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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Frau. Und unter Druck hätte er es wohl auch verstanden, ein paar Fleischbatzen herauszuhacken. Nie jedoch wäre er auf die Idee gekommen, das Fleisch aufzuschneiden, um es zu trocknen; und selbst wenn er auf den Gedanken gekommen wäre, er hätte nicht gewußt, wie beginnen. Auf keinen Fall hätte er das Fleisch in regelmäßige dünne Scheiben zerlegen können, die schön gleichmäßig trockneten, und wie Ayla sie jetzt vor Augen hatte.
»Darf ein Mann denn nicht mal ein bißchen Fleisch zerschneiden?« fragte Jondalar. Er wußte, daß manche Völker hinsichtlich der Männer- und der Frauen-Arbeit unterschiedlichen Gebräuchen folgten; er jedoch hatte ihr nur helfen wollen. Er hatte nicht angenommen, daß sie gekränkt sein könnte.
»Beim Clan kann die Frau nicht jagen und der Mann nicht … Essen machen«, versuchte sie zu erklären.
»Aber du gehst doch auf die Jagd.«
Diese Feststellung ließ sie überraschend zusammenfahren. Sie hatte vergessen, daß sie mit ihm die Unterschiede zwischen dem Clan und den Anderen teilte.
»Ich … ich bin keine Clans-Frau«, sagte sie verunsichert. »Ich …« Sie wußte nicht, wie sie es ihm erklären sollte. »Ich bin wie du, Jondalar. Eine von den Anderen.«

23
    Ayla hielt, ließ sich von Winnie herabgleiten und reichte Jondalar den tropfenden Wasserschlauch. Er nahm ihn und stillte mit großen Zügen seinen Durst. Sie waren weit das Tal hinuntergezogen, fast bei den Steppen und ein beträchtliches Stück vom Fluß entfernt.
    In Wellen neigte sich das goldene Gras um sie herum. Sie waren dabei gewesen, die Körner von Rispen- und Kolbenhirse sowie Roggen einzuheimsen, die auf einem gemischten Schlag gediehen, zu dem auch noch die nickenden Ähren der zweizeiligen Gerste sowie Einkorn und zweiblütiger Emmer gehörten. Es war eine harte, zeitraubende Arbeit, die kleinen harten Körner von den Fruchtständen einzelner Stengel abzustreifen. Die kleine runde Hirse, die in die eine Abteilung des zweigeteilten Sammelkorbs kam, den sie an einer Schnur um den Hals trugen, um die Hände freizuhaben, ließ sich leicht abbrechen, mußte jedoch zusätzlich geworfelt werden, wohingegen der Roggen, der in die andere Abteilung kam, sich sauber aus der Ähre löste.
    Ayla schlang sich die Schnur ihres Korbes wieder um den Hals und arbeitete weiter. Jondalar gesellte sich kurze Zeit darauf wieder zu ihr. Eine Zeitlang streiften sie Seite an Seite Körner ab, doch dann wandte er sich an sie: »Wie ist das eigentlich zu reiten, Ayla?« fragte er.
    »Das ist schwer zu erklären«, sagte sie und überlegte. »Wenn man schnell dahinfliegt, ist es sehr aufregend. Aber das langsame Reiten auch. Es gibt mir ein so gutes Gefühl, wenn ich auf Winnies Rücken sitze.« Sie streifte weiter Ähren ab, hielt dann jedoch inne und sagte: »Möchtest du es einmal ausprobieren?«
    »Was ausprobieren?«
»Winnie zu reiten.«
Er sah sie an, versuchte herauszubekommen, welche Gefühle
    sie wirklich dabei bewegten. Es hatte ihn schon seit geraumer Zeit gereizt, einmal zu reiten, doch schien sie eine solch persönliche Beziehung zu dem Tier zu haben, daß er nicht wußte, wie er taktvoll darum bitten sollte. »Ja, das würde ich gern. Aber würde Winnie mich auch lassen?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie warf einen Blick auf den Sonnenstand, um zu sehen, wie spät es sei, dann schwang sie sich den Korb auf den Rücken.
    »Das werden wir ja sehen.«
     
    »Jetzt?« fragte er. Sie nickte und machte sich bereits auf den
    Rückweg.
»Und ich dachte, du hättest das Wasser geholt, damit wir noch
länger Körner einheimsen können.«
»Das habe ich auch. Nur habe ich vergessen, daß das Ernten
mit zwei Paar Händen schneller geht als nur mit einem. Ich
hatte nur in meinen Korb gesehen – ich bin es nicht gewohnt,
daß man mir hilft.«
Was dieser Mann alles konnte, überraschte sie immer aufs
neue. Er war nicht nur bereit, sondern auch imstande, alles zu
tun, was auch sie konnte, oder aber er konnte es lernen. Er war
neugierig und interessierte sich für alles; eine besondere Freude
machte es ihm, etwas Neues auszuprobieren. Sie sah sich selbst
in ihm wieder, und erst jetzt begriff sie, wie ungewöhnlich sie
dem Clan vorgekommen sein mußte. Dennoch hatten sie sie bei
sich aufgenommen und versucht, sie ihrer Art zu leben
anzupassen.
Schwungvoll schob Jondalar seinen Pflückkorb auf den
Rücken und faßte neben ihr Schritt. »Ich bin bereit, für heute
Schluß zu machen. Außerdem hast du schon soviel Körner,
Ayla, und

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