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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ayla«, sagte er.
»Diesen Traum habe ich, solange ich zurückdenken kann – er stellt sich immer wieder ein. In einem bin ich in einer kleinen Höhle, und eine krallenbewehrte Tatze streckt sich nach mir aus. Ich glaube, auf die Weise hat mein Totem mich gekennzeichnet An den anderen konnte ich mich nie erinnern, aber jedesmal, wenn ich davon aufwachte, habe ich gezittert und war mir übel. Nur diesmal nicht. Ich habe sie gesehen, Jondalar. Ich habe meine Mutter gesehen!«
»Ayla, hörst du dich eigentlich?«
»Was meinst du?«
»Du sprichst, Ayla! Du sprichst!«
Einst hatte Ayla sprechen können. Wenn es auch nicht dieselbe Sprache war, hatte sie doch das Gefühl und Empfinden für Sinn und Rhythmus einer gesprochenen Sprache gekannt. Sie hatte vergessen, sich durch Sprache auszudrücken, weil ihr Überleben von einer anderen Verständigungsart abgehangen hatte – und weil sie die Tragödie hatte vergessen wollen, die sie allein zurückgelassen hatte. Wenn es auch nicht auf bewußter Bemühung beruhte, sie hatte mehr von Jondalars Sprache gehört und sich mehr eingeprägt, als ihr bewußt war. Syntax, Grammatik und Betonung gehörten ja zu den Lauten dazu, die sie aufnahm, wenn er sprach.
Wie ein Kind, das sprechen lernt, war sie mit der Fähigkeit und dem Wunsch zu sprechen geboren; sie brauchte nur ständigem Sprechen ausgesetzt zu werden. Nur ihre Motivation war stärker als die eines Kindes, und deshalb lernte sie schneller. Obwohl sie einige seiner Laute und die Art, wie er sie hervorbrachte, nicht genau nachmachen konnte, war ihr seine Sprache auf ganz natürliche Weise zugewachsen.
»Ja, das tue ich. Ich kann sprechen, Jondalar. Ich kann in Worten denken!«
Da ging beiden auf, daß er sie im Arm hielt, und beide wurden verlegen. Er nahm die Arme herunter.
»Ist es schon morgen?« fragte Ayla, als sie die leichte Helligkeit am Höhleneingang und am Rauchloch oben wahrnahm. Sie warf die Felle zurück, unter denen sie gelegen hatte. »Ich habe ja nicht gewußt, daß ich solange schlafen würde. Große Mutter! Ich muß unbedingt anfangen, das Fleisch zu trocknen.« Auch seine Ausrufe hatte sie mit aufgenommen. Er lächelte. Es hatte schon etwas Erschreckendes oder Ehrfurchtgebietendes, sie plötzlich sprechen zu hören; doch auch noch zu hören, wie seine Ausrufe ihr über die Lippen kamen, und noch dazu mit ihrer eigentümlichen Aussprache, war schon komisch.
Sie lief auf den Eingang zu und blieb wie angewurzelt stehen. Sie rieb sich die Augen und sah noch einmal hin. An Schnüren aufgehängte zungenförmige und dünn geschnittene Fleischstücke zogen sich von einem Ende des Platzes vor der Höhle zur anderen; unten auf dem Boden glosten mitten dazwischen mehrere kleine Feuer. Träume ich denn immer noch? Waren denn plötzlich alle Frauen des Clans erschienen, um ihr zu helfen?
»Am Herdfeuer habe ich ein Stück von der Lende aufgespießt, falls du hungrig bist«, sagte Jondalar mit aufgesetzter Beiläufigkeit und einem breiten selbstgefälligen Grinsen.
»Du! Du hast das gemacht?«
»Ja, das habe ich.« Sein Grinsen wurde womöglich noch breiter. Sie reagierte noch besser auf seine kleine Überraschung, als er angenommen hatte. Mochte er auch noch nicht wieder soweit sein, daß er auf die Jagd gehen konnte – zumindest konnte er die Tiere enthäuten, die sie anbrachte, und anfangen, das Fleisch zu trocknen, zumal er gerade ein paar neue Messer gemacht hatte.
»Aber … du bist doch ein Mann!« sagte sie wie vor den Kopf geschlagen. Jondalar war seine Überraschung wesentlich besser gelungen, als er ahnte. Nur dadurch, daß sie sich auf ihre Erinnerungen verließen, erwarben Clansangehörige das Wissen und die Fertigkeiten, die sie instandsetzten zu überleben. Für sie hatte sich die instinktive Fähigkeit herausgebildet, sich an Können und Fertigkeiten ihrer Vorfahren zu erinnern und sie – in ihren Gehirnwindungen gespeichert – an ihre Nachkommen weiterzugeben. Die Aufgaben, die Männer und Frauen zu verrichten hatten, waren seit so vielen Generationen unterschieden worden, daß Clansangehörige ein geschlechtsspezifisches Erinnerungsvermögen hatten. Männer waren unfähig, die Aufgaben von Frauen zu übernehmen und umgekehrt; sie waren nicht mit den dafür notwendigen Erinnerungen ausgestattet.
Ein Clans-Mann hätte jagen oder einen zu Tode gekommenen Hirsch finden und diesen auch zurückbringen können. Er hätte seiner Beute sogar das Fell abziehen können, wenn auch weniger geschickt als eine

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