamt schien gut zu verheilen. Es
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