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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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bin. Möchtest du etwas essen? Du hast nicht viel gegessen.«
Thonolan wußte, daß sein Bruder nicht fortgehen würde, solange er noch lebte. Er war erschöpft; er wollte aufgeben, sehnte sich nach dem Ende und wünschte, Jondalar eine Chance zu geben. »Ich habe keinen Hunger«, sagte er, doch dann erkannte er in den Augen des Bruders, wie verletzt dieser war. »Ein Schluck Wasser würde mir aber guttun.«
Jondalar goß den Rest des Wassers aus und hielt Thonolan beim Trinken den Kopf. Dann schüttelte er den Wasserbeutel. »Er ist leer. Ich gehe Wasser holen.«
Er brauchte einen Vorwand, um aus dem Zelt hinauszukommen. Thonolan gab auf. Jondalar hatte geblufft, als er gesagt hatte, er habe einen Plan. Er hatte die Hoffnung aufgegeben – kein Wunder, daß sein Bruder die Lage für hoffnungslos hielt. Ich muß eine Möglichkeit finden, uns beide über den Fluß hinüberzubringen und Hilfe zu finden.
Er stieg eine kleine Anhöhe hinauf, von der er über die Baumkronen hinweg einen guten Blick flußaufwärts hatte; so stand er da und beobachtete einen abgebrochenen Ast, der sich an einem aus dem Wasser ragenden Felsen verfangen hatte. Er kam sich genauso hilflos und gefangen vor wie der kahle Ast, und einer Eingebung des Augenblicks nachgebend, ging er zum Fluß hinunter und befreite ihn von dem Felsen, der ihn festhielt. Er sah ihm nach, wie die Strömung ihn stromabwärts führte und überlegte, wie lange es wohl dauern mochte, ehe er sich wieder an etwas verfing und festsaß.
Schließlich drehte er der Schwester den Rücken zu und kehrte zurück an den kleinen Bach, der sein bißchen Wasser dem reißend dahinströmenden Fluß hinzufügte. Er füllte den Wasserbeutel und machte sich auf den Rückweg. Er war sich nicht sicher, was ihn stromaufwärts blicken ließ – bei dem Rauschen, das der dahineilende Strom erzeugte, konnte er nichts gehört haben –, doch als er hinsah, blieb er fassungslos und offenen Mundes stehen.
Von flußaufwärts her näherte sich etwas, hielt direkt auf das Ufer zu, auf dem er stand. Ein monströser Wasservogel mit langem, gebogenem Hals mit einem kammgekrönten Kopf und starrblickenden Augen kam auf ihn zugeglitten. Als der Vogel näherkam, nahm Jondalar auf seinem Rücken Bewegung wahr und erkannte die Köpfe anderer Wesen. Eines der kleineren Lebewesen winkte.
»Ho-la!« rief eine Stimme. Jondalar hatte noch nie einen willkommeneren Laut gehört.

7
    Ayla fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißbedeckte Stirn und sah lächelnd das kleine gelbe Pferd an, das sie anstupste und versuchte, seine Schnauze unter ihre Hand zu schieben. Das Füllen verlor Ayla nicht gern aus den Augen und folgte ihr überallhin. Dagegen hatte Ayla nichts einzuwenden; sie war froh darüber, Gesellschaft zu haben.
    »Kleines Pferd, wieviel Korn soll ich jetzt für dich sammeln?« gab Ayla ihm durch ihre Handbewegungen zu verstehen. Das kleine, strohfarbene Tier folgte den Bewegungen der Hände sehr aufmerksam und erinnerte Ayla daran, wie sie als junges Mädchen angefangen hatte, die Gebärdensprache des Clans zu lernen. »Willst du etwa Reden lernen? Nun, es ist schon gut, wenn du verstehst. Ohne Hände würde das Reden dir schwerfallen. Immerhin scheinst du dich darum zu bemühen, mich zu verstehen.«
    Wenn Ayla redete, benutzte sie auch einige wenige Laute; die gewöhnliche Sprechweise ihres Clans war nicht vollständig stumm; nur die förmliche alte Sprache beruhte ausschließlich auf Gebärden und verzichtete auf jeden Laut. Das Füllen spitzte die Ohren, als sie ein Wort laut aussprach.
    »Du hörst zu, nicht wahr, kleines Fohlen?« Ayla schüttelte den
    Kopf.
»Immer wieder nenne ich dich Fohlen, kleines Pferd.
Irgendwie erscheint mir das nicht recht. Ich finde, du brauchst
einen Namen. Ist es das, worauf du lauschst – auf den Klang
deines Namens? Ich möchte mal wissen, wie die Stute, deine
Mutter dich gerufen hat. Aber selbst wenn ich das wüßte, ich
könnte den Namen ja vermutlich doch nicht aussprechen.« Das junge Pferd beobachtete sie sehr wach; es wußte, daß Ayla
ihm Aufmerksamkeit entgegenbrachte, wenn sie die Hände auf
diese bestimmte Weise bewegte. Es wieherte, als Ayla aufhörte. »Soll das eine Antwort sein? – Winniiie!« versuchte Ayla, das
Wiehern nachzumachen. Das Füllen antwortete mit einem
Kopfrucken und neuerlichem Gewieher auf den fast vertrauten
Laut.
»Heißt du etwa so?« fragte Ayla lächelnd in Gebärdensprache.
Abermals ruckte das Füllen mit dem Kopf, sprengte

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