Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
beantwortete das von ihm Gesagte mit Worten, die er so wenig verstand, wie sie die seinen verstanden hatte. Doch ihre Stimme klang angenehm, und sie schien zu wissen, daß er ihre Gesellschaft wünschte.
»Wenn ich euch nur danken könnte. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäret ihr nicht gekommen.« Er runzelte die Stirn, um Besorgnis und Spannung auszudrücken, und sie lächelte verständnisvoll. »Ich wünschte, ich könnte euch fragen, woher ihr gewußt habt, daß wir hier waren, und wieso euer Zelandoni oder wie ihr euren Heilkundigen sonst nennt, den Weg zu uns gefunden hat.«
Sie antwortete und zeigte dabei auf das Zelt, das in der Nähe errichtet worden war und das jetzt von einem Feuer innen erleuchtet wurde. Verkrampft schüttelte er den Kopf. Es sah so aus, als ob sie ihn fast verstünde; nur konnte er sie nicht verstehen.
»Ich nehme zwar an, daß es nicht weiter von Wichtigkeit ist«, sagte er.
»Aber ich wünschte, euer Heiler würde mich bei Thonolan lassen. Selbst ohne Worte war klar, daß meinem Bruder keine Hilfe zuteil werden würde, ehe ich nicht gegangen war. Ich zweifle ja nicht an den Fähigkeiten des Heilkundigen. Ich möchte ja nur bei ihm bleiben, das ist alles.«
Bei diesen Worten blickte er sie so ernsthaft an, daß sie ihm begütigend die Hand auf den Arm legte. Er versuchte zu lächeln, doch gelang ihm das nur kläglich. Der Zeltvorhang erregte seine Aufmerksamkeit; eine alte Frau trat heraus.
»Jetamio!« rief sie und ließ dem noch andere Worte folgen.
Rasch erhob sich die junge Frau, doch Jondalar ergriff ihre Hand und hielt sie fest. »Jetamio?« fragte er und zeigte dabei auf sie. Sie nickte. »Jondalar«, sagte er und tippte sich dabei auf die eigene Brust.
»Jondalar«, wiederholte sie langsam. Dann blickte sie zum Zelt hinüber, tippte erst auf sich, dann auf ihn und zeigte dann auf das Zelt.
»Thonolan«, sagte er und wiederholte den Namen, als sie auf das Zelt zueilte. Wie Jondalar bemerkte, hinkte sie leicht, doch schien sie das nicht zu behindern.
Seine Hose war noch feucht, doch er zog sie hastig über und schoß dann auf ein Gebüsch zu, ohne sie vorher zuzumachen oder seine Stiefel anzuziehen. Er hatte seinen Drang seit dem Erwachen zurückgehalten, aber seine Extrakleidung befand sich in seiner Kiepe, die er in dem großen Zelt zurückgelassen hatte, wo der Heilkundige Thonolan behandelte. Jetamios Grinsen den Abend zuvor hatte zur Folge, daß er es sich zweimal überlegte, ehe er, in nichts anderes als in sein kurzes Untergewand gekleidet, gleichmütig zu dem abgelegenen Gebüsch hinüberschlenderte. Auch wollte er nicht unbeabsichtigt gegen irgendeine Sitte oder ein Tabu dieser Menschen verstoßen, die ihm halfen – jedenfalls nicht, wo auch noch zwei Frauen im Lager waren.
Zuerst hatte er versucht aufzustehen und in seine Schlafrolle gehüllt hinüberzugehen; dann hatte er lange gewartet, ehe es ihm in den Sinn kam, seine Hose doch anzuziehen, ob sie nun feucht war oder nicht; inzwischen hatte er fast schon vergessen, daß es ihm peinlich war, und war bereit, einfach loszulaufen. Wie die Dinge nun einmal standen, folgte ihm Jetamios Gelächter.
»Tamio, lach’ nicht über ihn. Das ist nicht nett«, sagte die ältere Frau, doch verpuffte die Kraft ihrer Vorhaltung, als sie versuchte, ihr eigenes Lachen zu unterdrücken.
»Ach, Roshario, ich will mich ja gar nicht über ihn lustig machen. Ich kann nur nicht anders. Hast du gesehen, wie er versucht hat, in seiner Schlafrolle zu gehen?« Schon wieder mußte sie kichern, wenn sie sich auch bemühte, es nicht zu tun. »Warum nur ist er nicht einfach aufgestanden und hingegangen?«
»Vielleicht gelten bei seinem Volk andere Sitten und Gebräuche, Jetamio. Die beiden müssen von weither kommen. Ich habe noch nie zuvor Kleidung wie die ihre gesehen, und seine Sprache hat mit der unseren überhaupt nichts gemein. Die meisten Reisenden gebrauchen ein paar Wörter, die den unsrigen ähneln. Ich glaube, manche von seinen Wörtern könnte ich nicht mal aussprechen.«
»Du mußt recht haben. Er muß irgendwas dagegen haben, seine Haut zu zeigen. Du hättest mal sehen sollen, wie er gestern abend rot geworden ist, bloß weil ich ein bißchen von seinem Schenkel gesehen habe. Allerdings kenne ich niemand, der so froh gewesen wäre, uns zu sehen, wie er.«
»Kannst du ihm das verdenken?«
»Wie ist denn der andere?« erkundigte sich die junge Frau, wieder ernst geworden. »Hat der Shamud irgendwas gesagt,
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