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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wollte nicht weichen, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ganz aufzuwachen und hinunterzugreifen. Sie hielt den Gegenstand in der Hand und erkannte im dämmerigen roten Schimmer des nahezu erloschenen Feuers die Umrisse des Donii. Mit blitzharter Erkenntnis stand ihr der gestrige Tag wieder lebendig vor Augen, und sie wußte, daß die Wärme ausstrahlende Gestalt neben ihr auf dem Lager Jondalar war.
    Wir müssen nach den Wonnen eingeschlafen sein, dachte sie. Glücklich kuschelte sie sich an ihn und schloß die Augen. Doch der Schlaf wollte sich nicht wieder einstellen. Bruchstücke des Geschehens bildeten Muster und Figuren, denen sie mit ihrem inneren Gespür nachging. Die Jagd und Babys Rückkehr, die Ersten Wonnen und – alles andere überlagernd – Jondalar. Die Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte, überstiegen alle Worte, die sie kannte, erfüllten sie jedoch mit einer unsäglichen Freude. Sie lag neben ihm und dachte an ihn, bis das einfach zuviel wurde und sie still aus dem Schlaffell hinausschlüpfte. Das Elfenbeinfigürchen nahm sie mit.
    Sie trat an den Höhleneingang und sah Winnie und Renner dicht beisammenstehen. Schnaubend gab die Stute zu erkennen, daß sie die Frau erkannt hatte, und Ayla fuhr zu ihnen herum.
    »Ist es so für dich gewesen, Winnie?« sagte sie leise. »Hat dein Hengst dir Wonnen bereitet? Ach, Winnie, ich habe ja nicht gewußt, daß es so sein kann. Wie ist es nur möglich, daß es mit Broud so schrecklich war und mit Jondalar so wunderbar?«
    Der Junghengst drängte sich mit der Schnauze an sie, um sich seinen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu sichern. Sie kratzte und streichelte ihn, und zuletzt umarmte sie ihn. »Egal, was Jondalar sagt, Winnie, ich glaube, daß es der Hengst war, der dir Renner gegeben hat. Er hat ja sogar das gleiche Fell wie der Hengst, und so viele braune Pferde gibt es nicht. Kann natürlich auch sein, daß es sein Geist war, doch glaube ich das nicht.
    Ich wünschte, ich könnte ein Baby bekommen Jondalars Baby. Aber es geht nicht – was sollte ich tun, wenn er fortgeht?« Sie erbleichte, und das Gefühl, das sie befiel, hatte etwas von Entsetzen. »Wenn er geht! Ach, Winnie, Jondalar wird mich verlassen!«
    Sie rannte zur Höhle hinaus und den steilen Pfad hinunter, wobei sie sich mehr auf ihr Gefühl verließ als auf das, was sie sah. Ihre Augen waren von Tränen geblendet. Sie schoß über den steinigen Uferstreifen, bis sie vor der vorspringenden Felswand stand und nicht weiterkonnte. Dort sank sie schluchzend in sich zusammen. Jondalar geht fort! Was soll ich tun? Wie soll ich das ertragen? Was kann ich tun, um ihn zum Bleiben zu bewegen? Nichts.
    Sie schlang die Arme um die Schultern, als ob es sie fröstelte, ging noch weiter in die Hocke und lehnte sich gegen die Steinbarriere, als gälte es, einen Schlag abzuwehren. Wenn er fort war, würde sie wieder allein sein wie zuvor. Schlimmer noch als zuvor: ohne Jondalar. Was soll ich ohne ihn nur tun? Vielleicht sollte auch ich fortgehen und irgendwelche Anderen finden und bei ihnen bleiben. Nein, das geht nicht. Sie werden fragen, woher ich komme, und die Anderen hassen den Clan. In ihren Augen bin ich ein Monstrum, es sei denn, ich spreche Worte, die nicht wahr sind.
    Ich kann es nicht. Ich kann nicht zulassen, daß Creb und Iza als etwas Schändliches gelten. Sie haben mich geliebt und für mich gesorgt. Uba ist meine Schwester, und sie kümmert sich um meinen Sohn. Der Clan ist meine Familie. Als ich niemand hatte, hat der Clan sich meiner angenommen, und jetzt wollen die Anderen mich nicht.
    Und Jondalar geht fort. Ich werde wieder allein hier leben müssen, mein ganzes Leben lang. Da könnte ich genausogut tot sein. Broud hat mich verflucht; und jetzt hat er doch gewonnen. Wie soll ich ohne Jondalar leben?
    Ayla weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte und nur eine verzweifelte Leere in sich spürte. Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die Augen und wischte die Tränen fort; dabei merkte sie, daß sie immer noch die Donii in der Hand hielt. Sie drehte sie und betrachtete sie von allen Seiten, war von Staunen und Bewunderung über die Möglichkeit, ein kleines Stück Elfenbein in eine kleine Frau zu verwandeln, ebenso erfüllt wie von dem Figürchen selbst. Im Mondlicht sah es ihr womöglich noch ähnlicher als sonst. Das zu vielen Zöpfen geflochtene Haar, die im Schatten liegenden Augen, die Nase und die Form der Wange – all das erinnerte sie an ihr Spiegelbild im Teich.
    Warum hatte

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