Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
bahnte sich den Weg durch die Menschen, kämpfte darum, zu Ihr zu gelangen und erreichte endlich die große Höhle. Ihre tiefe Öffnung. Er drang in Sie ein, und seine Männlichkeit erkundete vorsichtig ihre warmen Falten, und diese umschlossen ihn mit ihren beseligenden Tiefen. Wie wütend warf er sich vor, und seine Lust war unbändig; dann sah er ihr Gesicht, tränenüberströmt. Ihr Leib wurde von Schluchzern geschüttelt. Er wollte Sie trösten, wollte Ihr sagen, Sie solle nicht weinen, doch konnte er nicht sprechen. Er wurde beiseitegestoßen.
Er befand sich inmitten der großen Menge, die aus Ihrem Schoß herausfloß; alle trugen perlenbestickte Hemden. Er versuchte, sich den Weg zurückzubahnen, doch der Sog der Menschen trieb ihn wie ein Baumstamm, der vom Fruchtwasser davongeschwemmt wurde; wie ein Baumstamm, der mit einem blutigen Hemd daran den Großen Mutter Fluß heruntertrieb.
Er reckte den Hals, um zurückzublicken, und sah Ayla am Schlund der Höhlung stehen. Ihre Schluchzer hallten in seinen Ohren wider. Dann krachte die Höhle in sich zusammen, und ein Regen von Felsgestein prasselte hernieder. Er war allein und weinte.
Jondalar machte die Augen auf, und es war dunkel. Aylas kleines Feuer hatte sämtliches Holz verzehrt. In der absoluten Finsternis war er sich nicht sicher, ob er wirklich wach sei. Die Höhlenwand war irgendwo, und es gab keinen vertrauten Punkt, von dem aus er sich orientieren konnte. Was seine Augen betraf, so konnte er genausogut in abgrundloser Tiefe hängen und schweben. Die lebendigen Gestalten seines Traums waren greifbarer gewesen als dies hier. In der Erinnerung zogen Fetzen davon ihm durchs Gemüt, nahmen in seinen Gedanken ungeheure Dimensionen an.
Als die Nacht soweit vergangen war, daß Felsen und Höhlenöffnung gewisse Formen annahmen, hatte Jondalar angefangen, den Bildern seines Schlafs bestimmte Bedeutungen beizumessen. Es kam nicht oft vor, daß er sich an seine Träume erinnerte, doch dieser heute war so stark, so greifbar gewesen, daß er eine Botschaft der Mutter enthalten mußte. Was wollte Sie ihm zu verstehen geben? Er wünschte, ein Zelandoni wäre da, ihm bei der Deutung des Traums zu helfen.
Als das erste schwache Licht in die Höhle hereindrang, sah er eine Fülle blonden Haars, das Aylas schlafendes Gesicht einrahmte. Außerdem bemerkte er die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte. Schweigend betrachtete er sie, und allmählich durchdrang Helligkeit auch die Schatten. Er verspürte den überwältigenden Drang, sie zu küssen, doch wollte er sie nicht wecken. So hob er eine lange goldene Strähne an die Lippen und stand dann leise auf. Er fand den lauwarmen Tee, schenkte sich etwas davon ein und trat hinaus auf den Platz vor dem Höhleneingang.
Zwar fröstelte ihn in seinem Lendenschurz, doch achtete er nicht weiter auf die Temperatur, obwohl er flüchtig an die Kleider denken mußte, die Ayla ihm gemacht hatte. Er beobachtete, wie der Himmel im Osten heller wurde und die Einzelheiten des Tals deutlicher zutage traten; dann ließ er seinen Traum wieder vor sich erstehen und versuchte, den verworrenen, darin verborgenen Fäden zu folgen, um sein Geheimnis zu entwirren.
Warum hatte Doni ihm noch einmal deutlich gezeigt, daß alles Leben von Ihr kam? Das hatte er auch schon vorher gewußt, gehörte zu den unumstößlichen Tatsachen seines Lebens. Warum war Sie ihm im Traum erschienen und hatte all die Fische geboren, die Vögel und Tiere und … Flachschädel! Selbstverständlich! Sie hatte ihm sagen wollen, auch die Angehörigen des Clans seien Ihre Kinder. Warum hatte das nie zuvor jemand klargemacht? Niemand hatte je in Frage gestellt, daß alles Leben von Ihr kam. Warum wurden nun diese Geschöpfe so verächtlich gemacht? Tiere wurden sie genannt – als ob Tiere etwas Böses wären! Warum galten Flachschädel als böse?
Eben weil sie keine Tiere waren. Sie waren Menschen, eine andere Art von Menschen! Das hatte Ayla ja schon die ganze Zeit über gesagt. War das der Grund, warum einer von ihnen Aylas Gesicht trug?
Zwar konnte er verstehen, wieso die Donii, die er gemacht hatte, diejenige, die in seinem Traum dem Löwen Einhalt geboten hatte, ihr Gesicht trug – keiner würde ihm glauben, was Ayla tatsächlich getan hatte; das war noch unglaublicher als der Traum. Aber warum trug die uralte Donii ihr Gesicht? Warum sollte die Große Erdmutter Ayla ähnlich sehen?
Er wußte, daß er seinen Traum nie ganz verstehen würde, hatte aber das Gefühl, daß ihm
Weitere Kostenlose Bücher