Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
landete. Sie saß so nahe, daß sie die Hitze spürte, als sie solange auf den schwelenden Zunder blies, bis ein richtiges Flämmchen entstand. Ayla streute Schnipsel und kleine Späne darüber, und ehe sie sich’s versah, hatte sie ein Feuer.
Es ging lächerlich einfach. So einfach, daß sie es kaum glauben konnte. Sie mußte sich das Ganze noch einmal beweisen, häufte aus diesem Grunde mehr Zunder, mehr Holzschnipsel und späne aufeinander, und bald hatte sie ein zweites Feuer, dann noch ein drittes und ein viertes. Sie war erfüllt von einer Erregung, die zum Teil Angst, zum Teil ehrfürchtige Scheu und zum Teil Entdeckerfreude war; zu dem allen gesellte sich eine große Portion Fassungslosigkeit als sie zurücktrat und ihre vier verschiedenen Feuer betrachtete.
Durch den Rauchgeruch angezogen, kam Winnie um die Felswand herumgetrabt. Feuer, das ihr einst solchen Schrecken eingejagt hatte, roch heute nach Geborgenheit.
»Winnie!« rief Ayla und lief auf das kleine Pferd zu. Irgend jemand mußte sie es sagen, mit irgendwem ihre Entdeckung teilen, selbst wenn es nur ein Pferd war. »Schau!« gab sie dem Füllen mittels Gebärdensprache zu verstehen. »Schau dir diese Feuer an! Sie sind mit Steinen gemacht worden, Winnie, mit Steinen!« Die Sonne brach durch die Wolken, und plötzlich schien der ganze Uferstreifen zu glitzern.
Ich hatte unrecht, als ich dachte, an diesen Steinen sei nichts Besonderes. Ich hätte es wissen müssen; mein Totem hat mir einen in die Hand gegeben. Schau sie dir an. Jetzt, wo ich es weiß, kann ich das Feuer sehen, das darin lebt. Woraufhin sie sehr nachdenklich wurde. Aber warum ich? Warum ausgerechnet ich? Einmal hat mein Höhlenlöwe mir einen in die Hand gegeben, um mir zu verstehen zu geben, daß Durc am Leben bleiben würde. Was will er mir jetzt zu verstehen geben?
Sie erinnerte sich an die sonderbare Vorahnung, die sie überkommen hatte, nachdem das Feuer erloschen war. Und jetzt, wo sie inmitten von vier Feuern stand, erschauerte sie, spürte sie das Gefühl von neuem. Dann, unversehens, empfand sie eine ungeheure Erleichterung, obwohl sie sich gar nicht bewußt war, sich jemals Sorgen gemacht zu haben.

8
    »Hallo! Hallo!« rief Jondalar laut und lief armschwenkend ans Flußufer hinunter.
    Ein ungeheures Gefühl der Erleichterung erfüllte ihn. Zuvor war er völlig verzagt gewesen, doch der Klang einer anderen menschlichen Stimme ließ neue Hoffnung in ihm aufkeimen. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, daß es sich um Feinde handeln könnte; nichts konnte schlimmer sein als die vollkommene Hilflosigkeit, der er ausgeliefert gewesen war. Außerdem machten sie keinen feindseligen Eindruck.
    Der Mann, der ihn angerufen hatte, hielt ein Seil in der Hand, das am einen Ende des merkwürdigen, riesigen Wasservogels befestigt war. Jondalar erkannte, daß es sich nicht um ein Lebewesen handelte, sondern vielmehr um eine Art Fortbewegungsmittel. Der Mann warf ihm das Seil zu. Jondalar ließ es fallen und lief ins Wasser hinterher, daß es aufspritzte. Eine Handvoll anderer Männer, die an einem anderen Seil zogen, kletterte heraus und watete durch das Wasser, das ihnen bis zu den Hüften ging. Einer von ihnen, der lächelte, als er den Ausdruck auf Jondalars Gesicht sah – und in dem Hoffnung und Erleichterung sich mit der Verlegenheit darüber mischten, was er mit dem Seil in der Hand anfangen sollte –, nahm ihm das Tau ab. Er zog das Fahrzeug näher heran, machte das Seil an einem Baum fest und ging dann nachsehen, wie straff das andere Tau gespannt war, das sie um den Stumpf eines abgebrochenen Astes von einem großen Baum gelegt hatten, der halb untergegangen im Fluß lag.
    Noch ein anderer Insasse des Wasserfahrzeugs sprang über die Brustwehr auf eben diesen Baumstamm, um zu prüfen, wie fest er saß. Dann sprach er ein paar Worte in einer unbekannten Sprache, und eine leiterähnliche Brücke wurde in die Höhe gehoben und bis zum Baum hinübergeschoben. Er kletterte zurück, um einer Frau zu helfen, die eine dritte Person über diese Brücke und den Baumstamm hinweg ans Ufer geleitete, obwohl es so aussah, als ob diese gar nicht darauf angewiesen wäre, sich leiten zu lassen.
    Diese Person – der offensichtlich große Ehrfurcht entgegengebracht wurde – hatte eine stolze, geradezu königliche Haltung, doch eignete ihr auch etwas schwer zu Fassendes und Undefinierbares, eine gewisse Zweideutigkeit, jedenfalls etwas, das Jondalar diese Person offenen Mundes anstarren ließ.

Weitere Kostenlose Bücher