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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Hammerstein wieder hin und griff nach dem Feinmeißel. Dabei warf sie nur einen flüchtigen Blick in Richtung auf ihre Gerätschaften. Ihre Augen waren auf den Feuerstein gerichtet, und so griff sie daneben und hob einen Stein auf, der unter vielen anderen am Ufer gelegen hatte – und gab damit den Anstoß zu etwas, das ihr ganzes Leben verändern sollte.
Nicht alle Erfindungen entspringen irgendwelchen Notwendigkeiten. Bisweilen spielt auch der Zufall eine entscheidende Rolle. Worauf es ankommt, ist, jeweils die Möglichkeiten zu erkennen. Sämtliche Elemente waren vorhanden, doch einzig der Zufall sorgte dafür, daß sie genau im richtigen Moment alle zusammenkamen. Der Zufall spielte überhaupt die größte Rolle. Kein Mensch, gar nicht zu reden von der jungen Frau, die in einem einsamen Tal an einem steinigen Strand saß, hätte davon geträumt, ein solches Experiment absichtlich herbeizuführen.
Als Aylas Hand nach dem Feinmeißel griff, stieß sie statt dessen auf ein Stück Eisenpyrit von ungefähr der gleichen Größe. Als sie das frisch freigelegte Innere des fehlerhaften Feuersteins damit traf, lag zufällig der trockene Zunder aus ihrer Höhle in der Nähe, und der Zufall wollte es, daß der durch das Zusammenprallen der beiden Steine entstandene Funke geradewegs in einen Bausch zerzauster Fasern fiel. Am allerwichtigsten war jedoch, daß Ayla just in diesem Augenblick zufällig in diese Richtung blickte, als der Funke flog, auf dem Zunder landete, der einen Moment schwelte und dann im Erlöschen einen Rauchfaden in die Höhe schickte.
Das war die Zufallsentdeckung. Was Ayla dazu beitrug, war die Fähigkeit, die Zusammenhänge und die anderen dazugehörigen Elemente zu erkennen; sie verstand den Vorgang des Feuermachens, denn sie brauchte Feuer und hatte auch keine Angst, etwas Neues auszuprobieren. Trotzdem brauchte sie einige Zeit, um zu erkennen und zu würdigen, was sie da beobachtet hatte. Im ersten Augenblick verwirrte der Rauch sie. Sie mußte erst überlegen, ehe sie den Zusammenhang zwischen dem Rauchfaden und dem Funken herstellte; was sie jedoch am meisten verwirrte, war der Funke. Woher war er gekommen? Diese Frage stellte sie sich, als sie den Stein in ihrer Hand betrachtete.
Es war der falsche Stein! Nicht der Feinmeißel, sondern einer von den matt schimmernden Steinen, die überall am Flußufer umherlagen. Trotzdem immer noch ein Stein, und Stein brannte nicht. Gleichwohl – irgend etwas hatte einen Funken erzeugt, der den Zunder hatte in Rauch aufgehen lassen. Der Zunder hatte schließlich geschwelt, oder?
Bereit zu glauben, sie habe sich das alles eingebildet, hob sie den Bausch der rauhen Rindenfaser in die Höhe, doch als sie daran rieb, hinterließ das kleine Loch, das hineingebrannt war, Ruß an ihren Fingern. Daraufhin nahm sie nochmals das Stück Eisenpyrit zur Hand und besah es sich ganz genau. Wie war der Funke aus dem Stein ausgefahren? Was hatte sie getan? Der Feuersteinsplitter! Sie hatte gegen den Feuerstein geschlagen. Sie kam sich zwar ein bißchen albern vor, schlug aber die beiden Steine trotzdem zusammen. Nichts geschah.
Was hast du erwartet? sagte sie sich. Dann schlug sie sie nochmals zusammen, mit mehr Macht diesmal – schlug zu und sah den Funken fliegen. Plötzlich nahm eine Idee, die sich widerstrebend in ihr gebildet hatte, in ihrem Kopf deutlich Gestalt an. Eine merkwürdige, erregende Idee, eine die sogar etwas Angst machte.
Behutsam legte sie die beiden Steine auf ihrem ledernen Schutzschurz oben auf dem Beinknochen des Mammuts nieder; dann suchte sie die Sachen zum Feuermachen zusammen. Nachdem alles bereitlag, nahm sie die Steine zur Hand, hielt sie nahe an den Zunder und schlug sie zusammen. Ein Funke flog davon und erlosch an den kalten Steinen. Sie veränderte den Winkel und versuchte es nochmals, diesmal allerdings nicht mit genügend Kraft. Daraufhin schlug sie die Steine kräftiger zusammen und beobachtete, wie ein Funke mitten im Zunder landete. Er versengte ein paar Fasern und erstarb dann; der kleine Rauchfaden jedoch, der entstand, war ermutigend. Noch einmal schlug sie die Steine zusammen, eine Windbö fuhr heran, und der schwelende Zunder flammte auf, ehe er erlosch.
Natürlich! Ich muß darauf blasen. Sie setzte sich anders hin, um auf die im Entstehen begriffene Flamme blasen zu können, und erzeugte mit ihren Steinen noch einen Funken. Diesmal war es ein starker, heller, lange glosender Funke, der auch noch genau an der richtigen Stelle

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