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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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könnte ja sein, daß du nicht so stark wirst; aber stark genug.
Wer aber wird das Spiel des Lautmachens mit dir spielen? Und wer dir die Freudenlaute vormachen?
Ich muß damit aufhören, schalt sie sich und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort. Ich sollte froh sein, daß du Leute hast, die dich lieben, Durc. Später, wenn du älter bist, wird Ura deine Gefährtin werden. Oda hat versprochen, sie zu einer guten Frau für dich heranzuziehen. Auch Ura ist nicht mißgestaltet. Bloß anders. Wie du. Ob ich wohl jemals einen Gefährten finde?
Ayla sprang auf, um sich um ihr Essen zu kümmern und sich zu bewegen, bloß, um etwas zu tun und nicht immer an das Vergangene zu denken. Das Fleisch war noch halb roh, doch sie fand es genießbar. Die wilden Karotten – klein und blaßgelb – waren zart und hatten einen süßlichen, leicht bitteren Nachgeschmack. Was ihr fehlte, war das Salz, das sich in der Nähe des Binnenmeeres immer reichlich hatte finden lassen, doch war der Hunger im Augenblick die richtige Würze. Während sie weiterhin den Hasenbalg sauberschabte, ließ sie den Rest des Hasen noch etwas länger garen; jetzt, wo sie gegessen hatte, war ihr wesentlich wohler zumute.
Die Sonne stand hoch, und sie beschloß, das Loch zu untersuchen, das sie oben in der Felswand entdeckt hatte. Sie legte ihren Überwurf ab, schwamm über den Fluß hinüber und hangelte sich an den freiliegenden Baumwurzeln aus dem tiefen Wasser heraus. Es war schwierig, die nahezu senkrecht in die Höhe strebende Felswand hochzuklettern, und sie überlegte, ob es überhaupt die Mühe lohnte, selbst wenn sich herausstellen sollte, daß es sich bei dem Loch tatsächlich um den Eingang zu einer Höhle handelte. Dennoch war sie enttäuscht, als sie schließlich auf ein schmales Sims vor dem dunklen Loch gelangte, das, wie sie feststellte, kaum mehr als eine Vertiefung im Felsen war. Die Losung einer Hyäne in einer schattigen Ecke machte ihr klar, daß es einen leichteren Zugang von der Steppe herunter geben mußte; aber für mehr als ein Tier dieser Größe war eigentlich kein Platz.
Schon wollte sie sich wieder an den Abstieg machen, da ließ sie den Blick noch einmal schweifen. Weiter unten am Fluß und etwas tiefer an der gegenüberliegenden Wand erkannte sie den oberen Teil jener Felsbarriere, die in die Biegung des Flusses vorstieß. Diese Felsbarriere bildete dort oben ein breites Band, und im Hintergrund schien in der Felswand ein weiteres Loch vorhanden zu sein – eines, das offenbar tiefer in den Felsen hineinführte als dieses hier. Sie hatte von dort, wo sie stand, einen guten Überblick und erkannte einen steilen, doch gangbaren Weg hinauf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf. Wenn es sich um eine Höhle handelte, die einigermaßen Raum bot, hätte sie einen trockenen Platz, darin zu übernachten. Als sie wieder halb unten war, sprang sie in den Fluß hinein, so sehr brannte sie darauf nachzusehen.
Gestern abend auf dem Weg herunter muß ich daran vorübergekommen sein, dachte sie, als sie sich an den Aufstieg machte. Wahrscheinlich war es einfach schon zu dunkel. Dann fiel ihr ein, daß man sich einer unbekannten Höhle immer mit äußerster Vorsicht zu nähern habe, und so kehrte sie noch einmal um und holte ihre Schleuder und ein paar Steine.
Gestern hatte sie sich sehr behutsam herabgetastet, doch jetzt, bei hellem Tageslicht, stellte sie fest, daß sie sich überhaupt nicht festzuhalten brauchte. Über die Jahrtausende hatte der Fluß sich immer tiefer in das gegenüberliegende Felsufer hineingefressen; hier, auf dieser Seite, war der Felsen gar nicht so steil. Als sie sich dem Sims näherte, packte Ayla ihre Schleuder fester und bewegte sich mit gespannter Aufmerksamkeit weiter voran.
Alle ihre Sinne waren hellwach. Sie lauschte auf Atemgeräusch und leises Geraschel; hielt Ausschau nach irgendwelchen Zeichen, die ihr verrieten, daß sie in letzter Zeit bewohnt worden war; schnupperte nach den typischen Gerüchen fleischfressender Tiere, Kot- und Aasgeruch und machte sogar den Mund auf, um den Geschmacksnerven zu gestatten, ihrem Geruchssinn zu helfen; achtete darauf, ob ihre nackte Haut nicht irgendwelche Wärme wahrnahm, die aus der Höhle herauskam; und erlaubte ihrer Eingebung, sie zu leiten, als sie sich lautlos der Öffnung im Felsen näherte. Sie hielt sich ganz nahe an der Felswand, kroch zuletzt an das dunkle Loch heran und spähte hinein.
Sie sah nichts.
Die nach Südwesten gehende Öffnung war klein.

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